Kommentar:Die echte Arbeit fängt jetzt an

Die Demonstration gegen die AfD bedeutet für Geretsried und die Initiatoren ein großer Erfolg - doch die Freude darf nur von kurzer Dauer sein

Von David Costanzo

So hat sich die AfD ihren Auftritt in Geretsried sicher nicht vorgestellt. Das Motto der Rechtspopulisten lautete "Das Oberland steht auf". Das Oberland stand tatsächlich auf - aber nicht gegen Flüchtlinge, sondern gegen die AfD. Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen für Geretsried und die Integration von Flüchtlingen im Landkreis sowie ein großer Erfolg für die Initiatoren bei den Freien Wählern. Doch die Freude wird von kurzer Dauer sein, das gegenseitige Schulterklopfen darf nicht über die riesige Herausforderung hinwegtäuschen, vor der Einheimische und Flüchtlinge in allen Städten und Gemeinden stehen.

Schon am Tag nach der Demonstration zieht die AfD in drei weitere Landesparlamente ein, teils mit zweistelligen Prozentwerten. Für die Rechtspopulisten auf die Straße zu gehen oder sie im stillen Wahlkämmerlein anzukreuzen, sind zwei unterschiedliche Dinge. Auf die Anhänger einer bunten Gesellschaft kommt noch viel Überzeugungsarbeit zu. Eine Gegendemo wie die in Geretsried erreicht vor allem die ohnehin schon Wohlgesonnenen - nicht die Ängstlichen.

Am leichtesten ließe sich der AfD der Nährboden entziehen, wenn Integration tatsächlich gelingt. Wenn Flüchtlinge Arbeit finden, wenn es genug bezahlbare Wohnungen gibt, wenn die Nachbarschaft funktioniert. Das ist nur mit harter, politischer Arbeit zu schaffen. Also nicht mit Sprechchören und Trillerpfeifen gegen die AfD-Sprüche - aber erst recht nicht mit der Angstmacherei der Rechtspopulisten.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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