Kampf um die Mädchenrealschule:"Der Geist von Schlehdorf ist erwacht"

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Ein Ausdruck einhelliger Empörung: An die tausend Menschen bilden eine geschlossene Kette um die Mädchenrealschule St. Immaculata. Vor der Kirche heizt Schwester Josefa Thusbaß den Demonstranten ein.

Benjamin Engel

Ein kraftvolles Zeichen für den Erhalt der Mädchenrealschule St. Immaculata haben Schülerinnen, Lehrer, Ehemalige und Unterstützer der Schule am Mittwoch gesetzt. An die 1000 Menschen fassten sich gegen 12.30 Uhr an den Händen und bildeten eine geschlossene Menschenkette um den Klosterkomplex herum. In die Menschenmenge reihten sich auch die Bürgermeister aus Kochel, Schlehdorf und Ohlstadt ein. Mit Transparenten zeigen viele ihre Bestürzung und das Unverständnis über das Aus der Schule. "Mir san mir, und vertreib'n lassn mir uns net glei", rief die ehemalige Schulleiterin Schwester Josefa Thusbaß der Menge zu und erntete dafür donnernden Applaus.

"Mir san mir, und vertreib'n lassn mir uns net glei", rief die ehemalige Schulleiterin Schwester Thusbaß den Demonstranten zu. (Foto: Manfred Neubauer)

Vor einer Woche hatte die Erzdiözese München-Freising die Schließung der Schule zum Schuljahr 2017/18 bekannt gegeben. Die Argumente: Die staatliche Knabenrealschule in Murnau werde für Mädchen geöffnet, für zwei Realschulen so nah beieinander fehlten die Schüler. Auch die demographische Entwicklung spreche gegen die Schlehdorfer Mädchenrealschule. "Diese Erklärung kann ich immer noch nicht verstehen", sagte der Schlehdorfer Bürgermeister Stefan Jocher (WGL).

Es brauche so viele Aktionen wie möglich, damit die Schule erhalten bleibe. Unterstützung erhielt er auch vom Ohlstadter Bürgermeister Anton Fischer. "Ohlstadt möchte, dass die Schule erhalten bleibt", sagte er. Die Mädchenrealschule sei ein Standortfaktor, argumentierte der Bürgermeister von Kochel, Thomas Holz. "Hier wird eine Eliteschule geschlossen", sagte Horst Piller, Gemeinderat aus Großweil. Die Mädchen würden nach ihrem Abschluss mit Handkuss von jedem Arbeitgeber angenommen. Unter anderem forderte er, die Schließung der Schule für sechs Jahre auszusetzen und erst dann zu entscheiden.

"Ich bin überwältigt", sagte Elternbeiratsvorsitzende Heidi Hofmann angesichts der vielen Unterstützer. Sie rief dazu auf, aktiv zu werden und den offenen Dialog mit allen Verantwortlichen zu suchen. Erst am Mittwoch Vormittag habe das Erzbischöfliche Ordinariat einen Termin mit dem Elternbeirat zugesagt. Dabei gehe es nur darum Fakten zu klären, nicht Stimmung zu machen, betonte sie. In telefonischem Kontakt mit dem Ordinariat steht auch der Schlehdorfer Realschulrektor Manfred Ilitz.

Die Argumente des Ordinariats sind für ihn nur Hypothesen. Nur die Zukunft könne zeigen, was wirklich passiere. Derzeit besteht zwar ein Aufnahmestopp für neue Schülerinnen. "Zum Schuljahr 2012/13 können wir aber 60 Schülerinnen neu aufnehmen." Ein gravierender Rückgang sei nicht zu spüren.

Ihre Solidarität mit den jetzigen Schülerinnen wollte auch Ottilie Hasselbrink vom Freundeskreis der Mädchenrealschule zeigen. Sie war in den Jahren von 1957 bis 1960 auf die Schule gegangen. Der Entschluss der Diözese stinke zum Himmel, sagte sie. Da rede man dauernd davon, man wolle mehr in die Bildung investieren, und dann schließe man diese Schule. Das empört auch Burkhard Ziegeltrum aus Großweil. Viele unterschrieben auch auf einer Plane, die als Klagemauer auf dem Schulgelände aufgestellt werden soll.

"Der Geist von Schlehdorf ist erwacht", sangen die Anwesenden zum Abschluss vor der Pfarrkirche Sankt Tertulan. Über weitere Aktionen solle jetzt ein neuer Blog im Internet informieren, sagte Hofmann.

© SZ vom 19.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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