Brot und Spiele:Keine Angst vor der Babajaga

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Otfrieds Preußlers "starken Wanja" gibt Jonathan Dechreiter (links, rechts Vincent Schneider). (Foto: privat)

Jonathan Dechentreiter spielt Otfried Preußlers starken Wanja

Interview von Stephanie Schwaderer

Jonathan Dechentreiter weiß, was Kraft gibt: Der Elfjährige spielt am Sonntag zum vierten Mal die Titelrolle in "Die Abenteuer des starken Wanja". Seine Mutter, die Tölzer Sopranistin Stephanie Krug, hat Otfried Preußlers Märchen in ein Theaterstück verwandelt und dieses schulübergreifend mit Fünftklässlern einstudiert.

SZ: Wie wird man so stark wie Wanja?

Jonathan Dechentreiter: Also bei ihm beginnt es damit, dass er in den Wald geht, um Zweige für einen Besen zu sammeln. Dann trifft er einen alten Mann, und der sagt, dass ich, also Wanja, stark und sogar Zar werden kann, wenn ich mich auf den Backofen lege und nichts anderes als Sonnenblumenkerne esse. Ich darf mit niemandem reden und muss so lange liegen bleiben, bis ich das Dach hochheben kann.

Wären Liegestütze nicht besser gewesen?

Ne, ich glaub nicht.

Du knackst also sieben Jahre auf dem Ofen Kerne. Ist das nicht langweilig?

Ich hab oft geschlafen. Aber einmal im Jahr hab ich mich hingesetzt und versucht, das Dach hochzustemmen. Und zwar muss es so hoch sein, dass der Mond zwischen Mauer und Dachbalken durchscheinen kann.

Ziemlich hoch also. Du musst ja dann auch fürchterliche Gegner besiegen. Wen findest du am grusligsten?

Die Hexe Babajaga. Die spielt die Agathe Koch, und sie schreit ganz viel herum, das gehört zu ihrer Rolle. Sie hat ein Fangeisen und daran zieht sie einen ins Moor, wo man ertrinkt. Und dabei reitet sie auf einem Backofen.

Mit Backöfen kennst du dich ja aus.

Ja (lacht). Ich steche ihn dann ab und lege der Babajaga das Fangeisen um den Hals, dann muss sie mir gehorchen.

Haben die Kinder im Publikum da keine Angst?

Eigentlich nicht, aber an einer bestimmten Stelle schon. Wenn ich dem Ofen die Lanze reinhaue, dann gibt es so einen besonderen Moment in der Musik - das ist echt unheimlich. Aber wir auf der Bühne kennen das schon.

Sind die anderen Buben neidisch, dass du den tollen Wanja spielen darfst?

Nein, viele wollten das gar nicht, weil Wanja so viel Text hat. Und die anderen Rollen sind auch gut. Wir sind 14 Kinder, und es gibt 44 Rollen. Ich bin der einzige, der nur eine Rolle hat.

Man muss den Text ja auch spielen. Ist deine Mama eine strenge Regisseurin?

Nein! Die macht das sehr sorgfältig und sehr gut. Sie gibt einem Tipps. Mir hat sie zum Beispiel in der Szene mit dem Fangeisen gesagt, dass ich so klingen muss, als ob ich erwürgt würde: "Dramatischer!", hat sie immer gesagt.

Willst du später auch einmal auf der Bühne stehen?

Vielleicht schon. Ich find's toll, dass ich so vielen Gefahren begegne und sie meistern kann. Als Wanja treffe ich viele Leute, die sich abplagen und denen ich helfen kann.

Wenn du die Wahl hättest: Zar oder Schauspieler?

Schauspieler! Als Zar muss man so viele Staatsgeschäfte erledigen.

Sonntag, 19. Februar, 18 Uhr, evangelisches Gemeindehaus, Bad Tölz, Eintritt frei, Spenden erbeten, geeignet für Kinder ab fünf Jahren

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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