Hürde Fahrerlaubnis:Panik vor der Prüfung

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Der ehemalige Wolfratshauser Bürgermeister Helmut Forster testete seine Reaktionen in einer Fahrschule. (Foto: Hartmut Pöstges)

Immer mehr Fahrschüler scheitern auf dem Weg zum Führerschein. Gerade den Theorietest unterschätzen viele

Von Julian Erbersdobler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Gerade in der Region kommt man ohne Führerschein oft nicht weit. Nach aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes fallen in Deutschland aber immer mehr Fahrschüler durch die Prüfungen. Über alle Klassen hinweg lag die Durchfallquote bei fast 37 Prozent. Sie ist damit im fünften Jahr in Folge angestiegen. 2016 betrug sie noch 34,8 Prozent. Woran liegt das? "Es gibt keine einfache Antwort auf diese Frage", sagt Wolfgang Gritzuhn. Er ist nicht nur Inhaber einer Fahrschule in Lenggries, sondern auch Vorsitzender des Kreisverbandes der Bayerischen Fahrlehrer. "Früher hatte das Auto einen viel wichtigeren Stellenwert als heute." Es komme immer wieder vor, dass Schüler nicht besonders fixiert darauf sein, den Führerschein zu machen, erzählt Gritzuhn. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes ist die Durchfallquote bei der Theorieprüfung der Klasse B - dem Autoführerschein - besonders hoch. 2017 lag sie bei 44 Prozent. Zum Vergleich: Bei der praktischen Prüfung für die Lizenz fielen etwa 40 Prozent der Anwärter durch.

"Wenn jemand in der Theorieprüfung durchfällt, dann ist das kein Zufall", sagt Wolfgang Gritzuhn. Seine Fahrschüler lernen mithilfe einer App. Das Versprechen: Sollte einer der Anwärter durch die Theorieprüfung fallen, obwohl er das vorgegebene Lernziel erreicht hat, wird die Anmeldegebühr für den Test erstattet. "Wer sich hinsetzt und vorher alles vernünftig erledigt, der fällt in der Regel auch nicht durch."

Ausnahmefälle gebe es aber natürlich schon. Oft sei die Sprache eine Hürde. "Aktuell habe ich sieben oder acht Asylbewerber, die gerade ihren Führerschein machen." Einer von ihnen tue sich extrem schwer, so Gritzuhn. Schon sieben Mal sei er an der Theorieprüfung gescheitert. Diejenigen, die gut Deutsch sprechen, hätten meistens keinerlei Probleme. "Manche schlagen sich besser als die Abiturienten." Generell sei es so, dass viele die Theorieprüfung unterschätzen würden. Gerade das Lernen auf den "letzten Drücker" sei ähnlich wie bei Schulaufgaben beliebt. "Oft ist es dann aber schon zu spät", sagt der Fahrlehrer. Aus seiner Erfahrung bestehen zwischen 60 und 70 Prozent die Theorieprüfung. Auffällig sei, dass erstaunlich viele PKW-Anwärter scheitern, die schon den Motorradführerschein in der Tasche hätten.

Während man sich auf die Theorieprüfung gut vorbereiten kann, spielt die Unvorhersehbarkeit im Praxistest eine deutlich größere Rolle. "Wenn jemand gerade Prüfung hat und plötzlich ein Krankenwagen auftaucht, dann ist das natürlich eine Extremsituation." In besonders schwierigen Fällen würden Fahrlehrer oder Prüfer auch eingreifen, um den Schüler zu unterstützen. Wolfgang Gritzuhn kennt aber auch die Führerschein-Anwärter, die schon zittrig in die Prüfung gehen. "Manche fahren wie ferngesteuert", sagt er. "Wenn der Prüfer sagt, dass sie abbiegen sollen, hören manche gar nicht zu, weil die Nerven blank liegen."

Als Gritzuhn selbst seinen Führerschein gemacht hat, kam er mit zwölf Fahrstunden zu Rande, bevor die praktische Prüfung anstand. Mittlerweile seien 30 oder mehr Stunden durchaus normal, erzählt er. "Der Gesetzgeber fordert vergleichsweise mehr als früher." Außerdem habe auch der Verkehr deutlich zugenommen. Dennoch, schätzt Gritzuhn, bestehen im Landkreis etwa 70 Prozent die praktische Prüfung.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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