Irschenhausen:Der Bulle daheim im Hollerhaus

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Ottfried Fischer kommt auf einen Besuch in die "Pension Resi" und muss dabei natürlich viel von den Dreharbeiten zum "Bullen von Tölz" erzählen. Manches bleibt aber ein Geheimnis.

Von Barbara Szymanski

Eigentlich will Ottfried Fischer, dass das Publikum Fragen stellt. Als die ausbleiben, erzählt er eben selber von der Kreissäge des Nachbarn und der Galeristin auf Büchersuche. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ottfried Fischer kommt heim ins Hollerhaus. "Ich war schon lang nimmer da", sagt er, und die Leute nicken, lachen und schwenken Papierfähnchen mit Fotos des Schauspielers beim Brotzeitmachen im Hollerhaus. Denn fast jeder hat wohl die eine oder andere Folge der TV-Krimiserie "Der Bulle von Tölz" gesehen und weiß deshalb, was den Schauspieler und Kabarettisten mit dem Irschenhauser Bauernhaus verbindet. Das Hollerhaus fungiert darin nämlich als die Pension der Mutter des Bullen, Resi Berghammer, gespielt von der unvergessenen Ruth Drexel.

Zu viel aus dem Nähkästchen plaudert Fischer nicht. Erzählt nur die Sache mit der Kreissäge vom Nachbarn, die pünktlich zu Drehbeginn in der "Pension Resi" loskreischte. Auch an die Galeristin Ingrid Lepsius erinnert er sich und daran, dass sie manchmal durchs Bild lief, weil sie ein Buch suchte. Das Team solle sich nicht stören lassen, habe sie zur Entschuldigung gesagt. Ja mei, dann habe es halt noch eine Klappe gegeben. Es war eben alles ganz locker beim Dreh im Hollerhaus, auch wenn es Otti - so nennt ihn jeder - jedes Mal von Neuem noch ein wenig kleiner vorkam.

Ottfried Fischer möchte eigentlich, dass die Leute Fragen stellen. Denn da gibt es immer noch eine offene, die zumindest vor dem Gastspiel diskutiert wurde: Stimmt es, dass der Otti mal in der Badewanne eingeklemmt war? Diese Frage stellt aber niemand. Auch nicht die über die Ursache seiner Adipositas oder seine Parkinsonerkrankung. Die beantwortet er deshalb ungefragt. Also, dass er so aussehe wie er aussehe läge daran, dass es im Hollerhaus immer Berge von Wurstsemmeln gegeben habe. Und was seine Krankheit betrifft, so reißt er wohl einen Witz. Doch den vernuschelt er.

Wie so vieles an diesem Abend. Weil Ottfried Fischer eben viel schneller denkt, als er zu artikulieren in der Lage ist. Die Leute wenden sich deshalb in der Pause an Veranstalterin Lia Schneider-Stöckl. Denn Fischer hat so viel zu sagen. Hat so viele Anekdoten aus seinem Schaffen als Kabarettist, Gastgeber in Ottis Schlachthof oder Hauptdarsteller der erfolgreichen TV-Serie "Irgendwie und sowieso", spricht sich aus für den Fortbestand des "Schlachthofs" als Forum für Nachwuchskabarettisten. Und viele Witze hat er auch drauf: Die CSU solle doch mit der Piratenpartei fusionieren. Dann wäre plagiieren legal, und Guttenberg könne zurück.

Doch die Politik wird nicht Thema des Abends. Fischer bleibt lieber privat. Wurschtelt in seinen Manuskripten, liest Gedichte vor, singt mit weichem Tremolo ein Liedchen, schenkt den vielen Fotografen im Hollerhaus sein berühmtes verschlagenes Grinsen, räuspert sich, dehnt sich. Und nuschelt. Einiges des Schnellredners ist dann doch zu verstehen.

Und er weiß, dass das Hollerhaus-Publikum vor allem viel über den "Bullen" wissen möchte. Also bitteschön: Auf dem Leipziger Flughafen hat ihn ein Mann angestrahlt: "Nu gugge, dr Ochse von Dölz." Oder ein anderer in irgendeiner Disco: "Biste der Bulle oder der Tölz?" Am Schluss kommt dann noch eine Frage, die offenbar viele bewegt: Wie kam es zum Werbespruch "Mehr sog i net"?

Da verschenkt Ottfried Fischer, der sonst seine Mimik voll im Griff hat, wieder mal sein verschlagenes Grinsen und eine Anekdote, die aber einmal mehr fast gänzlich unverständlich ist. Jedenfalls stamme der von seinem Schwager - irgendwie und sowieso.

© SZ vom 22.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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