Gymnasium Icking: Platzmangel:"Jetzt schrillen alle Alarmglocken"

Lesezeit: 2 min

Raumnot und keine Besserung in Sicht: Der Direktor des Ickinger Gymnasiums schlägt Alarm - und kritisiert harsch das Landratsamt.

Marlene Weiss

Der Direktor des Ickinger Gymnasiums, Hans Härtl, ruft den Kreistag dringend zu Notmaßnahmen auf, um der Raumknappheit an seiner Schule zu begegnen. Aktuell seien es in den Jahrgängen elf bis 13 nur 166 Schüler, allein für das Schuljahr 2010/2011 gebe es dagegen 160 Neuanmeldungen. Für die Jahre bis etwa 2018 geht Härtl angesichts der im Februar veröffentlichten Bedarfsplanung von ähnlichen Zahlen aus.

In Ickings Gymnasium ist nicht genug platz für all die Schüler. Direktor Hans Härtl ruft nun den Kreistag zu Notmaßnahmen auf. (Foto: Hartmut Pöstges)

Selbst im kommenden Jahr, wenn durch die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium zwei Jahrgänge zugleich die Schule verlassen, rechnet Härtl mit keiner Entlastung: "Etwa 120 Schüler gehen ab, aber 150 oder 160 kommen dazu, das bedeutet eine Klasse mehr", sagte er auf Nachfrage. "Das ist nicht mehr zu schaffen, jetzt schrillen alle Alarmglocken." Die Erweiterung um drei Klassenzimmer, deren Bau kommende Woche beginnen soll, komme zu spät und reiche bei weitem nicht aus, warnte Härtl. Dringend seien Fachräume nötig, denn die Mehrheit der Schüler in den großen unteren Jahrgängen seien im naturwissenschaftlichen Zweig.

Für sie würden Physik-, Chemie- und Informatikräume benötigt, andernfalls könne nur noch aus dem Schulbuch gelehrt werden. Allein deshalb seien auch die vier Container am Ickinger Gymnasium nur eine Übergangslösung, denn sie ließen sich nicht für den Fachunterricht nutzen. Die Kinder, die jetzt ins Gymnasium kämen, seien auch nicht plötzlich aufgetaucht, kritisierte der Direktor: "Man hat zehn Jahre Zeit gehabt, sich darauf einzustellen. Der Kreistag muss sich jetzt des Themas annehmen."

Der Sprecher des Landratsamts, Hans-Ulrich Menrad, weist den Vorwurf zurück. Das Schulentwicklungskonzept aus dem Jahr 2000 habe die Jahre bis 2012 umfasst. Ein Großauftrag über 60.000 Euro wie für die neue Schulbedarfsplanung könne nicht alle paar Jahre vergeben werden, sagte er. Allerdings war das Schulentwicklungskonzept bald überholt: Für das Gymnasium Icking, damals auf rund 600 Schüler ausgelegt, sah es nur einen zusätzlichen Informatikraum vor. Im kommenden Schuljahr wird die Schülerzahl jedoch auf 970 steigen. Man habe sich damals nach der Einschätzung der Schulleiter gerichtet, sagte Menrad. Für die neue Schulbedarfsplanung, die erstmals die Fachhochschule Erding für angewandtes Management erstellte, sei dagegen die Entwicklung an Grundschulen und in den Nachbarlandkreisen einbezogen worden.

Dass auf die steigenden Schülerzahlen in Icking nicht früher reagiert wurde, führt Menrad auch auf die Einschätzung von Härtls Vorgänger Winfried Steflbauer zurück. Der hatte Entwarnung gegeben, als 2009 nur 130 Anmeldungen eingegangen waren, nach 188 im Vorjahr. "In Icking entspannt sich damit die Raumsituation", meldete das Landratsamt nach dem Schulleitergespräch vor einem Jahr und verwies auf die vier geplanten "Interimsklassenzimmer" in den Containern. Die Wortwahl hat sich geändert: "Das sind schulaufsichtlich geregelte Klassenzimmer", sagte Menrad.

Der Tölzer Direktor Peter Meyer sagte derweil, an seinem Gymnasium gebe es keine großen Raumprobleme mehr. In Geretsried ist die Lage schwierig, wird sich laut Direktor Hermann Deger aber bessern, sobald 2011 der Erweiterungsbau fertig ist. Eigentlich brauche die Schule diese Räume jetzt schon, aber falls Icking tatsächlich Schüler abweisen müsse, könnte man sich wohl einschränken und zusätzliche Schüler aufnehmen, sagte Deger: "Eine Schule ist ein Stück weit wie ein Gummiband - man kann zerren."

© SZ vom 18.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: