Nur allzu gerne lamentieren die Deutschen über die ausufernde Bürokratie im Land. Das mag so manches Mal unberechtigt sein. Denn immerhin funktionieren die Verwaltungsstrukturen in der Bundesrepublik meist reibungslos und zuverlässig. Das weiß erst so richtig zu schätzen, wer schon einmal im Ausland mit staatlichen Stellen hadern musste. Doch im Gestrüpp von Paragrafen und gesetzlichen Verordnungen scheint manchmal die Lebenspraxis verloren zu gehen.
Zu Recht sind die Ickinger Gemeinderäte erbost. Einstimmig haben sie eine Nutzung der Nordzufahrt zur geplanten Geothermiebaustelle bei Höhenrain verweigert. Denn sie vermuten, dass damit ein Großteil der Baulaster durch den kleinen Weiler Attenhausen und die Höhenrainer Straße rollt. Für die Anwohner an der schmalen Durchfahrt ist das eine Zumutung. Wer die Örtlichkeit kennt, fragt sich, wie schwere Baufahrzeuge im Ort nur um die Kurve kommen sollen.
Das scheint nicht gründlich genug durchdacht. Denn eine alternative Lösung existiert sogar. Und damit kommt die Autobahndirektion Südbayern ins Spiel. Laut der Ickinger Bürgermeisterin Margit Menrad hat die Behörde nämlich eine eigene Ausfahrt von der Garmischer Autobahn A 95 nur für die Zeit der Bauarbeiten genehmigt. Das gilt allerdings nur für Lastwagen mit mehr als 40 Tonnen Gewicht. Kaum weniger massiv sind allerdings auch Fahrzeuge unterhalb dieser Masse. Warum sollten sie also nicht die extra eingerichtete Abfahrt von der Autobahn genauso nutzen dürfen? Menrad spricht davon, dass die Autobahndirektion den Verkehr dort in Grenzen halten will und es keine offizielle Ausfahrt ist. Wirklich überzeugen kann diese Argumentation nicht. Die Öffnung wäre nur temporär. Die Behörde sollte Mut beweisen und mehr Lebenspraxis zulassen.