Bad Tölz-Wolfratshausen:Zahl der Azubis schrumpft weiter

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Kammer beklagt vierten Rückgang in Folge - und hofft auf Flüchtlinge

Der Lehrlingsmangel erreicht einen neuen Höhepunkt: Trotz aller Anstrengungen der Betriebe seien die Ausbildungszahlen im Landkreis weiter rückläufig, berichtet die Industrie- und Handelskammer. Insgesamt stellten die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung bis Jahresende 317 Auszubildende neu ein, das sind 1,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Damit ist die Anzahl der neuen Verträge bereits das vierte Mal in Folge geschrumpft. Die Wirtschaft setzt nun ganz darauf, dass Flüchtlinge die Lücke schließen können.

"Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen schlichtweg die Azubis aus und das stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor riesige Probleme", sagt Reinhold Krämmel, Vorsitzender des IHK-Gremiums Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach. "Das Problem geht quer durch alle Branchen." So konnten die Betriebe im Landkreis sowohl bei den kaufmännischen Berufen (minus 11,2 Prozent) als auch bei den gewerblich-technischen Berufen (minus 11,7 Prozent) weniger Lehrlinge einstellen. Besonders gravierend ist der Rückgang im Einzelhandel (61 Neu-Verträge/Vorjahr 75) und in den Ausbildungsberufen der Metalltechnik (57 Neu-Verträge/Vorjahr 71).

Insgesamt wurden der Arbeitsagentur im vergangenen Jahr 758 freie Ausbildungsplätze für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gemeldet. Davon blieben jedoch zum Stichtag am 30. September mehr als 100 unbesetzt. Gleichzeitig verzeichnete die Agentur für Arbeit nur noch sechs unversorgte Ausbildungsbewerber.

"Es ist höchste Zeit, zu handeln", mahnt Krämmel. "Flüchtlinge könnten dabei der Schlüssel zur Lösung des Azubimangels werden." Dazu sei die rasche und zielgerichtete Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt dringend notwendig. "Das von den bayerischen IHKs entwickelte '3+2 Modell' hat letztendlich bewirkt, dass Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, nicht nur für die Dauer ihrer dreijährigen Ausbildungszeit ein Bleiberecht haben, sondern darüber hinaus auch in den folgenden zwei Jahren nicht abgeschoben werden dürfen."

Derzeit lernen im Landkreis 63 ausländische Jugendliche einen Ausbildungsberuf bei Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Ihr Anteil an den insgesamt 807 Auszubildenden in IHK-Berufen liegt momentan bei 7,8 Prozent. In vier Berufsintegrationsklassen werden außerdem rund 70 jugendliche Asylbewerber auf das Berufsleben vorbereitet.

Damit die Integration in den Arbeitsmarkt weiter Fahrt aufnimmt, will die Wirtschaft in Vorleistung gehen: Die bayerischen IHKs haben angekündigt, acht Millionen Euro für berufs- und ausbildungsbegleitende Sprachförderung, den Aufbau von Unterstützungsstrukturen oder die spezifische Fortbildung von Ausbildern für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Zudem hat die IHK im Internet einen Leitfaden rund um die Beschäftigung von Asylbewerbern zusammengestellt. "All diese Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel werden aber erst langfristig greifen", betont Krämmel.

© SZ vom 11.02.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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