Gefährliche Autobahn:Liebling der Raser

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Auf der A 95 gibt es regelmäßig schwere Unfälle mit Sportwagen

Von Christian Deussing, Starnberg/Icking

Die Garmischer Autobahn ist als Rennstrecke beliebt und berüchtigt: Auf etwa 60 Kilometern können Sportwagenfahrer ohne Tempolimit ihre PS-starken Autos auf fast der gesamten Strecke zwischen München und Eschenlohe ausreizen. Es kommt deshalb immer wieder zu schweren Unfällen. Gegen den dort "nahezu täglichen Raserwahnsinn" helfe nur ein Tempolimit, wird nun in den sozialen Netzwerken gefordert, nachdem in der Nacht auf Sonntag auf der A 95 bei Oberdill ein 23-jähriger Gautinger ums Leben gekommen ist.

Er war laut Polizei offenbar mit mehr als 200 Stundenkilometern mit seinem 540 PS starken Cabrio kurz vor dem Starnberger Dreieck in die Leitplanke geprallt. Der junge Mann soll sich den Sportwagen gemietet haben, um mit einem 22-jährigen Freund aus München zum Gardasee zu fahren. Der Beifahrer überlebte den Horror-Crash mit schweren Verletzungen, er war der Polizei zufolge beim Aufprall mit seinem Sitz aus dem Wagen geschleudert worden. Er befinde sich außer Lebensgefahr, sagte am Montag ein Polizeisprecher.

Die Garmischer Autobahn sei keine Transitstrecke und bekannt für den "vergleichsweise sehr geringen Verkehr mit wenig Lastwagen", berichtet Josef Seebacher, Sprecher der Autobahndirektion Südbayern. Das werde auch weltweit übers Internet verbreitet. Hierbei gebe es auch oft Anfragen, wann die Bauarbeiten am Starnberger Dreieck und bei Seeshaupt "endlich beendet" seien. Dass die Garmischer Autobahn oft als illegale Rennstrecke missbraucht wird, zeigt auch der Fall von sechs jungen Männern aus Israel vom Mai: Bei einem Junggesellenabschied rasten sie auf der A 95 rücksichtslos mit hochmotorigen Luxus-Mietwagen in Richtung Süden und kümmerten sich dabei auch nicht um die Tempovorschriften in den Baustellen. Die Polizei konnte die Hochzeitsraser erst an der Ausfahrt Murnau/Kochel stoppen.

Und welche Chancen gibt es für ein Tempolimit auf der Garmischer Autobahn? Das sei grundsätzlich nur möglich, wenn es um den Lärmschutz oder "Unfallschwerpunkte" gehe. Letzteres sei jedoch auf der A 95 bisher nicht zu erkennen, erläutert Seebacher. Denn bei den Raserunfällen handele es sich um individuelle Fehler und um nicht angepasste Geschwindigkeit.

Nach Polizeiangaben fahren viele Autofahrer auf der A 95 auch bei Regen oder Schnee viel zu schnell - wie etwa im vergangenen Januar ein 25-Jähriger, der mit 160 Stundenkilometern bei einem missglücken Überholmanöver mit seinem Sportwagen ins Schleudern geriet, an einem Schneehaufen abhob und nach 70 Metern in einen Wald krachte. Bei diesem Unfall zwischen Fürstenried und dem Starnberger Dreieck kam der Fahrer mit leichten Verletzungen davon, er habe großes Glück gehabt, hieß es im Polizeibericht. Doch das 80 000 Euro teure Auto hatte nur noch Schrottwert.

Zu Schrott fuhr nur wenige Wochen zuvor auch ein junger Bayern-Fußballstar seinen 720-PS-Wagen, als der auf nasser Fahrbahn auf dem Autobahn-Abschnitt in Richtung Starnberg ausbrach und in die rechte Leitplanke prallte. Der Kicker blieb aber unverletzt.

© SZ vom 03.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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