Ickinger Konzertzyklus:Mehr als Smetana

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Philipp Amelung präsentiert Komponisten aus Böhmen und Mähren

Von Susanne Hauck, Icking/Ebenhausen

Das Publikum wird unterschiedliche Meinungen zur "Moldau" haben, das weiß Philipp Amelung schon jetzt. Das weltberühmte Werk von Friedrich Smetana, das die Landschaft entlang des Flusses spiegelt, wird in einer neuen Fassung ausschließlich von Streichern interpretiert, die Bearbeitung ist eigens für dieses Konzert in Auftrag gegeben worden. "Wenn die Geige das Flötensolo spielt, klingt das schon überraschend." Die "Moldau" aber einmal ganz neu zu hören, traut der künstlerische Leiter seinen Zuhörern durchaus zu: "Es klingt so durchsichtig und leicht, ganz anders als gewohnt."

Böhmen und Mähren stehen heuer im Fokus des Ickinger Konzertzyklus, der dieses Jahr zum 19. Mal stattfindet. Ein Landstrich, der mit hervorragenden Musikern versehen sei, so Amelung in einem Pressegespräch. Er hat sich auf verschiedenen Konzertreisen nach Tschechien zu dieser Wahl inspirieren lassen. Friedrich Smetana, Antonin Dvořák und Leoš Janáček sind die bekanntesten Komponisten dieses Landes. Amelung lädt aber wie stets dazu ein, auch unbekanntere Musiker zu entdecken. Auch zu Ferenc Farkas, Václav Trojan und Ladislav Ostrdcil werde das Publikum leicht Zugang finden, versichert er. "Die tschechische Musik ist sehr von volkstümlichen Weisen geprägt."

Den Anfang bestreitet die Sinfonietta Tübingen mit einem Orchesterkonzert, auf dessen Programm die Moldau von Smetana steht, dazu die Serenade E-Dur von Dvořák sowie eine Suite von Leos Janácek, die "so romantisch, fast schon gefühlsduselig" sei. Beim zweiten Konzert erklingt Kammermusik vom Moravia Quintet Olmütz. Das Blasquintett, das musikalisch an der Spitze Tschechiens steht, spielt Volkslied-Variationen, Polkas und ungarische Tänze, die Amelung als "volkstümlich, unmittelbar und wenig verkopft" charakterisiert.

Traditionell steht am Totensonntag ein Requiem im Vordergrund. Jan Dismas Zelenka sei einer der bedeutendsten Komponisten des Barock, den er schon immer einmal dirigieren habe wollen, erläutert Amelung. "Zelenka komponiert auf demselben hohen Niveau wie sein Zeitgenosse Bach, es war höchste Zeit, ihn in den Zyklus aufzunehmen." Für dieses Konzert bringt Amelung einen von ihm gegründeten Chor aus dem Schwarzwald nach Icking, das Theodor Schüz Ensemble.

Trotz ihres ernsten Charakters fänden gerade die Requiems großen Anklang bei den jungen Zuhörern, sagt Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad. Mit kostenlosen Eintrittskarten für Kinder und Jugendliche wollen Amelung und die Gemeinde als Veranstalter dazu beitragen, junge Menschen für klassische Musik zu begeistern.

Amelung wird für die drei Ickinger Konzerte, die jeweils im Abstand von 14 Tagen stattfinden, zwischen seiner Wirkungsstätte in Tübingen und seiner alten Heimat pendeln. Er werde Icking weiter die Treue halten, versichert der 45-Jährige, auch wenn er mittlerweile als Universitätsmusikdirektor fest in der schwäbischen Stadt etabliert ist und eine Familie mit zwei Kindern hat. "Hier bin ich aufgewachsen und habe meine ersten musikalischen Schritte gemacht", sagt er. "Ich bin dankbar dafür, dass ich jedes Jahr den Konzertzyklus umsetzen darf."

Nächstes Jahr findet der Konzertzyklus zum 20. Mal statt. Zum Jubiläum werde so manche Änderung anfallen, kündigten Amelung und Menrad an. Nach zehn Jahren mit dem Schwerpunkt Komponisten und weiteren zehn Jahren, die den Fokus auf bestimmte Länder richtetetn, sei es an der Zeit, das Programm erneut umzustellen. Amelung kann sich beispielsweise thematische Akzente vorstellen, will aber noch nicht ins Detail gehen.

Auf jeden Fall würden musikalische "Knaller" dabei sein. Neue Ideen gibt es auch zum Ablauf der Reihe. Der Leiter denkt darüber nach, zum Jubiläum erstmals ein auf ein Wochenende konzentriertes Musikfestival zu veranstalten.

19. Ickinger Konzertzyklus: Orchesterkonzert mit der Sinfonietta Tübingen: Smetana, Die Moldau, Dvorák, Serenade E-Dur, Janáček, Suite, Sonntag, 28. Oktober, 17 Uhr, St. Benedikt Ebenhausen; Kammermusikkonzert mit dem Moravia Quintet Olmütz, Sonntag, 11. November, 17 Uhr, Evangelische Auferstehungskirche Icking; Requiem mit dem Theodor Schüz Ensemble und dem Münchner Mozart Orchester, Requiem ZWV 45 von Zelenka, Sonntag, 25. November, 17 Uhr, St. Benedikt Ebenhausen; Informationen unter www.konzertzyklus.de.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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