Zuständigkeit für die A 95:Voller Einsatz ist Ehrensache

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Die Männer der Freiwilligen Feuerwehren Münsing und Beuerberg müssen ihr ehrenamtliches Engagement in ihren Arbeitsalltag integrieren - was nicht immer unproblematisch ist.

Isabel Meixner

Es liegt ein stressiges Wochenende hinter den Männern der Freiwilligen Feuerwehren in Beuerberg und Münsing. Graupelschauer verwandelten die Autobahn A 95 in eine einzige Rutschbahn, und so mussten die Feuerwehrleute mit den Kollegen der umliegenden Feuerwehren ganztags zu Einsätzen ausrücken.

Immer mehr Firmen fordern von der Gemeinde Lohnausgleich dafür, dass die ehrenamtlichen Feuerwehrler im Einsatz sind. "Früher war es noch eine Ehrensache, dass ein Feuerwehrmann gehen durfte", sagt Herbert Kühn, Kämmerer der Gemeinde Münsing. (Foto: DPA)

Über 1000 Arbeitsstunden und 30 Einsätze kamen auf diese Weise bei den Münsingern, die für die Autobahnabschnitte von Wolfratshausen nach Beuerberg beziehungsweise nach Schäftlarn verantwortlich sind, im vergangenen Jahr zusammen - und das ehrenamtlich.

Auch Paul Wenus, seit 30 Jahren Kommandant der für die Autobahnstrecke von Beuerberg nach Wolfratshausen und Penzberg zuständigen Freiwillige Feuerwehr Beuerberg, bestätigt, dass der Zeitaufwand für die Freiwilligen wegen der Autobahn-Zuständigkeit immens ist: "Die Einsätze bei Unfälle sind in den letzten Jahren immer häufiger geworden." Heuer seien es 13 Einsätze gewesen. Hinzu kämen noch Übungen und Fortbildungen. Wie hoch der Zeitaufwand genau ist, kann Wenus aber nicht sagen: "Ich weigere mich, die Stunden aufzuschreiben. Das ist unser Job."

Ihren "Job" müssen die Feuerwehrler in ihren Arbeitsalltag integrieren - was nicht immer unproblematisch ist. "Es kann schon sein, dass ein Handwerksbetrieb eine Zeit lang stillsteht", sagt Paul Wenus. Einen Einsatzplan gibt es weder in Münsing noch in Beuerberg. "Wer kommt, fährt mit", erläutert Thomas Sellmeier, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Münsing, das Einsatzprinzip, das auch in Beuerberg seine Gültigkeit hat: "Einen Dienstplan könnten wir uns als Freiwillige gar nicht leisten." Das Prinzip funktioniere ganz gut: "Wir haben in der Regel genug Leute, um die Autos rauszubekommen." Falls nicht, würde die Leitstelle die nächstgelegene Feuerwehr alarmieren.

Viele von Sellmeiers Feuermännern sind in der Landwirtschaft tätig oder selbstständig. Diese könnten ihre Tätigkeit vergleichsweise unproblematisch in ihre Arbeit integrieren. Bei Angestellten beobachtete Sellmeier zuletzt die Tendenz, dass Arbeitgeber immer häufiger den Lohnausgleich in Anspruch nehmen. Heißt: Die Gemeinde übernimmt für die Einsatzzeiten den Lohn der Feuerwehrler.

Diese Beobachtung bestätigen auch Herbert Kühn und Markus Gerold, die Kämmerer von Münsing und Eurasburg. "Früher war es noch eine Ehrensache, dass ein Feuerwehrmann gehen durfte", sagt Kühn. Münsing habe in diesem Jahr 850 Euro gezahlt, 2010 waren es noch 550 Euro.

In Eurasburg nähmen immer mehr Firmen den Lohnausgleich auch bei einzelnen Einsätzen in Anspruch, berichtet der Kämmerer. Die Gemeinde habe heuer bereits 2500 Euro erstattet, Gerold kalkuliert bis Jahresende mit 4000 Euro. 2010 seien es 3000 Euro gewesen. "Das machen wir aber gerne", betont Gerold. "So eine hoch qualifizierte Feuerwehr ist ein Aushängeschild für die Gemeinde."

Über Nachwuchsprobleme können sich beide Feuerwehren nicht beschweren: In Münsing etwa liegt der Altersdurchschnitt unter 30 Jahren. "Die Bereitschaft zu helfen ist nach wie vor groß", sagt Thomas Sellmeier.

© SZ vom 11.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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