Bedrohte Art an der Isar:Falsche Schwalben

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Wer diese Vögel sichtet, sollte sich nicht täuschen lassen: Es sind Attrappen der Flussseeschwalbe, die sogar schreien. (Foto: Fabian Unger/LBV)

Vogelschützer wollen das Tier mit Attrappen anlocken - ein Kollege hält sie für echt

Die Flussseeschwalbe ist einerseits ein sehr empfindlicher Vogel, andererseits ein ziemlich geselliger Typ. Früher brüteten einige Paare im Landkreis auf Kiesbänken an der Isar, erst bei Ascholding, dann in der Pupplinger. Seit mindestens drei Jahrzehnten wurden sie nicht mehr gesichtet. Weil immer mehr Inseln verschwanden und der Fluss immer stärker genutzt wird, gebe es kaum noch Ruhe für die Art, beklagt Fabian Unger vom Landesbund für Vogelschutz. Der Verband versucht die Flussseeschwalbe mit einem Trick wieder anzulocken - auf den bislang aber nur die eigenen Leute reingefallen sind.

Weil die Vögel gern in Gesellschaft leben, haben die Aktivisten Attrappen des Tiers auf einer Kiesinsel in der Pupplinger Au aufgestellt. Dazu wurde ein kleiner Lautsprecher installiert, der per Bluetooth-Verbindung das Geschrei einer Kolonie vorgaukelt. Die Szenerie sieht zumindest für Menschenaugen täuschend echt aus: Als ein erfahrener Ornithologe auf einem Boot auf der Isar treibend die Arten erfasste, meldete er glatt die Rückkehr des seltenen Vogels.

Fabian Unger und Isar-Ranger Bernhard März haben die Attrappen aufgestellt und mit blauen Warnschildern als Vogelbrutbereich markiert. Die Flächen dürfen nicht betreten werden, Boote dürfen nicht an den Inseln anlanden.

In den nächsten Tagen stellen Landratsamt und Landesbund für Vogelschutz weitere Hinweistafeln auf Brutbereiche auf. "Wir haben große Sorge, dass wir den seltenen Flussuferläufer nicht an der Isar halten können", sagt Unger. Zuletzt seien entlang des Fluss im Landkreis noch 13 Paare des vom Aussterben bedrohten Vogels gesichtet worden. Gefährdet ist auch der Flussregenpfeifer, der seine Eier ebenfalls in den Kies legt.

An der Isar sind nicht nur Vögel bedroht. Am Ufer und in den Wäldern wachsen Pfingstrosen, der eisenhutblättrige Hahnenfuß und Orchideen wie das Rote Waldvögelein. Dort leben auch besondere Arten wie Schlingnatter, Kreuzotter, Gefleckte Schnarrschrecke oder Kiesbankgrashüpfer. Auf der Roten Liste steht der Huchen - ein Raubfisch aus der Lachsfamilie, der 1,50 Meter lang und 30 Kilogramm schwer werden kann. In der Isar findet er nicht mehr genug Nahrung und kaum noch geeignete Laichplätze.

© SZ vom 29.04.2017 / dac - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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