Ultrafiltration:Wieder sauberes Wasser für Geretsried

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Die Stadt ist schon an die neue Anlage angeschlossen, es muss nicht mehr abgekocht werden. Königsdorf folgt in wenigen Wochen. Dort sind manche noch skeptisch, ob die Wasserreinigung hält, was versprochen wird

Von Felicitas Amler und Claudia Koestler, Königsdorf/Geretsried

In Geretsried muss das Trinkwasser nicht mehr abgekocht werden: Seit Donnerstag ist die neue Ultrafiltrationsanlage offiziell in Betrieb, welche die Stadt gemeinsam mit der Nachbarkommune Königsdorf betreibt. Die Königsdorfer werden allerdings erst in drei bis vier Wochen angeschlossen. Hier wie dort kommt das Trinkwasser noch einige Wochen lang gechlort aus der Leitung, da das Desinfektionsmittel sicherheitshalber ausgeschlichen werden muss. Der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) und sein Königsdorfer Amtskollege Anton Demmel (Freie Wähler) betonten beim Eröffnungstermin an der Anlage neben dem Bibisee die Bedeutung der 4,6 Millionen Euro teuren Ultrafiltration: "Definitiv ein Gewinn", sagte Demmel. "Ein tolles interkommunales Projekt", sagte Müller und ergänzte: "Ich habe auch meinen Frieden mit dem Gesundheitsamt gemacht."

Anton Demmel, Michael Müller und Jan Dühring (o.v.l.) in der Ultrafiltrationsanlage. Die Membranen sind in den weißen Zylindern rechts. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein Streit mit dieser Abteilung des Landratsamts über die Notwendigkeit einer Ultrafiltration des Trinkwassers liegt hinter den beiden Kommunen. Demmel verwahrte sich am Donnerstag gegen Kritik daran, dass diese "zwei Meinungen" vor Gericht geklärt werden mussten: "Wir sind keine Streithanseln." Seiner Ansicht nach hätte es zu Problemen kommen können, wenn Geretsried und Königsdorf sich ohne Weiteres der Anordnung des Gesundheitsamts gefügt hätten. Denn dann hätte es womöglich "eine Klagewelle" von Abnehmern wegen des erhöhten Wasserpreises gegeben. Jetzt aber habe man Rechtssicherheit, sagte Demmel.

Das Wasser wird anschließend mit UV-Strahlen behandelt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Preis fürs Trinkwasser ist wegen des Baus der Anlage in Geretsried um 30 Cent netto auf 2,05 Euro pro Liter brutto gestiegen; in Königsdorf um 25 Cent auf 1,10 Euro. Dies sei zwar "ein Wermutstropfen", sagte Bürgermeister Müller. Er gab aber zu bedenken, dass ein komplett neuer Brunnen "um ein Vielfaches teurer" gewesen wäre. Außerdem sähe er auch gar keinen Alternativstandort.

Jan Dühring, der als Leiter der Stadtwerke Geretsried für die Ultrafiltrationsanlage zuständig ist, sagte auf Nachfrage, diese sei im weiteren Umfeld "relativ exklusiv". Lediglich in Kochel gebe es eine solche Einrichtung, aber wesentlich kleiner. Ansonsten sei Trinkwasser-Ultrafiltration in Bayern eher in Schwaben und Franken zu finden. Dühring führte die Presse durch das 28 mal 15 Meter große Gebäude an der Straße Zum Lindenrain, westlich des Campingplatzes. Darin befinden sich die drei Filtrationsstraßen, die bei Bedarf um eine vierte ergänzt werden können; außerdem Netzpumpen, UV-Reaktoren, ein Druckbehälter mit 20 Kubikmeter, in dem Wasser zum Spülen der Membranen bewahrt wird, die im Wechsel auch chemisch gereinigt werden. Dühring erklärte, dass die Membranen in allen drei Filtrationsstraßen zusammen eine Fläche so groß wie ein halbes Fußballfeld ergäben.

Am Rande des Eröffnungstermins berichtete der Königsdorfer Bürgermeister, ihn erreichten nach wie vor viele Anfragen aus der Bevölkerung wegen des Trinkwassers. Offenbar, so sein Eindruck, rumore es in seiner Gemeinde mehr als in der Stadt Geretsried. Tatsächlich hat sich dies schon in früheren Jahren gezeigt. So sammelte Helga Velhorn (83) aus Königsdorf im Jahr 2014 rund 900 Unterschriften, mit denen sie sich für alternative Lösungen für ein sauberes Trinkwasser in Geretsried und Königsdorf einsetzte. Doch weder ein neuer Brunnen noch eine Notversorgung konnten durch den Druck aus der Bürgerschaft realisiert werden. Auf frisches, chlorfreies Wasser aus dem Hahn, das die Ultrafiltrationsanlage bald liefern soll, freut sich Velhorn dennoch nicht, wie eine Nachfrage der SZ bei ihr am Donnerstag zeigte: "Jeder hofft, dass es endlich, endlich besser wird mit dem Trinkwasser", sagte sie. "Seit 2012 geht das nun schon so, diese Problematik mit dem Wasser hier, zwar mit Unterbrechungen am Anfang, aber das ist einfach eine ungeheuer lange Zeit." Da sie in ihrem Alter nicht so viele Mineralwasserflaschen schleppen könne, habe sie längst auf eigene Filter umgerüstet, die das Chlor direkt am Wasserhahn herausholen sollen. "Die werde ich nicht gleich entfernen, wenn die Anlage in Betrieb geht. Denn ob sich diese bewährt, wird nur die Zeit zeigen können."

Sie fürchtet, die Bürger würden darüber künftig zu wenig von den Behörden oder der Gemeinde informiert: "Es gab ja auch bislang nur wenige Benachrichtigungen zum Stand der Dinge". Ob sich Gemeinderat Markus Orterer (FW) auf den ersten Schluck Wasser aus der Anlage freut? "Mei, abwarten", sagt er. "Viele sind gespannt, wie das Wasser dann schmeckt, aber auch, wie lange die Anlage funktioniert." Anstoßen werde er nicht gleich: "Den ersten Schluck sollen mal die trinken, die für die Anlage verantwortlich sind."

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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