Geretsried:Ein Rathaus auf der Böhmwiese

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Ein Bahnhof, ein Bürgerhaus und dazu attraktive Geschäfte und Cafés: Geretsried ist in der glücklichen Lage, auf einer freien Fläche ein neues Stadtzentrum planen zu können. Der SPD-Vorsitzende Wolfgang Werner bringt nun sogar einen Rathausneubau ins Gespräch.

Bernhard Lohr

Mit dem neuen Stadtviertel auf der Böhmwiese könnte in Geretsried einiges auf den Kopf gestellt werden. Dort soll ja als erweitertes Stadtzentrum dereinst der Bahnhof Geretsried-Mitte Platz finden. Viele träumen bereits von attraktiven Läden und Cafés. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass dort auf der Grünen Wiese auch das politisch-administrative Zentrum der Stadt entsteht. Der SPD-Vorsitzende Wolfgang Werner stellte am Sonntag auf dem SPD-Stadtgespräch im Café Waldmann einen Rathaus-Neubau zur Diskussion. Angesichts der Möglichkeiten, die die Böhmwiese mit ihrer zentralen Lage bietet, wachsen in der Stadt die Begehrlichkeiten. Der Sozialverband VdK brachte zuletzt wieder seine Idee von einem Bürgerhaus in Erinnerung, das auf dem Areal Platz finden könnte, und warb in dem Zusammenhang gleich dafür, das kostengünstig für den Steuerzahler so zu finanzieren, wie es in München üblich ist. Dort schöpft die Stadt seit Jahren über das Instrument der "Sozialgerechten Bodennutzung" in Zuge der Ausweisung von Baugebieten bei den Grundstückseigentümern Geld ab, um es in die Infrastruktur zu stecken. Auch wenn das Böhmwiesen-Areal der Stadt selbst gehört, will die SPD an dem Thema dran bleiben. Auf Drängen von Wolfgang Köhler, einem Gast des Stadtgesprächs, sagte Vorsitzender Werner zu, die Sache mit dem VdK aufgreifen zu wollen. Eine gemeinsame Veranstaltung sei denkbar. "Wenn das in München funktioniert, warum soll das in Geretsried nicht funktionieren." Mit Blick auf die Böhmwiese warnte Werner auch vor übereilten Schritten beim neuen Museum. Er kritisierte, dass Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) zuletzt die Zustimmung des Stadtrats für das Konzept der Dauerausstellung im geplanten "Museum der Stadt Geretsried" mit einer Zusage verknüpfte, später auch den Neu- und Anbau an das Museum folgen zu lassen. Bisher ist nur beschlossene Sache, dass das unter dem Dach des Rathauses befindliche Museum in das ehemalige Stadtwerkegebäude an der Graslitzer Straße umzieht und mit einer modernen museumspädagogischen Konzept aufgepeppt wird. In diesem Zusammenhang war in der Vergangenheit von einem Anbau die Rede, um in Geretsried ein "Bayerisches Nachkriegsmuseum" zu schaffen, in dem die Geschichte des Neubeginns der Vertriebenen in Bayern zu präsentieren. Doch Werner sagte: "Treten Sie ein bisserl auf die Bremse, Frau Bürgermeisterin." Die für den Museumsumbau eingeplanten 300 000 Euro seien kein Pappenstiel. Außerdem könnte die Entwicklung auf der Böhmwiese nach Werners Ansicht die Museumspläne noch mal unter einem anderen Licht erscheinen lassen. So sei - auch von der Bürgermeisterin schon einmal thematisiert, wie Werner betonte - ein Verwaltungsbau auf der Böhmwiese vorstellbar, wodurch Platz etwa auch für Ausstellungen im jetzigen Rathaus frei werden würde. Damit könnte auch das Manko behoben werden, sagate Werner, dass das Rathaus keineswegs barrierefrei sei. Der Sitzungssaal sei für Gehbehinderte kaum erreichbar. Die jüngsten Treueschwüre von CSU und Freien Wählern, die Bürger in die Böhmwiesen-Planung einzubinden, bezeichnete Werner als unglaubwürdig. Früher habe das die Konservativen im Stadtrat auch nicht gekümmert. "Wenn es ans Eingemachte geht, möchte ich sehen, ob sie sich wirklich reinquatschen lassen."

© SZ vom 07.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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