Bad Tölz-Wolfratshausen:Waldbesitzer befürchten Preisverfall

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Im Landkreis sind die Waldschäden gering, doch in Ostbayern, wie hier bei Hauzenberg, brachen viele Fichten ab. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Wegen des Borkenkäfers ist ohnehin viel Holz auf dem Markt. Nun kommt wegen des Unwetters noch einiges dazu

Von Konstantin Kaip, Bad Tölz-Wolfratshausen

Kurz aber heftig ist das Unwetter am Freitagabend über den Landkreis gefegt. Der Sturm, der das Gewitter angekündigt und begleitet hat, hat vielerorts Bäume umgeweht, die zum Teil auf Straßen, Häuser und Autos gefallen sind. Nach den Dauereinsätzen der Feuerwehren war am Wochenende bei vielen erst einmal Wunden lecken angesagt - auch bei den Förstern und Waldbesitzern. Die sind jedoch weniger geknickt, als man vermuten könnte. Denn die große Katastrophe blieb in den Wäldern des Landkreises aus. "In unserem Gebiet sind wir aus forstlicher Sicht glimpflich davongekommen", sagt Johann Killer, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen (WBV).

Zwar habe es einzelne Windwürfe gegeben, berichtet Killer, und zwar gleichermaßen bei Nadel- wie bei Laubbäumen. Weil das Laubholz derzeit Blätter habe, biete es dem Sturm viel Angriffsfläche und sei deshalb nicht weniger gefährdet als die sonst deutlich anfälligeren Fichten. Zwar gebe es auch im Bereich der Wolfratshauser WBV Betriebe mit etwas mehr Schaden, vor allem auf Schotterböden oder in exponierten Berglagen - allerdings "eher vereinzelt", wie der Vorsitzende sagt. Das berichtet auch sein Stellvertreter Johann Höck. Er habe seinen Wald in der Gemeinde Eurasburg am Wochenende begutachtet und sich mit dem Vorstand der WBV zusammengesetzt, sagt Höck. Zwar seien hier und da einzelne Bäume gefallen. Im Großen und Ganzen aber falle die Bestandsaufnahme der 1200 Waldbesitzer, die sich in der Wolfratshauser WBV zusammengeschlossen haben, vergleichsweise gut aus.

Ähnliches berichten die Staatsforsten. "Es gab überwiegend Einzelwürfe, davon etwa 30 Prozent Laubholz", sagt Robert Krebs, der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Bad Tölz. "Wir haben durch den Sturm insgesamt 4000 Festmeter Holz verloren." Im Vergleich zu den 72 000 Festmetern, die im Tölzer Staatsforst pro Jahr geschlagen würden, sei die Zahl jedoch relativ gering.

Sorgen macht der Sturm den Waldbauern trotzdem: Weil er in Ostbayern, etwa in Passau und im Bayerischen Wald, zu großflächigen Windwürfen geführt hat, fürchten sie um den Holzpreis. Am Montagvormittag war davon die Rede, dass der Festmeterpreis für Fichte um zehn Euro gesunken sei, weil der Sturm in Niederbayern so viel Holz auf den Markt gefegt habe. Killer relativiert das ein bisschen. Er habe gehört, dass in Niederbayern in ganzen Landstrichen die Stämme auf drei, vier Metern Höhe abgerissen worden seien. Solches Holz sei nicht mehr sägefähig, die Auswirkungen auf den Preis dann geringer. "Es ist derzeit schwer zu beurteilen", sagt Killer. "Aber wir haben ohnehin derzeit größte Probleme, den Preis zu halten. Jede Menge Holz, die dazu kommt, ist schlecht."

Die Waldbesitzern und Förster haben in diesem Jahr besonders mit dem Borkenkäfer zu kämpfen. Fast überall mussten sie in diesem Sommer schon befallene Bäume fällen. Das überschwemmt den Markt und schmälert die Ausbeute, da Käferholz wegen seiner bläulichen Farbe nicht im Wohnungsbau verwendet werden kann.

65 000 Festmeter davon hat die WBV Wolfratshausen 2016 verkauft - die Hälfte des Einschlags. In diesem Jahr könnte es noch mehr werden, sagt Killer. Damit sich der Borkenkäfer, der noch von den Auswirkungen des Sturms "Niklas" vor drei Jahren zehrt, nicht noch weiter ausbreitet, hat Killer einen dringenden Appell: Waldbesitzer sollen alle Fichten, die der Sturm umgeworfen hat, nun so schnell wie möglich entfernen.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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