Ein Fest im Landratsamt:Hospizhelfer feiern Silbernes

Lesezeit: 2 min

Auf ein ereignisreiches Vierteljahrhundert stoßen an (v.l.): Frauke Baumgarten (Schriftführerin), Hans Lenhardt (Zweiter Vorsitzender), Barbara Mehlich (Vorsitzende), Mechthild Felsch (Schatzmeisterin). (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Christophorus-Verein im Landkreis arbeitet seit 25 Jahren ehrenamtlich in der Palliativversorgung und hat sich sogar bis in den Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen ausgedehnt

Von Claudia Koestler

Bad Tölz-Wolfratshausen - Mit der Gründung des Christophorus-Hospizvereins vor 25 Jahren ist einer der wichtigsten, weil menschlichsten Vereine im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ins Leben gerufen worden. Um die Fortschritte, die erreichten Ziele und das silberne Jubiläum zu feiern, fand am Mittwoch ein großer Festakt im Landratsamt statt. Auf dem mehrstündigen Programm standen neben dem Empfang eine mit Musik begleitete "Interpretation der Hospiz- und Palliativarbeit" und Grußworte.

Hauptaufgabe des Vereins ist es, "für Menschen, die an einer fortschreitenden Erkrankung leiden, und für ihre Angehörigen da zu sein", erklärt die Vorsitzende Barbara Mehlich. Ausgebildete Hospizbegleiter besuchen Schwerkranke und Sterbende und "eröffnen durch ihr präsentes und einfühlsames Da-Sein einen Raum, der das ermöglichen soll, was im Leben der Erkrankten und ihrer Angehörigen im Moment ansteht", sagt Mehlich. Das seien oftmals Gespräche, um Sorgen zu verringern, Hände halten, um Nähe zu zeigen, Berührungen, oder Schweigen, Lachen, Weinen, Trauern. Dazu gehöre es auch, Bilder anzuschauen, um Erinnerungen zu vergegenwärtigen und nicht selten zu staunen, "da jedes Leben ein Geheimnis ist", sagt Mehlich.

Seinen Ursprung nahm der Verein bei einem Vortrag: Als vor einem Vierteljahrhundert eine Mitarbeiterin des Münchner Christophorus-Hospizvereins im Landkreis die Ziele und Grundlagen der Hospiz-Idee "mit großer Intensität und Ehrlichkeit" vermittelte, wie es in der Chronik heißt, sei in der Zuhörerschaft spontan der Wunsch gereift, auch in Bad Tölz-Wolfratshausen einen solchen Verein zu gründen. 23 Interessierte fanden sich schließlich am 9. Mai 1993 in der Tölzer Kurbücherei zur Gründungsversammlung ein, 21 von ihnen wurden auch gleich Mitglied. Den Vorsitz übernahm Ilona Weissbrich, die das Amt bis 1996 bekleidete.

Knapp eineinhalb Jahre später, also Ende 1994, war der Verein bereits auf 27 Mitglieder angewachsen. Die ersten eineinhalb Jahre bestanden laut Chronik zuvorderst aus organisatorischer und später auch inhaltlicher Arbeit. Öffentlich tritt der Verein zunächst bei Flohmärkten auf, durch die er sich auch finanziert. 1995 aber wird ein bedeutendes Jahr: Zehn Mitglieder absolvieren eine Hospizhelfer-Ausbildung und sechs von ihnen erklären sich im Anschluss auch bereit, für den Verein tätig zu werden. Die eigentliche Arbeit kann aufgenommen werden, ein erstes Hospiz-Telefon wird eingerichtet, und die Mitgliederzahl wächst stetig.

Es folgen Jahre weiterer intensiver Ausbildungen, auch zu Hospizhelfer-Ausbildern. Seit 1998 können dadurch Kurse für Hospizhelfer aus der eigenen Vereinsmitte heraus angeboten werden. Im Jahr 2000 kann dann die lang ersehnte eigene Geschäftsstelle eröffnet werden - im Schützenweg in der Stadt Bad Tölz. Ein Büro und ein Gruppenraum für Sitzungen und Supervision bilden nun die Anlaufstelle und das kommunikative Zentrum für Vereinsmitglieder und Hilfesuchende. Im August 2002 wird die Geschäftsstelle des Vereins nach Geretsried verlegt, die Mitgliederzahl klettert erstmals über 100.

Das Jahr 2006 bringt eine Zäsur: der Verein kann eine hauptamtliche Kraft einstellen. Einen weiteren Schub nach vorne gibt es in diesem Jahr durch zwei Palliativ-Care-Kräfte, die beginnen, im Landkreis in Zusammenarbeit mit der Kreisklinik und den Hausärzten eine ambulante Palliativ-Versorgung aufzubauen. 2011 eröffnet das Trauercafé in Bad Tölz in Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk. Dort unterstützen Seelsorger und Hospizbegleiterinnen seither Menschen bei der Bewältigung der Trauer nach dem Verlust geliebter Menschen. Ein weiterer Meilenstein dann 2015: Nach einer Satzungsänderung kann der Verein Gesellschafter in einer gemeinnützigen GmbH werden, der einen "spezialisierten ambulanten Palliativ-Versorgungsdienst" (SAPV) gründet. "Damit erfüllt sich der Traum von einer ambulanten Palliativversorgung im Landkreis", berichtet die Chronik.

Das vergangene Jahr brachte das neue Hospiz- und Palliativgesetz dem Verein zwar "Herausforderungen", wie es weiter in der Chronik heißt. Doch es gelingt auch, mit zahlreichen Seniorenheimen und der Kreisklinik Wolfratshausen Kooperationsverträge abzuschließen und die ambulante Palliativversorgung in den Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen auszuweiten. Mehlich nutzte die Gelegenheit, per Rundbrief allen, die sich bisher für den verein eingesetzt haben, "ein herzliches Dankeschön" zu sagen. Und sie ist überzeugt: "Auch in Zukunft wird der Verein seinen Auftrag, für erkrankte Menschen und ihre Angehörigen da zu sein, erfüllen." www.christophorus-hospizverein.de

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: