Kanalisierung von Touristenströmen:Radweg auf tragenden Pfeilern

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Staatssekretär Gerhard Eck lässt sich in der Heimatbühne Kochel das Walchenseekonzept erklären. (Foto: Manfred Neubauer)

Kochels Bürgermeister Thomas Holz bringt Innenstaatssekretär Gerhard Eck das Walchenseekonzept nahe

Von Claudia Koestler, Kochel am See/Jachenau

Mit dem Rad den Walchensee umrunden, vorbei an den Ufern des türkis schimmernden Wassers mit den Bergen im Hintergrund: Was nach traumhafter Erholung in einer der landschaftlich schönsten Regionen Bayerns klingt, hat in der Realität seine Tücken. Denn einen Radweg gibt es nicht, entlang der kurvenreichen Strecken kann es an so mancher Stelle zwischen Autofahrern und Radlern eng werden. Das soll sich nach dem Willen der Gemeinde Kochel am See ändern, und zwar mit einem Radweg von Urfeld nach Walchensee. "Der ist bereits in der Planungsphase", erklärte kürzlich Bürgermeister Thomas Holz bei einer Pressekonferenz zum aktuellen Stand des Walchenseekonzepts. Gerhard Eck, Staatssekretär des Innern, für Sport und Integration, war auf Einladung des Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber und des Kochler Bürgermeisters Thomas Holz (beide CSU) angereist, um sich über den Sachstand zu informieren.

Holz nutzte diese Gelegenheit, um das Projekt Radweg zu umreißen. Die Umsetzung werde alles andere als ein leichtes Unterfangen, sagte er, denn die Topografie, insbesondere das teils felsige Ufer des Walchensees stehe einem Radwegebau entgegen. Deshalb gebe es "Überlegungen, einen solchen Weg teilweise auf tragenden Pfeilern über den Uferrand zu führen", so der Bürgermeister. "Das wäre natürlich auch ein Bonus für die Sicherheit des Straßenverkehrs." Wie viel ein solches Konstrukt kosten würde, könne er derzeit noch nicht beziffern. "Das werden wir im Zuge der Planung herausfinden."

Würden sich in Zukunft mehr Menschen auf das Rad statt ins Auto setzen, um sich zu erholen, könnte das auch etwas Entlastung beim enormen Freizeitdruck bringen, den die Region immer stärker spürt. Autos und Motorräder, die Rettungswege und Einfahrten blockieren, Menschen, die Wiesen und Ufer zertrampeln und Müllberge hinterlassen: Was sich in den vergangenen Jahren vor allem in der Hochsaison rund um den Kochel- und den Walchensee abgespielt hat, soll sich in diesem Sommer nicht mehr wiederholen. Darin sind sich nicht nur Gemeinden und Anlieger einig, auch Innenstaatssekretär Eck setzt sich dafür ein. Aus diesem Grunde wurde das sogenannte Walchenseekonzept erarbeitet.

Das Papier, das vor zwei Jahren erstellt worden ist, umfasst laut Holz 14 Punkte, von denen bereits die ersten umgesetzt werden. Künftig müssen Ausflügler auf den großen der insgesamt 24 Parkflächen der Gemeinde eine pauschale Tagesgebühr von sechs Euro entrichten, hinzu kommt ein Tages-Kurbeitrag von zwei Euro, der ebenfalls über die Parkautomaten zu bezahlen ist. Nur kleinere Parkplätze werden noch Zeittickets anbieten. Für das Südufer, das auf Jachenauer Flur liegt, wird weiterhin eine Mautgebühr von fünf Euro fällig, ein Parkticket dort wird zusätzlich fünf Euro kosten. Um die vor allem in Ferienzeiten stark frequentierte Mautstraße zusätzlich zu entlasten, sollen am westlichen und östlichen Ende der Straße am Südufer 200 neue Parkplätze entstehen.

"Das gesamte Westufer, also von Urfeld bis Einsiedl, wird eine Parkverbotszone", erklärte Holz. Dass dann Fahrzeuge ausschließlich auf den ausgewiesenen Parkplätzen abgestellt werden dürfen, "darauf werden wir mit sehr klarer Beschilderung hinweisen". Wasserbausteine und Planken sollen wildes Parken unmöglich machen. Die Kommune gebe "Tausende Euro" dafür aus, sagte Holz. Die Lenkung des ruhenden Verkehrs funktioniere nur, wenn auch entsprechend kontrolliert werde. Künftig sollen Ranger, Zweckverband und Polizei stärker zusammenarbeiten. "Herr Eck hat uns zugesagt, dass es hierzu Gespräche geben wird, damit das Hand in Hand gehen kann", sagte Holz. Zudem würden die Stunden, in denen der Zweckverband im Gemeindegebiet von Kochel kontrolliert, fastverdoppelt.

Eck habe sich beeindruckt gezeigt von der bisherigen Umsetzung des Konzepts, so Holz. "Es braucht auch Rückgrat, solche Beschlüsse zu fassen, schließlich gibt es bei solchen Einschnitten nicht von allen Seiten Beifall."

© SZ vom 10.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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