Bad Tölz:Ewiger Reichspräsident

Lesezeit: 1 min

Die Stadt zaudert mit der Umbenennung der Hindenburgstraße. Dabei ist der Namensgeber immerhin der Mann, der Hitler die Macht ermöglicht hat.

Suse Bucher-Pinell

Wenn die Straße umbenannt wird, dürfe die Stadt die Anlieger nicht mit den Folgen und deren Kosten allein lassen, erklärt die Tölzer SPD. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Tölzer Hindenburgstraße ist zumindest teilweise eine viel befahrene Straße in der Innenstadt. Allein die Postfiliale zieht viel Verkehr an; eine Kreuzung weiter liegt das Gabriel-von-Seidl-Gymnasium, das rund 1250 Schüler besuchen und wo über 100 Lehrer unterrichten. Doch viel diskutiert wird in Tölz über den Namensgeber der Straße nicht. Dabei ist er immerhin der Mann, der Hitler die Macht ermöglicht hat.

Wolfram Pyta ist der wohl profilierteste Hindenburg-Forscher. Er hat sich in seinem Buch "Hindenburg - Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler" kritisch mit dessen Leben beschäftigt und seine historische Bedeutung hinterfragt. In einem Zeitungsartikel wird der Stuttgarter Professor damit zitiert, dass Hindenburg vor der Ernennung Hitlers zum Reichkanzler genau geschaut habe, "ob der Kanzler zu seinen mittelfristigen Zielen passt." Vielerorts wird deshalb über Hindenburg diskutiert.

In Garmisch-Partenkirchen laufen gerade die Vorbereitungen für einen Bürgerentscheid zur Umbenennung der dortigen Hindenburgstraße. In Bad Tölz beschäftigt sich der Historische Verein erstmals am Montag, 11. März, in einem Vortrag mit dem ehemaligen Reichspräsidenten, der zwischen 1922 und 1932 häufig in Dietramszell Urlaub machte und dabei auch Tölz besuchte.

Bürgermeister Josef Janker (CSU) erhofft sich von dem Abend Fakten und Aufklärung über den Mann, zu dessen Ehren die ehemalige Tölzer Bahnhofstraße Anfang der 1920er Jahre umbenannt wurde. "Ich bin gespannt, wie sich der Historische Verein äußert", sagt er auf Nachfrage. Auch das Stadtarchiv hat Janker mit Nachforschungen darüber beauftragt, warum es in Bad Tölz überhaupt eine Hindenburgstraße gibt.

Tölz ist die einzige Kommune im Landkreis, die eine solche hat. "Von der Entscheidung einer Umbenennung sind wir aber ganz weit weg", sagt Janker. Und ohne eine breite Mehrheit der Bürger pro Umbenennung gehe sowieso nichts.

Claus Janßen, der neue Vorsitzende des Historischen Vereins, will sich vor dem Vortrag nicht zu Hindenburg äußern, meint aber: "Das ganz große Thema ist es nicht." Ob der Historische Verein, der bei Straßennamen üblicherweise einbezogen wird, überhaupt eine Erklärung abgeben werde, sei noch nicht sicher.

Sowohl Janker als auch Janßen trennen aber den Straßennamen von der Tölzer Ehrenbürgerschaft Hindenburgs, die ihm 1926 verliehen wurde. "Die Ehrenbürgerwürde wird Personen zuteil, die für Bad Tölz außerordentlich wichtig waren." Man müsse klären, ob es sich bei der Hindenburgstraße möglicherweise nur um eine Marketingmaßnahme gehandelt habe.

© SZ vom 26.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: