Gratis ins Internet:Surfen am Schiff

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Finanzminister Söder nimmt das kostenlose Wlan an Bord der Ausflugsflotte am Sternberger See in Betrieb und darf sich für ein paar Stunden als weiß-blauer Admiral fühlen.

Von Christine Setzwein, Starnberg/Münsing

Das 12-Uhr-Läuten ist gerade mal ein paar Minuten alt, als Markus Söder den Dampfersteg in Starnberg betritt und zur MS Bernried eilt. Vom Schneetreiben in Berchtesgaden kommt der bayerische Finanzminister am Dienstag in die Sonne am See. Und er kommt sehr gern, hat er doch zwei erfreuliche Aufgaben zu erledigen. Zuerst schaltet er das Wlan-Netz frei, mit dem die Passagiere der weiß-blauen Flotte jetzt kostenlos im Internet surfen können. Dann weiht er die neue Starnberger Werft ein. Und er weiß natürlich, was die geladenen Honoratioren von Landräten über Bürgermeister bis hin zu Tourismusvertretern hören wollen. "Der Starnberger See", sagt Söder, "ist einer der schönsten Seen der Welt."

Das kostenlose Wlan-Netz auf den Schiffen der weiß-blauen Flotte soll ein weiterer Anreiz sein für Ausflügler und Touristen. Damit könnten nun auf den Schiffen Informationen über die Sehenswürdigkeiten am Ufer abgerufen, der nächste Biergarten gegoogelt oder der S-Bahn-Fahrplan nachgeschaut werden. Und natürlich könnten Erinnerungsfotos gleich an Freunde und Verwandte in aller Welt verschickt werden, etwa von den Mondschein-, Gourmet-, Brunch- und Tanzfahrten. Vor allem solche Erlebnisfahrten auf dem Starnberger See werden immer beliebter. Über eine freute sich der Nürnberger Markus Söder besonders: einen fränkischen Genussabend.

Um die Schiffe für all das flott zu halten, gibt es in Starnberg eine neue Werft. Die Münchner Architektin Claudia Schreiber hat mit viel Holz und Naturstein "ein wunderschönes Gebäude" entworfen, lobte die Starnberger Bürgermeisterin Eva John. Zehn Millionen Euro hat der 2000 Quadratmeter große Werft- und Verwaltungsbau gekostet. Aber nicht nur die Seenschifffahrt hat dort ihre neue Heimat, auch das Institut für Fischerei, Teile der Bayerischen Schlösserverwaltung und die Küche des Schiffs-Gastronomiebetriebs. Insgesamt sind 60 Arbeitsplätze entstanden. Die sechs Schiffe auf dem Starnberger See können 3000 Passagiere befördern.

Söder hatte noch mehr Zahlen parat. So habe die Bayerische Seenschifffahrt auf dem Starnberger See, Ammersee, Königssee und Tegernsee in den vergangenen fünf Jahren sechs Millionen Passagiere gezählt. Seit 2000 seien 26 Millionen Euro investiert worden - ohne Zutun des Steuerzahlers. Auch der Neubau in Starnberg sei aus eigenen Mitteln der staatlichen Seenschifffahrt finanziert worden. Dank steigender Fahrgastzahlen und einem "leichten Gewinn" sei die Seenschifffahrt zu einem "echten Wirtschaftsfaktor" geworden, sagte Söder. Auf dem Erfolg dürfe man sich aber nicht ausruhen. "Der Wettbewerb um Gäste wird härter."

1915 hat der Freistaat die Schifffahrt auf dem Starnberger See erworben. Söder, er auch für die bayerischen Schlösser zuständig ist, sonnt sich in dieser Aufgabe: Welcher Minister im Kabinett könne schon von sich behaupten, er sei Kommandant über 33 Schiffe?

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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