Geretsried:Trauer um Ingrid Obser

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Sie war Mitgründerin der Musikschule, half jahrelang sozial schwachen Menschen und galt als "Seele" Geretsrieds. Nun starb Ingrid Obser nach langer Krankheit.

Isabel Meixner

Die Musikschule war ihr Kind, und einem Kind dreht man nicht einfach den Rücken zu. Im Sommer 2007 erfuhr Ingrid Obser von ihrer Krankheit. Die Ärzte diagnostizierten einen bösartigen Gehirntumor und räumten ihr nur noch begrenzte Zeit zum Leben ein. Dennoch leitete sie bis 2009 die Musikschule weiter, danach blieb sie deren Schatzmeisterin. Erst voriges Jahr ließ ihre Krankheit ihr Engagement nicht mehr zu. Ingrid Obser trat aus dem Vorstand zurück. In der Nacht auf Samstag erlag sie im Alter von 68 Jahren ihrem Krebsleiden.

Ingrid Obser erhielt 2009 den Kulturpreis der Stadt Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wer auf die gebürtige Kärntnerin angesprochen wird, bezeichnet sie gerne als "Seele", als eine Frau, die großen Optimismus und Begeisterungsfähigkeit ausstrahlte und einen unerschütterlichen Glauben an sich und andere hatte. "Jeder hat einen Draht zu ihr gefunden", sagt Vera Kraus, ihre Nachfolgerin als Leiterin der Musikschule.

Mit dem ihr eigenen Charme nahm die passionierte Hackbrettspielerin 2009 den Kulturpreis der Stadt Geretsried entgegen. "Ich habe einen Knödel im Hals. Verstehen Sie das?", fragte sie, als sie auf der Bühne stand. Das Publikum erhob sich ihr zu Ehren und klatschte einer Frau zu, die nicht nur die Musikschule 1979 ins Leben rief, sondern sich 17 Jahre lang um sozial schwache Menschen kümmerte, sich in der Nachbarschaftshilfe "Ich für Dich" engagierte und die Interessensgemeinschaft Kulturförderung mitbegründet hat. "Die Liebe zu den Menschen hat sie angetrieben", glaubt Vera Kraus.

Mit ihrer Krankheit ist Ingrid Obser stets offen umgegangen. Sie sei zufriedener geworden und lebe im Hier und Jetzt, sagte sie einmal: "Die Zeit, die ich noch habe, vergeude ich nicht mit negativen Gedanken, Zukunftssorgen und Groll darüber, warum gerade ich gegen Krebs kämpfen muss." Trotz zahlreicher Chemotherapien und Bestrahlungen machte sie anderen Leidtragenden Mut. "Sie war meine beste Freundin", sagt Vera Kraus. "Es ist ein Riesenglück, sie gekannt zu haben und mit ihr einen Teil durchs Leben gegangen zu sein."

© SZ vom 9.5.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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