Königsdorf:Das Schloss von Chumiztorf

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Durch Zufall stieß ein Königsdorfer auf das Fundament des Adelsschlosses. Nun könnte es bald offiziell zu einem Denkmal erklärt werden.

Thekla Kraußeneck

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLD) in München schließt nicht aus, dass das kürzlich in Königsdorf gefundene Schlossfundament zu einem Denkmal erklärt werden könnte. Für einen "hochrangigen Bau aus dem Spätmittelalter" spreche insbesondere der Materialfund, der Tuffstein, sagte Jochen Haberstroh, Referatsleiter für Oberbayern und München, der SZ.

Zwiebeltürme aus Styropor, die Fenster sind verglast, die hölzerne Fassade krönt ein Dach, auf dem sich Ziegel zählen lassen: Das Modell des Höhenkircher Schlosses wurde 1978 von der Freiwilligen Feuerwehr gebaut. (Foto: Hartmut Pöstges)

Auf das Fundament stieß der Königsdorfer Oliver Knoth, als er einen Drainagegraben um sein 200 Jahre altes Haus ziehen wollte. Der Arbeitskreis Geschichte vermutet dahinter das Schloss der Königsdorfer Adelsfamilie der Höhenkircher.

Der Fund regt die Phantasie an, mit einem König hat das Schloss jedoch nichts zu tun. Aus dem Jahr 778 stammt das erste Dokument, in dem Königsdorf erwähnt wird, damals noch als "Chumiztorf in der Wendenau". Der Name hat sich über die Jahre hinweg zu Königsdorf entwickelt. Adel gab es in Königsdorf dennoch: Eine adelige Familie mit dem Titel "Nobiles de Chumiztorf" etwa ist aus dem 11. Jahrhundert nachgewiesen, sie errichtete aus den Tuffsteinen der nahe gelegenen Tuffsteingrube das erste Königsdorfer Schloss.

Nach dem Aussterben der Noblen gingen Hofmark und Schloss an die Höhenkircher, die das Gemäuer des Königsdorfer Schlosses von 1358 an bewohnten. Nur 135 Jahre später brannte es an einem Aschermittwoch vollständig nieder und musste von den Höhenkirchern neu errichtet werden. Hierbei entstand das Bauwerk, von dem ein 1719 gezeichneter "Ötschmann"-Grundriss eine genauere Vorstellung gibt: ein Bauwerk mit vier Türmen und einem fast quadratischen Grundriss.

"Die Denkmaleigenschaft ist gegeben"

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss teilweise zerstört und von den durch Feuer und Krieg verarmten Höhenkirchern 1641 dem Kloster Benediktbeuern verkauft. Das Kloster brach sein Gemäuer 1709 und 1714 komplett ab und verwendete einen Teil der Steine, um im Kloster den Maierhof zu errichten. Ein anderer Teil, das Fundament des fast vergessenen Schlosses, lag bislang unentdeckt unter dem Gürtler-Anwesen in Königsdorf.

Das BLD beauftragte im Frühjahr 2011 die archäologische Grabungsfirma "Ardi" mit der genauen Dokumentation und Befundaufnahme. Für das Fundament selbst gibt es zwar noch keinen Denkmaleintrag, jedoch liegt es im Bereich eines anderen Bodendenkmals, nämlich dem des historischen Altortes von Königsdorf, erläutert Haberstroh.

Die Fläche soll möglicherweise im Bayernführer für Denkmäler aufgeführt werden, ob das Fundament selbst auch unter Denkmalschutz gestellt wird, werden Mitarbeiter der Denkmalliste auf Basis der Auswertung der Ardi-Dokumentation entscheiden. Haberstroh sagt: "Die Denkmaleigenschaft ist auf jeden Fall gegeben."

Veranlasser muss Ausgrabungen zahlen

Ob weitergegraben werden soll, liege im Ermessen Knoths, sagt Haberstroh, denn Ausgrabungen müssen vom Veranlasser selbst gezahlt werden. Jedoch sei es dem BLD sehr recht, wenn die Sache beendet werde, da Ausgrabungen die Substanz zerstören würden.

Zur 1200-Jahr-Feier 1978 hatte die Freiwillige Feuerwehr das Hofmarkschloss nach dem Ötschmann-Grundriss und einem Plan von Altbürgermeister Alfred Stangler als Modell nachgebaut. Mit einer Gartenanlage aus Moos und Miniaturbäumen präsentierte es sich in einem Festzug. Zur nächsten Feierlichkeit soll es renoviert werden, sagt Stangler.

Zuletzt sahen die Königsdorfer das Schloss 2003. Ein Fest wird abgehalten, wenn zu Ehren des in Schlossquelle und Schlossbach umbenannten Gewässers am Fuß des ehemaligen Hofmarkguts vom Arbeitskreis Geschichte eine Hinweistafel aufgestellt wird. Geplant ist dies laut Arthur Zimprich vom Arbeitskreis im September, sobald die Tafel fertiggestellt ist.

© SZ vom 31.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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