Kommentar:Betroffene ernst nehmen

Warum die Grundstückseigentümer in Sachen Natura 2000 skeptisch sind

Von Alexandra Vecchiato

Tief sitzt das Misstrauen bei Landwirten und Waldbesitzern. Ihnen stecken die Erfahrungen mit der Ausweisung der Fauna-Flora-Habitat-Gebiete in den Knochen. Anfang der 2000er-Jahre waren ohne das Wissen der Grundstückseigentümer Flächen gemeldet worden. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass die Betroffenen gerne dabei wären, wenn die Kartierer im Auftrag der Regierung von Oberbayern die Wiesen, Moore und Wälder untersuchen.

Dass dies bei mehreren Hundert Eigentümern und Bewirtschaftern zu viel Organisations- und Zeitaufwand für Naturschutzbehörden, Landwirtschafts- und Forstämter ist, lässt sich nachvollziehen. Aber sie sollten sich dem guten Beispiel der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und München anschließen. Vorgesehen ist von staatlicher Seite, dass bei mehr als 100 Betroffenen keine schriftlichen Einladungen an die Grundstückseigentümer verschickt werden. Sie sollen über Ankündigungen in Presse und anderen Medien von den Auftaktveranstaltungen erfahren. Der Tölzer Landrat Josef Niedermaier setzt indes auf Transparenz und lässt seine Behörde die Eigentümer ermitteln - soweit dies aufgrund der Daten möglich ist. So bekommt jeder eine Einladung zu den Informationsveranstaltungen. Sein Münchner Kollege, Landrat Christoph Göbel, geht mit dieser Vorgehensweise konform.

Es wäre nicht schlecht, wenn die Regierung von Oberbayern die Eigentümer und Bewirtschafter wissen, sehen und erfahren lässt, was auf ihrem Grund und Boden vor sich geht. Immerhin scheint es ein Umdenken zu geben. Hatte Thomas Eberherr von der Regierung von Oberbayern noch bei der Auftaktveranstaltung für die Jachenau eine gemeinsame Begehung kategorisch abgelehnt, so ist eine exemplarische in der Gemeinde Dietramszell geplant. Weitere könnten folgen. Dialog ist gefordert.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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