Geretsried:Hunderte Meter breite Hagelschneise

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"Hagelkörner so groß wie Kindsköpfe": Nach den schweren Unwettern registrieren allein in Geretsried die Versicherungen 1000 Schadensfälle.

W. Schäl

Nach dem verheerenden Hagelschlag am vergangenen Freitagabend sind die Betroffenen mit der Beseitigung der Schäden und der Abwicklung der Versicherungsfälle beschäftigt. "Die Zimmerer und Dachdecker aus der Umgebung sind allesamt im Einsatz, von den Häusern herunter klappert es überall", sagte am Montag Michael Bromberger, der Bürgermeister der Gemeinde Eurasburg. Deren Ortsteile Beuerberg und Oberherrnhausen waren besonders schwer betroffen.

Beulen in der Kühlerhaube und eine zerstörte Frontscheibe: Besonders im Bereich der Gemeinde Eurasburg gibt es viele Versicherungsfälle wie diesen. (Foto: region.wor)

Eine Prognose über die Höhe der Schäden in seiner Gemeinde mag Bromberger nicht geben, denn im Einzelfall hänge der finanzielle Aufwand stark von der jeweiligen Eigenleistung der Hauseigentümer ab. Festzustellen sei lediglich, dass der Hagel eine mehrere hundert Meter breite Schneise in westöstlicher Richtung geschlagen habe.

Dass es ein schweres Unwetter gegeben hat, ist für den Bürgermeister nicht so ungewöhnlich, wohl aber die Größe der Hagelkörner, die auf Häuser und Autos niederprasselten. Bromberger zufolge waren einige bis zu acht Zentimeter groß und haben sich "morgensternartig, zackig und kantig zu Eisbrocken von der Größe eines Kinderkopfes" zusammengebacken. So etwas habe er noch nie gesehen, sagt Bromberger, "und so etwas will ich auch nicht mehr erleben". Auch an der Seeshaupter Ausfahrt der Garmischer Autobahn habe es "panische Zustände gegeben", die Autos seien mitten auf der Fahrbahn stehengeblieben, unter den Brücken sei es zu regelrechten Verkehrsstaus gekommen.

Dass die Hauseigentümer daran interessiert sind, ihre zerschlagenen Dachplatten und Fenster schnell zu reparieren, wurde im Wolfratshauser Baywa-Markt schon am Samstag registriert. Dort ist der Umsatz an Plexiglas, Kunststoffplatten, Fassadenfarben und Wellpolyester in kürzester Zeit auf das Dreifache gestiegen. "Wir kommen mit den Lieferungen derzeit kaum hinterher", stellt der Geschäftsführer des Großmarktes fest. Auch die Versicherungen haben alle Hände voll zu tun, um die Folgen des Unwetters zu bewältigen. "Wir gehen im betroffenen Gebiet derzeit von etwa 1200 Schadensfällen aus, allein in Geretsried werden es wohl um die 1000 sein", sagt der bei der HUK zuständige Schadensabteilungsleiter Josef Kannler, wobei er nicht ausschließen kann, dass es auch noch mehr werden könnten. "Wir werden ab kommender Woche eine Sondermaßnahme fahren", versichert Kannler, "jeder einzelne Schaden wird besichtigt".

Starten soll die Aktion am kommenden Montag, dauern soll sie mindestens die ganze Woche. Derzeit ist die Versicherung darum bemüht, eine Halle einzurichten, in der die Gutachter die Dellen in den Autos besichtigen können. Mit jedem einzelnen Kunden wird dann ein Termin vereinbart, damit Wartezeiten vermieden werden. "Wenn alle spontan kommen, dann funktioniert das nicht, dann gibt es ein Chaos", sagt Kannler, der deshalb lieber nicht verraten will, in welcher Halle die Begutachtung stattfindet. Dies werde den Kunden einzeln mitgeteilt. Pauschale Prognosen über die Schadenshöhe und die Art der Regulierungen mag auch er nicht abgeben. Eine zertrümmerte Windschutzscheibe könne bereits ein Totalschaden sein, das hänge vom Alter und Zustand des Fahrzeugs ab. Wenn sich auf dem Dach und der Kühlerhaube nur ein paar kleinere Dellen finden, dann könne man aber in der Regel davon ausgehen, dass sich der Schaden im Bereich von 1000 bis 1500 Euro bewege.

Zu den Autos, die demnächst zum Spengler gebracht werden müssen, zählt auch der First-Responder-Wagen der Eurasburger Feuerwehr. "Den hat es gscheit erwischt", sagt Bromberger.

© SZ vom 20.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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