Isarkaufhaus Wolfratshausen:Entsetzen über das angekündigte Aus

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Die Schließung des Isarkaufhauses bewegt Kunden, Mitarbeiter und Politiker. Selbst die frühere Vermieterin und Mutter der jetzigen Eigentümer ist entsetzt.

Isabel Meixner und Benjamin Engel

Lokalpolitiker, Kunden und Mitarbeiter haben geschockt auf die Schließung des Wolfratshauser Isarkaufhauses reagiert. Brigitte Hugo, die frühere Eigentümerin der Immobilie und Mutter der jetzigen Besitzerin Angela Scheller, zeigte sich entsetzt und ging mit ihrer Tochter hart ins Gericht: "Ich bedauere, dass ich ihr das Haus überlassen habe." Würde es noch ihr gehören, würde nichts von einer Schließung des Isarkaufhauses in der Zeitung stehen.

Viele treue Kunden kommen schon seit Jahren ins Isarkaufhaus im Herzen Wolfratshausens. Ohne diesen Magneten fürchten auch andere Händler um ihre Geschäfte. (Foto: Hartmut Pöstges)

Manfred Fleischer, Fraktionssprecher der Wolfratshauser CSU, sprach von einem "enormen Verlust", SPD-Fraktionsvorsitzender Renato Wittstadt sagte, die hohen Mietpreise in der Innenstadt seien für viele Geschäftsleute ein "ernstes Problem." Eigentümerin Angela Scheller kündigte eine Stellungnahme an.

Das Isarkaufhaus hatte in den vergangenen Jahren mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen. 2011 machte es sogar erstmals Verluste. Wie hoch sie sind, wollte Inhaber Frederik Holthaus nicht sagen. "Das ist nicht mehr so wie in den 80er oder 90er Jahren."

Der Anfang vom Ende war laut Holthaus, dass Ende 2010 die Miete für das Gebäude am Obermarkt in Verbindung mit einem vereinbarten Inflationsausgleich nachträglich um zehn Prozent auf 267 000 Euro pro Jahr erhöht worden ist. Bei den folgenden Verhandlungen über den auslaufenden Mietvertrag sei ihm die Eigentümerin zwar entgegengekommen; doch selbst die letztlich angebotene Jahresmiete in Höhe von 235 000 Euro sei nicht zu erwirtschaften gewesen, sagte Holthaus: "Ich bin enttäuscht, dass es nicht zu einer Einigung kam." Das Minus habe sich nur auf die Wolfratshauser Filiale beschränkt, die in Geretsried sei nicht bedroht.

Den Vertrag hatte 1965 Frederik Holthaus' Vater abgeschlossen, 1982 war er um 20 Jahre verlängert worden. 2008 kam es zu einem Eigentümerwechsel: Angela Scheller kaufte das Haus in der Marktstraße ihrer Mutter, Brigitte Hugo, ab. Mittlerweile sind die beiden zerstritten. Brigitte Hugo beschreibt Frederik Holthaus und seinen Vater als gute Mieter, die immer pünktlich bezahlt hätten: "Das Kaufhaus war eine Institution. Es tut mir im Herzen weh zu lesen, dass 40 Personen ihre Arbeit verlieren. Mein Mann hätte das auf gar keinen Fall gut geheißen."

Manfred Fleischer bedauert die Schließung, denn man habe dort vom Radiergummi über Kinderspielzeug bis zu Kurzwaren alles finden können. Ausschlaggebend für die Schließung sei sicherlich auch die hohe Miete. Die Stadt könne jedoch nur die Rahmenbedingungen verbessern, sagte Fleischer. "Wie sich Mieter und Vermieter untereinander verständigen, unterliegt dem freien wirtschaftlichen Verkehr." Um den Händlern im Wolfratshauser Zentrum zu helfen, forderte Fleischer, mehr Parkplätze zu schaffen. Denn in Spitzenzeiten könne es mit dem derzeitigen Angebot sehr eng werden. Die Kunden wollten möglichst in Ladennähe parken.

Der SPD-Fraktionssprecher im Stadtrat, Renato Wittstadt, sieht die Aufgabe der Stadt nicht darin, günstige Geschäftsräume zur Verfügung zu stellen. Zwar versuche das Rathaus, den Geschäften in der Altstadt mit Sortimentsbeschränkungen im Gewerbegebiet zu helfen. Doch ein Kunde, der mit dem Auto zum Einkaufen ins Gewerbegebiet fahre und etwas nicht bekomme, fährt seiner Ansicht nach lieber gleich nach Geretsried. Den Bedarf nach einem Geschäftsmodell im Stile des Isarkaufhauses sieht Wittstadt nach wie vor. Er hoffe, dass ein Unternehmer die Lücke mit Leben fülle.

Auch Grünen-Stadträtin Barbara Kerschbaumer spricht von einem "ziemlichen Verlust" für Wolfratshausen. Den Anstieg vor allem der Mieten hält auch sie für bedenklich. Schon viele Geschäfte hätten deswegen aufgeben müssen. Zu wenig Parkplätze im Stadtgebiet gibt es ihrer Ansicht nach nicht: "Wenn ich einen Parkplatz finden will, finde ich auch einen." Und um Haushaltssachen einzukaufen, würde sie ohnehin nicht ins Gewerbegebiet fahren. Ihr Traum sei immer noch eine Fußgängerzone - wie in Bad Tölz.

© SZ vom 18.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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