Bad Tölz-Wolfratshausen:Schoko-Fische und Torta Pasqualina

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In Rybnik, der polnischen Partnerstadt von Eurasburg, gilt an Ostern vor allem eines: reichlich essen! (Foto: oh)

Die Partnergemeinden feiern Ostern auf ihre sehr spezielle Art. Gemeinsam ist allen aber eines: Es wird gut und viel gegessen und ausgiebig im Kreis der Familie gefeiert

Von B. Briessmann, P. Schneider und Ch. Gebhardt, Bad Tölz-Wolfratshausen

Andere Länder, andere Bräuche: Wenn im Landkreis am Sonntag bei voraussichtlich nasskaltem Wetter die Ostereier versteckt und zum Frühstück zusammen mit Schinken und Hefefladen verspeist werden, feiern auch die Partnerstädte von Gemeinden im Landkreis in Italien und Frankreich das höchste Fest der Christen. Allerdings weichen die Rituale und Rezepte zum Teil sehr von den hiesigen Gewohnheiten ab.

Vichy

Stoffhasen in Vichy-Karo liegen zwar in Deutschland in diesem Jahr im Trend, dennoch spielen sie in der namensgebenden Partnerstadt von Bad Tölz an Ostern keine Rolle. Bei angenehmen Temperaturen um die zwölf Grad Celsius wird am Sonntag und Montag dort gefeiert. Karfreitag ist kein Feiertag, die Glocken schweigen dennoch bis zur Auferstehung in der Osternacht. Wie Martin Englert, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Bad Tölz - Vichy - San Giuliano Terme, weiß, wird den Kindern erzählt, der Glockenklang fliege nach Rom und komme mit Süßigkeiten am Sonntag zurück. Dann dürfen die Kleinen die Schokoladeneier suchen.

Symbole für das Fest sind in Vichy nicht nur der Osterhase, sondern auch das Osterhuhn, auch Glocken aus Schokolade. Die echten Eier werden erst am Ostersonntag und -montag bemalt. Der Festtagsbraten stammt vom Lamm. Angelehnt an den Emmausgang zieht es die Franzosen am Montag ins Grüne. Die bunten Hühnereier werden bei der Landpartie auf einer Wiese so lange gerollt, bis sie brechen. Anschließend werden sie verspeist.

Baignes

Ähnlich wird am Sonntag auch in verbündeten Gemeinde von Dietramszell gefeiert, wie Elisabeth Seibold, die stellvertretende Vorsitzende des Partnerschaftsvereins aus Baignes in der Charente erfahren hat. Dort werden neben Schokoladeneiern und -hasen auch Schokofische und -hühner genascht. Ab dem Palmsonntag backen die Patissiers in allen Gegenden Frankreichs spezielle Kuchen. "In der Charente haben wir die Cornuelles", teilte Angélique Bourdalle aus Baignes der Dietramszellerin Seibold mit. Die dreieckigen Kekse hatten einst in der Mitte ein Loch und wurden auf Palmzweige geschoben, damit sie leicht gesegnet werden konnten. Der Segen für das Gebäck falle heutzutage weg, so die Französin, aber es stehe nach wie vor auf vielen Ostertischen.

San Giuliano Terme

Das Essen spielt in Italien am Sonntag und Montag eine Hauptrolle. In San Giuliano Terme, der Partnerstadt von Bad Tölz in der Toskana, wird bei leicht bewölktem Himmel und 13 Grad groß aufgetischt. Im Kreis der Familie kommt an Ostern typischerweise Lamm mit Kartoffeln auf den Tisch. Den süßen Abschluss bildet die "Colomba pasquale", ein Kuchen ähnlich dem Panettone in Form einer Taube. Süßes müssen Kinder in Italien übrigens nicht lange suchen, denn versteckt wird nichts. Erwachsene schenken ihnen meist überdimensionale Ostereier, in denen sich neben Schokolade oftmals auch Spielzeug verbirgt. Der Ostermontag, der auch hier ein Feiertag ist, spielt sich bei den Italienern im Freien ab. Allerdings werden zu den traditionellen Picknicks auch möglichst viele Freunde gebeten. Das Essen fällt dann deftiger aus. Typisch ist die "Torta pasqualina" (Ostertorte), auch "Torta di Pasquetta" genannt. Pasquetta bedeutet "kleines Ostern", wie dieser Montag auch genannt wird. Der Blätterteigkuchen ist üppig mit einer Mischung aus Spinat, Ricotta, Parmesan und gekochten Eiern gefüllt. Ganz korrekt sollte sie 33 Teigschichten haben, was dem Lebensalter von Jesus Christus entsprechen soll.

Rybnik

Eurasburg steht in regem Austausch mit der Partnerstadt Rybnik in Polen. Bürgermeister Moritz Sappl hat aktuell nachgefragt, wie dort Ostern gefeiert wird.

Im katholischen Polen sind Volksglaube und Kirche noch sehr lebendig, Ostern (Wielkanoc, die "große Nacht") ist das höchste christliche Fest und wird mit der gesamten Familie groß gefeiert. Am Gründonnerstag und Karfreitag nehmen viele Menschen am traditionellen Kreuzweg durch die Straßen der Stadt teil. Am Ostersamstag werden dann die mit Leinen und Weidenkätzchen geschmückten Körbe mit Brot, Wurst, Kuchen, Salz, Pfeffer, Meerrettich, Rote Beete und bunten Eiern befüllt, die in der Kirche gesegnet und am Ostersonntag verspeist werden. Die vielen Dekorationsarten für die Ostereier entsprechen ganz bestimmten Techniken, wie zum Beispiel "Pisanki" oder auch "Kraszanki". Die bunten Eier werden geteilt, jedes Familienmitglied nimmt sich ein Stück vom Ei, isst es und spricht dabei Glück- und Segenswünsche für alle Anwesenden aus. Dazu gibt es das typische österliches Backwerk "Mazurek".

Aber immer gilt an Ostern: reichlich essen! "Dreimal reichlich", sagt die Eurasburgerin Rosemarie Tröscher, "und kaum zu schaffen". Sie hat schon mehrmals Ostern in Polen gefeiert und weiß auch über einen ungewöhnlichen, immer noch sehr beliebten polnischen Osterbrauch Bescheid: Am Lany poniedzialek (Nasser Montag) bespritzt man sich gemäß der "Smingus-Dyngus" Tradition gegenseitig mit viel Wasser und nutzt dabei Spritzpistolen, große Kübel und Schöpfkellen. Bevorzugte Opfer der jungen Männer sind natürlich die Mädchen. Was einmal den religiösen Inhalt hatte, "mit Gnade begossen" zu werden, macht heute einfach nur Spaß und ordentlich nass.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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