Bad Tölz-Wolfratshausen:Kaum noch Lust auf eigene Firma

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IHK verzeichnet Rückgang der Betriebsgründungen im Landkreis

Von einer Gründerzeit kann nicht die Rede sein: Die Bereitschaft, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, ist im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen erheblich zurückgegangen. Lediglich 1041 Personen meldeten im vergangenen Jahr ein Gewerbe an, dies ist ein Rückgang um nicht weniger als 10,9 Prozent. Diese Zahlen teilt die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern mit. Der Landkreis überbietet damit noch den negativen Trend in Oberbayern (minus 8,5 Prozent) und im gesamten Bayern (minus 5,3 Prozent). Einen deutlichen Rückgang gab es außerdem bei der Übernahme von Betrieben, die um 17,4 Prozent auf nur noch 57 sanken.

Diederzeit gute Lage auf dem Arbeitsmarkt ist für Reinhold Krämmel ein gewichtiger Grund für diese Entwicklung. Weil die Region mit Vollbeschäftigung punkten könne, "sinkt erfahrungsgemäß das Interesse an der Selbstständigkeit und den damit verbundenen Risiken", erklärt der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen. Zugleich fordert er mehr Unterstützung für Gründer und Betriebsnachfolger: "Wir brauchen ein besseres Gründungsklima mit weniger Bürokratie und einfacheren Steuerregeln." Die bewährten Beratungsangebote der IHK für Existenzgründer oder auch Netzwerke wie GO-Business, die jungen Firmenchefs helfen, sieht Krämmel zwar nach wie vor als wichtig an; sie reichen jedoch nach seinem Dafürhalten nicht mehr aus, um genügend Unternehmer-Nachwuchs zu bekommen. "Bereits in der Schule müssen wir die Chancen und Werte des Unternehmertums und dessen Bedeutung für den gesellschaftlichen Wohlstand deutlich machen", fordert der IHK-Regionalvorsitzende.

Bei den Firmengründungen rangiert im Landkreis Tölz-Wolfratshausen der Handel mit 18,2 Prozent an oberster Stelle, gefolgt von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (14,2 Prozent) sowie den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (9,8 Prozent). Bei den Übernahmen liegt das Gastgewerbe (26,3 Prozent) vor dem Handel (24,6 Prozent) und dem Baugewerbe (14 Prozent).

Existenzgründer seien für die Entwicklung der Wirtschaft von großer Bedeutung, betont Krämmel: "Start-Ups beflügeln Innovationen und Dynamik und sind damit unerlässlich für den wirtschaftlichen Erfolg von morgen." Aber auch alteingesessene Betriebe seien bedroht, wenn sich keine Nachfolger finden, "die das unternehmerische Risiko der Vorgängergeneration übernehmen wollen."

© SZ vom 08.06.2017 / sci - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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