Kommentar:Aufstehen statt hinnehmen

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Warum es wichtig ist, dass am Valentinstag Menschen auf die Straße gehen, um gegen häusliche Gewalt zu protestieren

Von Lisa Kuner

Blumen, Pralinen, Aufmerksamkeiten - die Werbung für den Valentinstag am 14. Februar erzählt die Geschichte von der rosafarbenen, perfekten und kauffreudigen Liebeswelt. Die Aktion "One Billion Rising" in Bad Tölz hat am selben Tag hingegen darauf aufmerksam gemacht, dass das nicht die einzige Realität bei Paaren ist. Laut einer repräsentativen Studie des Familienministeriums haben 40 Prozent der Frauen in Deutschland schon körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Verübt wird sie überwiegend von Partnern oder Expartnern im häuslichen Umfeld.

Das gilt auch für das scheinbar beschauliche Oberland. Gewalt kann alle treffen, überall. Es könnte immer die eigene Schwester oder Tochter sein. Frauenhäuser haben leider auch hier ihre Daseinsberechtigung. An der Aktion, die auf diese traurige Realität hinweist, beteiligen sich mehr als 175 Städte in Deutschland. Auch auf der Tölzer Marktstraße gab es deshalb Musik, Tanz und Vorträge gegen Gewalt.

Zuletzt hat die #MeToo-Debatte für Wirbel darum gesorgt, was sexuelle Belästigung ist, wo sie beginnt und was "man wohl noch sagen darf". Diese Debatte ist wichtig, weil sie zeigt, wie jeden Tag Grenzen überschritten werden. Sie hat aber auch einen Nachteil: Sie eint nicht nur gegen Gewalt, sondern spaltet auch die Gesellschaft. In böse Männer und hysterische Frauen. In Flirt-Befürworter und Emanzen.

Bei der Aktion "One Billion Rising" hingegen steht Gemeinschaft im Vordergrund. Alle zusammen, Männer, Frauen, Kinder, zeigen eine klare Haltung: Sie zeigen, dass Gewalt gegen Frauen keine Option sein darf, und dass das wirklich Wichtige nicht ein Kleinkrieg von Argumenten ist. Darum war es wichtig, dass die Menschen am Valentinstag nicht nur zu zweit beim Essen mit Kerzenschein die Liebe und den Konsum gefeiert haben - sondern dass viele Frauen, Männer und Kinder in Tölz für die Rechte von Frauen auf die Straße gegangen sind.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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