Günter-Stöhr-Gymnasium:Dauerstreit um Schulbetrieb

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Das private Stöhr-Gymnasium hat mehr Schüler angenommen, als im Bauantrag festgeschrieben. Das führt nicht nur zu Platzproblemen innerhalb der Schule.

Seit dem Einzug des Günter-Stöhr-Gymnasiums in die Villa Eggenberg gibt es immer wieder Streit mit den Nachbarn und der Gemeinde Icking. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Schultag im Herbst, kurz vor 16 Uhr. Es ist ruhig um das Günter-Stöhr-Gymnasium. Die Schüler büffeln noch im Unterricht, eine Frau joggt einsam die Pfaffenleite entlang, lediglich ein Laubbläser in einem benachbarten Garten stört die Stille.

Ein paar Minuten später. Schulschluss. Zahlreiche Autos mit Münchner, Starnberger und Tölzer Kennzeichen drängen sich den Zeller Weg und die Pfaffenleite entlang ins Wohngebiet, einige parken im Wendekreis direkt vor dem Schulgelände. Auf das Areal des Privatgymnasiums dürfen sie nicht fahren, im Gegensatz zum Schulbus, der die schmale Straße zum Gymnasium fährt und die von Kameras bewachte Schranke passiert. Zwanzig Minuten später ist wieder Ruhe in Irschenhausen eingekehrt. Scheinbar.

Seit Jahren führt der Schulbetrieb im Günter-Stöhr-Gymnasium zu Streit. Zwischen Gemeinde und Gymnasium, Gymnasium und Nachbarn, Nachbarn und Gemeinde. Hauptstreitpunkt ist der Lärm. Zu viel für ein Wohngebiet? "Ich finde das nicht so schlimm", sagt eine im Zeller Weg lebende Anwohnerin. Der Verkehr konzentriere sich auf 8 und 16 Uhr. Auch die Stiftung Wissenschaft und Politik, die bis 1998 die ehemalige Villa eines Industriellen für Seminare genutzt hatte, hätte Verkehr angezogen. "Man kann sich bei allem beschweren, dann kann ich mich gleich begraben lassen", findet die Frau.

Nicht alle Anwohner sehen das Gymnasium inmitten des Wohngebiets derart entspannt. Auch nicht die Gemeinde Icking, die sich beim Einzug des Gymnasiums in die Villa Eggenberg 2004 mit den Vertretern auf eine maximale Schülerzahl von 250 geeinigt hatte - um eben die Nachbarn vor Lärm zu schützen, wie die frühere Bauamtsleiterin und jetzige Bürgermeisterin Margit Menrad sagt. Der Schulbetreiber gab damals an, in den Nebengebäuden der Villa ein Internat einrichten zu wollen.

Ein Plan, den der Schulträger, der St. Anna Schulverbund, zuletzt auf Eis gelegt hatte. Sie möchte stattdessen eines dieser Häuser für den Schulunterricht nutzen, denn mittlerweile besuchen 336 Schüler das Gymnasium - obwohl die Zahl 250 im Bauantrag 2004 festgeschrieben wurde. "Nur deswegen wurde die Baugenehmigung erteilt", sagt Bürgermeisterin Margit Menrad. Im Mai hatte das Günter-Stöhr-Gymnasium gegen die Festschreibung vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht geklagt.

Bereits in der Vergangenheit musste sich das Gericht mit dem Bau der Turnhalle auseinander setzen: Ein Nachbar hatte dagegen geklagt, dass ein solcher Bau weiteren Lärm mit sich bringen werde. Auch die Gemeinde wurde verklagt, weil sie mit der Bebauungsplanänderung die Weichen für den Bau der Turnhalle gestellt hatte.

Mittlerweile zeigt sich die Gemeinde bei Anträgen des privaten Gymnasiums nicht mehr so konziliant. Die Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht endete mit dem Kompromiss, dass die aktuelle Schülerzahl von 336 in einem neuen Bauantrag festgeschrieben wird. Den hat die Gemeinde inzwischen jedoch abgelehnt. "Dass wir das Gymnasium dort zugelassen haben, ist das Schlimmste, was wir als Gemeinde machen konnten", ereiferte sich Matthias Ertl in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das Verhalten der Trägers sei "eine Frechheit". Gemeinderat Christoph Preuss, Arzt am Klinikum Wolfratshausen und nahe dem Stöhr-Gymnasium wohnhaft, erachtet den Zustand ebenfalls als "nicht tragbar". Die Pfaffenleite sei tagsüber mit dem Krankenwagen nicht zu befahren.

Von zugeparkten Straßen ist an jenem Schultag nichts zu sehen. An den meisten Stellen herrscht von 8 bis 16 Uhr eingeschränktes Halteverbot, nur an ein paar Stellen entlang der Pfaffenleite können Schüler ihr Auto abstellen. Im Zeller Weg ist Parken generell verboten. Die Schilder habe die Gemeinde nachträglich angebracht, sagt Menrad. Der Zustand mit zugeparkten Einfahrten sei den Nachbarn nicht mehr zuzumuten gewesen.

Einzig Elisabeth Häberlein, die am Stöhr-Gymnasium Informatik und Wirtschaft unterrichtet, sprang im Gemeinderat für ihren Arbeitgeber in die Bresche. Die Schule sei schon zweizügig gewesen, als sie 2004 von München nach Irschenhausen zog. Das wurde ausgebaut, um mit den Lehrern vernünftig planen zu können. "Die Verkehrsbelastung hat nicht so zugenommen, dass sie ein Problem wäre", glaubt Häberlein. Sie verweist auf ein Konzept des Stöhr-Gymnasium, dem Verkehr Einhalt zu gebieten: Nur Schüler, die Fahrgemeinschaften mit mindestens vier Personen bilden, dürfen auf dem Areal der Schule parken. Der Rest komme mit Bussen oder werde von den Eltern gebracht.

Ihre Kollegen im Gemeinderat konnte sie mit dieser Argumentation nicht beeinflussen. Sie stimmten zuletzt dagegen, dass im Nebengebäude unterrichtet werden darf. Das Landratsamt könnte den Antrag dennoch genehmigen, wogegen wiederum die Gemeinde Icking klagen könnte. Diese Option will sie sich nach den Querelen der vergangenen Jahr offen gehalten.

© SZ vom 23.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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