Große Bandbreite:Farbiges Grau

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Die Geretsrieder Künstlerin Elke Hasenmüller stellt in der Seeresidenz in Seeshaupt aus

Von Katja Sebald, Geretsried/Seeshaupt

Eine Vielzahl winziger Papierboote, außerdem jede Menge gezeichneter oder gemalter Boote haben für die Sommermonate im Foyer und in den Gängen der Seeresidenz Alte Post angelegt, einige haben sich wie Fische im Netz verfangen, andere segeln bunt und fröhlich über den See und wieder andere sind, wenn man sich auf die Dramatik der sie umgebenden Farben einlässt, von Stürmen umtost. In der aktuellen Ausstellung, die noch bis Mitte September zu sehen ist, zeigt die Geretsrieder Künstlerin Elke Hasenmüller Acrylbilder, Zeichnungen, Aquarelle und Drahtobjekte, die sich mit dem Thema "Boot" auseinandersetzen.

Konkret wird das Thema vor allem in den kleinen, meist aus Fundstücken wie Treibholz und Steinen zusammengesetzten Objekten, über die Elke Hasenmüller ein Drahtgeflecht stülpt, das zuweilen an eine Fischreuse erinnern kann und zuweilen eher an aufwärtsstrebende pflanzliche Formen. Diese ohnehin sehr spielerischen und filigranen Assemblagen werden dann noch mit den gefalteten Papierbooten bestückt. Für die weitaus meisten ihrer Gemälde hingegen wählt Hasenmüller eine abstrakte Bildsprache, eine Bootsform lässt sich hier allenfalls erahnen.

Ausgehend von Farbe und Struktur baut Hasenmüller ihre vielschichtigen Bildwelten auf: Sie arbeitet beispielsweise Asche in die Farbe ein, auch Fäden finden sich auf einer Leinwand, die unter einer transparenten Papierschicht fixiert sind. Mit Übermalungen, Überklebungen, gleichsam eingewebten Motiven und Versatzstücken von Schrift und Zeichnung wird die Bildfläche nach und nach verdichtet.

Auf die Spitze getrieben hat die Künstlerin dieses Verfahren bei einer Serie von vier nahezu monochromen Leinwänden, drei davon sind grau, die vierte rot. Erst bei genauerem Hinsehen offenbart auch das "Farbige Grau", so der Bildtitel, das ihm innewohnende Rot und das Rot seine vielschichtige Tiefe - ebenso wie eine weitere graue Fläche ihre feinen Zeichnungen.

Als gekonnte Zeichnerin offenbart sich Hasenmüller aber immer dann, wenn sie nichts "können" will: Skizzenhafte Landschaften, die Eindrücke aus einem fahrenden Zug festhalten, oder eine Reihe von Portraits, die mit der linken Hand oder mit verbundenen Augen entstanden, bestechen gerade durch ihre vermeintlichen "Fehler".

Die gebürtige Salzburgerin Elke Hasenmüller fand spät, nach einem Sprachenstudium in Heidelberg, zur Malerei. Seit 1987 aquarelliert sie, diverse Aus- und Weiterbildungen haben das Spektrum ihrer künstlerischen Techniken erweitert. Seit 1989 stellt die Künstlerin aus, 2012 hat sie selbst eine Dozententätigkeit aufgenommen. Sie lebt seit 1973 in Geretsried, ihr Atelier befindet sich in Münsing. Sie ist Mitglied im Kunstverein Tölzer Land.

Viele Bilder von Elke Hasenmüller sind unter dem Eindruck ihrer zahlreichen Reisen entstanden, Kuba fand in aquarellierten und gezeichneten Skizzen von Stadtansichten und Landschaften seinen Niederschlag, die sie jetzt in Seeshaupt ausstellt - auch Boote gibt es darauf zu entdecken.

Elke Hasenmüller: "Malerei und Drahtobjekte"; bis 18. September, Seeresidenz Alte Post, Seeshaupt, Alter Postplatz 1

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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