Ein Konzept für Bad Tölz-Wolfratshausen:Wie Hebammen gefördert werden

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Der Landkreis will die Versorgung sicherstellen, nun liegt auch ein entsprechendes Programm des Freistaates vor

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Nach dem Aus für die Geburtshilfe an der Asklepios-Klinik in Bad Tölz im vorigen Jahr will der Landkreis die Versorgung durch Hebammen sicherstellen. Im Landratsamt wartete man dazu allerdings erst einmal das neue Förderprogramm des Freistaats ab, weshalb die Anträge von den Grünen und der Ausschussgemeinschaft (FDP/BP) im Kreistag auf Zuschüsse für Hebammen oder das Familienhauses in Tölz zurückgestellt wurden. Seit wenigen Tagen sind die Förderrichtlinien klar, und der Landkreis wird nun ein Konzept erarbeiten, um an die Gelder zu kommen. Dem stimmte der Kreisausschuss am Montag einmütig zu.

Mit der Berechnungsgrundlage für die Zuschüsse ist man im Landratsamt nicht ganz glücklich. Die Höhe der Fördermittel richtet sich nach der Zahl der Geburten, die von Krankenhäusern für einen Landkreis gemeldet werden. 2017 verzeichnete die Kreisklinik Wolfratshausen insgesamt 375 Niederkünfte, in Tölz waren es bis April noch 124. Wolfgang Krause wäre es lieber gewesen, wenn die Zahl der in den Rathäusern gemeldeten Neugeborenen den Ausschlag geben würde. Dann hätte man bis zu 1200 Geburten, sagte er. Der Grund für den Schlüssel ist, dass es in Bayern zwar immer mehr Hebammen gibt, immer weniger aber im Kreißsaal tätig sind.

Babyzeit: Hebammen sollen künftig einen Zuschuss für die Betreuung von Müttern bei der Geburt und im Wochenbett erhalten. (Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa)

Die Förderbetrag für 2018, der die Geburten vom Vorjahr umfasst, beläuft sich auf rund 20 000 Euro, mit dem Eigenanteil des Landkreises von zehn Prozent auf etwa mehr als 22 000 Euro. Davon bekommt jede Hebamme, die 2017 mindestens 25 Mütter aus dem Landkreis im Wochenbett mit wenigstens je drei Hausbesuchen betreut hat, einen Betrag von rund 380 Euro. Bei lediglich 15 Müttern sind es noch 150 Euro. Nachdem das Klinikum Starnberg eine Geburtshilfe-Außenstelle an der Kreisklinik Wolfratshausen eröffnet hat, rechnet das Landratsamt für 2019 dort mit etwa 650 Geburten. Dies ergäbe, inklusive dem Eigenanteil des Kreises, eine Fördersumme von etwa 29 000 Euro. Eine Hebamme, die zumindest 25 Mütter betreut, erhielte dann rund 500 Euro, respektive 200 Euro bei mehr als 15 Müttern.

Das Konzept des Landkreises umfasst unter anderem eine Internet-Plattform für schwangere Frauen im Landkreis, auf der alle Hebammen mit Kontaktdaten und Leistungen aufgeführt sind, oder auch das Angebot, Räume im Landratsamt für Fortbildungen zu bekommen. All dies wurde mit Vertreterinnen der Hebammen in mehreren Gesprächen vereinbart. "Das war nicht einfach, weil es viele divergierende Interessen gibt", berichtete Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler).

Lob gab es von Martin Bachhuber (CSU). Der Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende im Kreistag sprach von einem "ausgeklügelten Konzept", warnte aber zugleich davor, dass sich das Füllhorn des Freistaats wieder leeren und dafür dann "vielleicht zu klein" werden könnte. Für Klaus Koch (Grüne) sind die Fördermittel auf der kommunalen Ebene "ganz nett", angesichts der Tendenz zu großen Geburtszentren jedoch eher "ein kleines Pflaster, das man drüber klebt".

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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