Flugblatt-Aktion:Hinterhältig und feige

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Das Internet kann manchmal eine wahre Kloake sein. Davon ist auch der Hochglanzflyer nicht weit entfernt, der dieser Tage in vielen Tölzer Briefkästen lag

Von Klaus Schieder

Im Zeitalter der sozialen Medien gehört es ja schon irgendwie dazu, dass sich manche Nutzer hinter ihrem Fantasienamen verstecken, um andere zu mobben, zu beleidigen, zu bedrohen. Da werden Hasskommentare gepostet, verbrecherische Nazi-Sprüche verbreitet, kübelweise Häme und Spott über Menschen ausgeschüttet - meist ohne strafrechtliche Folgen für die unbekannten Urheber. Das Internet kann manchmal eine wahre Kloake sein. Davon ist auch der Hochglanzflyer nicht weit entfernt, der dieser Tage in vielen Tölzer Briefkästen lag. Darin werden die Initiatoren des Bürgerbegehrens zum Hotelprojekt Bichler Hof auf miese Art verunglimpft, vor allem Stadtrat Franz Mayer-Schwendner und Andreas Büchl. Wer immer es war: Er besitzt noch nicht einmal so viel Anstand, zu seinen Äußerungen zu stehen. Das ist ehrlos, das ist hinterhältig, das ist feige.

Selbstverständlich drängen sich Fragen auf: Wer gibt so viel Geld für ein professionell gemachtes Faltblatt aus? Wer hat die Energie, all die Flyer in Bad Tölz zu verteilen? Wer hat ein Motiv, sich die Karikatur, das Foto mit zwei Ochsen, den Text für einen angeblichen Bürgerentscheid auszudenken? Die Antworten darauf sollten nicht vorschnelle Verdächtigungen sein. Denn dies wäre kaum besser als das Flugblatt-Mobbing und würde die Stimmung nur noch weiter vergiften.

Ohnehin hat der anonyme Verfasser dem Hotelprojekt Bichler Hof einen Bärendienst erwiesen. Wer auf solch diffamierende Weise kämpft, dürfte das umstrittene Vorhaben in der Bevölkerung nicht eben beliebter machen. Vermutlich erhöhen sich dadurch die Chancen der Initiatoren, genügend Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln. Auf jeden Fall sollte es künftig wieder um jene Sachargumente gehen, die Befürworter und Gegner des Projekts mit jeweils guten Gründen ins Feld führen. Der Hochglanzflyer gehört - wie jeder Müll - einfach in die Tonne.

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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