Geretsried:Abgesang auf das "Spaladin"

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Verschiedene Indizien weisen darauf hin, dass das Projekt gestorben ist. Auch vom geheimnisvollen Scheich ist nichts mehr zu hören. Bürgermeisterin Irmer glaubt dennoch an eine Realisierung.

Silke Bigalke

Der Traum vom Wellnessbad "Spaladin" ist für Geretsried wohl endgültig vorbei. Es sei aus jetziger Sicht "sehr unwahrscheinlich, dass es noch realisiert wird", sagt Andreas Neumann von der Beratungsfirma Newmen-Consult, die das Projekt betreut. Auch der österreichische Wellness-Experte Heinz Schletterer, der das Spaladin geplant hat, glaubt nicht mehr an eine Realisierung: "Aus unserer Sicht ist das Projekt gestorben", sagte er Mitte Oktober.

Mittlerweile glaubt kaum noch einer an die Realisierung des Spaladins in Geretsried. "Aus unserer Sicht ist das Projekt gestorben", sagt der österreichische Wellness-Experte Heinz Schletterer. (Foto: schletterer international group)

Alles weist darauf hin, dass er Recht hat: Das Spaladin-Team von Newmen-Consult hat sich vorerst aufgelöst. Helmut Terstegen, der die Anlage mit Neumann betreiben sollte, hat sich bereits im April 2010 aus dem Projekt zurückgezogen, weil es nicht weiterging. Er ist aktuell in einen Rechtsstreit mit den Besitzern eines Frankfurter "Spas" verwickelt, das er betrieben hat. Vom geheimnisvollen Scheich Adnan Zainy aus Saudi-Arabien und seiner Investmentfirma Caprivé, die das Spaladin finanzieren wollte, ist nichts mehr zu hören. Die Frist für den Kauf der Fläche, auf der er bauen wollte, hat er verstreichen lassen.

Trotzdem will die Stadt Geretsried, die das Grundstück im September selbst gekauft hat, nicht an ein Scheitern denken und verweist weiterhin auf den Durchführungsvertrag, der noch bis zum Frühjahr 2013 läuft. Bis dahin müsste Zainy mit dem Bau begonnen haben. "Vor Auslaufen dieser Umsetzungsfrist befindet sich das Vorhaben noch im ganz normalen, vertraglich vereinbarten Zeitplan", schreibt Jan Dühring, Leiter des Fachbereichs Bauen. "Insofern gibt es von Seiten der Stadt Geretsried keinen Anlass, über den Zeitpunkt der Umsetzung des Vorhabens zu spekulieren." Ist die Frist abgelaufen, kann die Stadt mit dem Grundstück machen, was sie will.

Lieber wäre ihr, das Spaladin würde doch noch gebaut. Laut Schletterer sollte es das weltweit größte Day-Spa werden. Es sollte Geretsried bekannt machen, Geld und Arbeitsplätze in die Stadt bringen. Über ein mögliches Aus möchte Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteilos) nicht sprechen. Doch es herrscht Funkstille zwischen ihr und dem Investor. Er brauche sie nicht über seine Pläne zu informieren, sagt Irmer. Sie selbst hat das Gespräch auch nicht gesucht: "Nachgefragt, wie es aussieht, haben wir nicht. Warum auch." Die Stadt könne nichts tun, außer abzuwarten.

Was mit dem Areal passieren soll, wenn der Scheich die Stadt Geretsried im Stich lässt, das möchte Irmer jetzt noch nicht planen. Sie sei nach wie vor davon überzeugt, dass das Spaladin umsetzbar ist. Dass es bisher nicht realisiert wurde, liege an der Euro-Krise, nicht an der Stadt und auch nicht am Standort. Die Bürgermeisterin glaubt nach wie vor an das Projekt: "Das läuft noch, wozu die Aufregung?", sagt sie.

Andere äußerten sich in den Wochen nach dem Grundstückskauf weniger optimistisch zum Spaladin: Der dritte Bürgermeister Robert Lug (Freie Wähler) spricht von ersten, wenn auch sehr vagen Kontakten, um einen anderen Investor zu suchen. Er schätzt, dass Zainy irgendwann Zweifel an dem Projekt bekommen hat. "Wir haben alles getan, damit das Spaladin kommt. Mehr konnten wir nicht machen", sagt SPD-Ortsvorsitzender Wolfgang Werner.

Es würde ihn zwar freuen, wenn die Investoren das Spaladin doch noch verwirklichten. "Es stürzt aber mich nicht in tiefe Traurigkeit, wenn es nicht gebaut wird." Wenn sich ein Projekt immer wieder verzögere, verliere man schon den Glauben daran.

Der Wirtschaftsreferent der Stadt Volker Reeh (CSU) glaubt zwar, dass sich der Investor noch nicht vollständig zurückgezogen hat. Es könne aber sein, dass "der Scheich das Grundinteresse verloren hat", sagte Reeh Anfang Oktober. Er könne verstehen, wenn sich ein Investor in der Finanzkrise auf sein Kerngeschäft konzentriere. "Ein Spaßbad macht man nur, wenn man Spaß hat und ihn sich leisten kann", sagte er.

Projektgegner Mario Wolfram vom Aktionsbündnis "Spar dir Aladin" hat der Idee von der Riesentherme von Anfang an nicht getraut. "Das war alles immer sehr obskur: Ein Scheich, den man nie gesehen und der sich nie öffentlich geäußert hat", sagt er.

© SZ vom 12.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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