Kommentar:Debakel für Martin Bachhuber

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Der CSU-Kandidat hat einmal mehr die Watschen abbekommen, die eigentlich seiner Partei galten. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit dieser Landtagswahl

Von Klaus Schieder

Es gehört zu den Eigentümlichkeiten im politischen Leben des Martin Bachhuber, dass er in Landtagswahlen die Watschen abbekommt, die der CSU als solcher gelten, weniger seiner eigenen politischen Arbeit. Das war 2008 so, als er vom Wähler für das von anderen CSU-Granden im Landkreis verursachte Debakel um die Kasernenkonversion in Bad Tölz bestraft wurde - damals erhielt er nur 45,9 Prozent der Stimmen, fast 30 Prozent weniger als Edmund Stoiber vor ihm. Und diesmal ging es noch weiter abwärts auf rund 38 Prozent, sogar weit unter dem Zweitstimmenergebnis für die CSU. Da halfen auch all die Auftritte mit der Parteiprominenz wie Seehofer, Söder, Stoiber und Dobrindt nichts, die Bachhuber im Landkreis absolvierte.

Vielleicht haben sie ihm eher geschadet. Bachhuber, der am Wahlsonntag seinen 63. Geburtstag feierte, hätte ein etwas besseres Präsent verdient. Wer sich im Landkreis umhört, der bekommt mit, dass sich Bachhuber auch um kleine Anliegen von Bewohnern zwischen Icking und Lenggries gekümmert hat. Solche Einsätze hängt er nicht an die große Medienglocke wie seine mal mehr, mal weniger einflussreichen Mühen um den S-7-Ausbau nach Geretsried oder die Nordumfahrung für Bad Tölz. Da ist es schon bitter, wenn auch das persönliche Wahlergebnis so schlecht ausfällt.

Ein Kümmerer ist auch Florian Streibl von den Freien Wählern, der mit fast 16 Prozent gegenüber seinem Wahlergebnis vor fünf Jahren ordentlich zulegen konnte. Bürgerbeteiligung, G 9, Ausbaubeiträge, mehr Sozialarbeiter an Schulen, Integration: Man weiß ja, wofür Streibl steht. Er profitierte diesmal wohl auch vom Aufwärtstrend der Freien Wähler, denen manch enttäuschter CSU-ler seine Stimme gegeben haben dürfte.

Die großen Gewinner sind die Grünen, auch im Landkreis. Hans Urban erhielt hier mit mehr als 20 Prozent so viele Stimmen wie noch nie ein Kandidat seiner Partei. Die Grünen sind mittlerweile die Opposition in Bayern - und das nicht bloß auf Landesebene. Diese Rolle haben sie sich in vielen Stadträten erarbeitet, gerade auch zwischen Wolfratshausen und Bad Tölz. Die SPD, die 2013 mit Paul Lehmann noch einen Achtungserfolg verbuchen konnte, verschwindet hingegen in der Versenkung.

Und dann ist da noch die AfD. Auch im Landkreis kommen die Rechtspopulisten aus dem Stand auf rund acht Prozent. Ohne sich darum wirklich bemüht zu haben, ohne eine Kandidatin mit so etwas wie einem Profil. Leider gehört auch dies zu den Seltsamkeiten dieser Landtagswahl.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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