Hans Ketelhut:"Mir taugt das so"

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Sänger, Musiker, Entertainer, Hochzeitslader, Moderator: Hans Ketelhut steht auch auf der Münchner Wiesn regelmäßig auf der Bühne. (Foto: Stephan Rumpf)

Hans Ketelhut, Geretsrieder Stadtrat und Kulturreferent, gibt seit Jahren als "Bayern-Hans" den gut gelaunten Alleinunterhalter. Auch wenn das Leben nicht immer zum Lachen ist

interview Von Felicitas Amler

Er ist ein Hansdampf in allen Gassen, einer, der immer offen auf Menschen zugeht, mit einem Lächeln, einem Augenzwinkern, meist mit einem lustigen oder charmanten Spruch ("Für Sie doch immer!"). Hans Ketelhut, 65, gelernter Friseurmeister, Geretsrieder CSU-Stadtrat und Kulturreferent, wirkt, als sei er stets gut drauf. Das gehört zum Image des Alleinunterhalters, und das ist der Beruf, den er seit vielen Jahren mit Akkordeon, Keyboard, Synthesizer und Stimme ausübt. Als Friseur arbeitet er nur noch ein paar Stunden wöchentlich, als "Bayern-Hans", wie er sich auf der Bühne nennt, hat er zwischen 150 und 190 Auftritte im Jahr. Ein gefragter Entertainer - auch jetzt im Fasching.

SZ: Herr Ketelhut, Sie sind genau in jenem Alter, in dem andere Leute in Rente gehen. Sie wirken aber gar nicht so, als wollten Sie das Akkordeon beiseite legen.

Hans Ketelhut: Ganz im Gegenteil. Mir taugt das so. Wenn ich mal aufhöre, dann kann ich wirklich nicht mehr.

Wann haben Sie angefangen, auf Bühnen aufzutreten?

Mit 18 Jahren. Damals haben wir unsere erste Band gegründet, in Reichersbeuern, woher ich stamme: die "Blue Boys". Wir haben mit zwanzig schon im Münchner Künstlerhaus gespielt, als Amateure.

Mit welchem Repertoire?

Die ganzen alten Schlager: "Rote Lippen soll man küssen", "Liebeskummer lohnt sich nicht" . . .

Kein Rock'n'Roll?

Doch, unbedingt!

Wie ging es weiter?

Nach sechs Jahren habe ich eine Pause gemacht mit der Musik. Ich war ja mit 26 Jahren Innungsobermeister der Friseure in Miesbach/Bad Tölz-Wolfratshausen und stellvertretender Kreishandwerksmeister. Dann war ich ein paar Jahre lang für L'Oréal quer durch Europa unterwegs mit Schulungen und Shows auf der Bühne.

Eine Bühne musste es in jedem Fall sein?

Ja. Mit 27, 28 bin ich wieder musikalisch eingestiegen. Die nächste Band war "Peppi, Charles and Company". Wir fünf haben gute Tanzmusik gespielt.

Was verstehen Sie darunter?

Glenn Miller zum Beispiel.

Tanzen Sie selbst gern?

Ja, Fox und Walzer.

Und irgendwann standen Sie allein auf der Bühne. Ist das anfangs nicht beängstigend?

Für mich war das nie ein Problem. Ich bin das gewöhnt nach den vielen Moderationen, die ich in den Achtziger- und Neunzigerjahren für Frisuren- und Modenschauen gemacht habe. Das waren damals bestimmt vierzig Veranstaltungen im Jahr. Zwei Jahre lang war ich auch Sprecher der Deutschen Dessousmesse in München. Und dann die Modenschauen in der Loisachhalle!

Bedauern Sie, dass es das nicht mehr gibt?

Ach, das hat alles seine Zeit. Dieser Moderationsjob ist ja voll weggebrochen, das macht man heute bei Modenschauen nicht mehr, das wird alles backstage gesteuert.

Sind Sie selbst modebewusst?

Das würde ich schon sagen.

Welcher Stil?

Ob ich einen eigenen Stil habe, weiß ich nicht. Ich nehme das, was im Angebot ist. Aber ein krasser Anzugträger bin ich nur im Stadtrat, sonst bin ich leger.

Als Bayern-Hans treten Sie in Lederhose und blauer Samtweste auf. Was ist Ihr musikalisches Spektrum? Von "Che será" bis Rock'n'Roll?

Ja, einfach Tanzmusik. Meine Stärke ist, dass ich zur Tanzmusik ein Sketchprogramm habe - dreieinhalb Stunden, wenn's sein muss. Ich komme zum Beispiel als Pfarrer raus und mache eine Gratulationsnummer, trage bayerische Gedichte vor oder ziehe mit den Leuten eine Westernshow durch.

Und das Programm machen Sie allein?

Das meiste ist von mir selbst. Ich habe auch eine Nummer, wo ich als Nana Mouskouri auftrete. Und jetzt habe ich was Neues: Ich komme als Conchita Wurst, Bart angeschmiert, lange Haare und ein richtig geiles, ganz exquisites Conchita-Wurst-Kleid.

Sie sind für jeden Blödsinn offen?

(Lacht) Ja.

Sie sind aber auch sehr offen, was Ihre schwere Erkrankung angeht.

Ich bin auf Rekonvaleszenz mit meinem Krebs. Das ist halt so. Ich hatte vierzig Tage Bestrahlungen. Aber das wird jetzt schon. Da muss man durch, es nützt ja nichts. In der Klinik hat mich eine Ärztin gefragt: Nehmen Sie was? Ich habe gesagt: Ja, das, was Sie mir geben. - Nehmen Sie Drogen? - Nein, natürlich nicht. - Na, Sie kommen hier jeden Tag so lustig rein, und dann bringen Sie auch noch immer den Bienenstich von diesem Schmid-Bäck mit . . .

Sie halten es mit Lehárs Prinz Sou-Chong: "Immer nur lächeln, immer vergnügt. (. . .) Doch wie's da drin aussieht, geht niemand' etwas an"?

Ja, das kommt schon hin. Wenn ich mal meine harten Tage habe, gehe ich zum Fischen und baue das mit mir selbst ab.

Nächster Auftritt des "Bayern-Hans": Ochserer-Ball, Samstag, 23. Januar, 19 Uhr, Alter Wirt, Münsing. Alle Informationen unter www.hans-ketelhut.de

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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