Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen:200 Pflegebetten zu wenig bis 2020

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Änderung der Bauleitplanung nötig, um Heime in Ortskernen zu bauen

Der Pflegenotstand macht nicht vor dem Landkreis halt. Die CSU-Fraktion im Kreistag möchte für das Thema sensibilisieren. Sie stellte den Antrag, einen Runden Tisch einzuberufen, um Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. Der Sozialausschuss des Kreistags fand keinen Gefallen an dieser Idee. Nach langer Diskussion und dem Vorschlag von Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), in einer gemeinsamen Sitzung von Sozialausschuss und Seniorenbeirat im September das Thema zu beleuchten, änderte die CSU ihren Antrag entsprechend ab.

Schnell wurde nach den Wortmeldungen klar, dass bis auf die CSU keine andere Fraktion ein weiteres Gremium wünscht. "Der Arbeitskreis ist der Sozialausschuss", sagte etwa Niedermaier. Mit dem aktuellen "Seniorenpolitischen Gesamtkonzept" lägen Daten und Prognosen auf dem Tisch, betonte er. Genau das ruft allerdings die CSU auf den Plan. "Wir wissen, dass es zu wenige Heimplätze geben wird. Aber es passiert nichts", sagte Kreisrätin Sabine Lorenz. Bis 2020 wird es 200 Pflegebetten zu wenig im Landkreis geben. Bis 2028 wird sich der Fehlbedarf mehr als verdoppelt haben. In der ambulanten, teilstationären sowie der Kurzzeitpflege ist kaum ein Platz vorhanden. "In den nächsten 15 Jahren wird der Anteil der hochbetagten Menschen im Landkreis erheblich ansteigen", schreiben die CSU-Kreisrätinnen Uschi Disl, Lydia Hofherr, Sabine Lorenz, Birgitta Opitz und Anni Rieger in ihrem Antrag. Die Situation sei schon jetzt extrem, sagte Lorenz. Manche Häuser seien derart ausgebucht, dass "man schon bei einer bloßen Anfrage nach einem Pflegeplatz ausgelacht wird".

Sozialamtsleiter Thomas Bigl indes erklärte, dass man kein Erkenntnisdefizit habe, das über einen Arbeitskreis aufgefangen werden müsse. Vielmehr habe man ein Umsetzungsproblem. Die Politik sei gefragt, dieses zu lösen. Was Niedermaier bestätigte. So seien viele Flächen, auf denen Bauvorhaben mit sozialer Bindung festgeschrieben waren, aus den Bebauungsplänen verschwunden. "Aus Angst vor Asylunterkünften." Erst wenn sich die Bauleitplanung ändere, könnten Heime mitten in den Kommunen entstehen. An Interessenten, solche zu bauen, mangele es jedenfalls nicht, betonte der Landrat.

© SZ vom 27.06.2018 / veca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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