Bad Tölz-Wolfratshausen:Jetzt geht es los

Lesezeit: 3 min

1100 Erstklässler starten in einen neuen Lebensabschnitt, werden vom Kleinkind zum Schulkind. Was nun wichtig ist? Der sichere Weg zur Schule, passender Lesestoff und ein gesundes Pausenbrot

Von S. Schwaderer,J. Schneidawind und D. Costanzo, Bad Tölz-Wolfratshausen

Den Ranzen auf die Schultern, die vollbepackte Schultüte in die Hand und ab geht es auf den Weg - den Weg in ein neues Leben. Fast 1100 Mädchen und Buben im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen werden am Dienstag eingeschult und wachsen heute vom Kleinkind zum Schulkind. Begleitet von Mama und Papa, manchmal auch von Oma und Opa, machen sie sich auf ihren ersten Schulweg. Für die Autofahrer heißt das von Dienstag an: Achtung, die Erstklässler sind unterwegs - und alle anderen Schüler auch.

Die Zahlen

Genau 1026 Erstklässler erwartet das Schulamt heuer an den staatlichen Grundschulen im Landkreis. 21 davon gibt es, sieben davon sind kombinierte Grund- und Mittelschulen bis zur neunten oder zehnten Klasse, 14 sind reine Grundschulen. Die Anfänger bilden 47 Klassen. Dazu kommen fünf Kombi-Klassen: In der kleinen Jachenau, aber auch in Icking und Wackersberg gibt es jahrgangsübergreifende Züge aus erster und zweiter Klasse, gegen deren Einführung viele Eltern protestierten. Gemischte Züge gibt es traditionell auch an den privaten Grundschulen: heuer an drei von vier Häusern im Landkreis, an der Montessori-Schule in Bad Tölz, in Dietramszell und in der Dorfschule Walchensee. 70 Kinder werden in Privatschulen eingeschult. Die Zahl der Schüler pro Klasse geht an den staatlichen Häusern leicht zurück - von 21,4 im Vorjahr auf heuer 21,2.

Hunderte Lesetüten werden heuer an die Erstklässler verteilt. (Foto: privat)

Der Schulweg

Man kann es nicht oft genug sagen: Kinder sind klein, können nicht über geparkte Autos sehen - und können dahinter auch nicht gesehen werden, mahnt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Und sie sind keine kleinen Erwachsenen. Manchmal laufen sie anders, als ein Erwachsener es erwarten würde. Deswegen sollen Autofahrer nicht nur an Schulen, sondern auch in Wohngebieten besonders achtsam und langsam fahren - erst recht an den ersten Schultagen. Die Polizei warnt: "Wir werden die Schulwege überwachen und in diesem Bereich auch intensive Verkehrskontrollen durchführen."

Aber auch die Eltern müssen auf ihre Kleinen aufpassen. Das gilt auch, wenn sie die Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Im vergangenen Jahr haben sich im Landkreis sieben Schulwegunfälle ereignet. Drei Kinder wurden schwer und sieben leicht verletzt. "Sie waren bei den Unfällen Beifahrer", erklärt die Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Ilka Fottner. Sie rät den Eltern: üben, üben, üben. Es gilt, die sicherste Strecke auszuwählen, den Kindern alles richtig vorzumachen und ihnen auf dem Schulweg Zeit zu lassen. Die richtige, helle Kleidung ist wichtig und im Auto der passende Kindersitz. Mit dem Radl zur Schule zu fahren, sei bis zur Fahrradprüfung in der vierten Klasse tabu. In Wolfratshausen will zudem die Junge Union zur Erinnerung vor den Grundschulen Plakate aufstellen mit der Aufschrift: "Vorsicht: Schulkinder!"

"Den Schulranzen hat die Oma gebracht

1 / 2
(Foto: Manfred Neubauer)

Vitus Herzog, sechs Jahre, Königsdorf: "Den Schulranzen habe ich zum ersten Mal gesehen, als ich bei meiner Oma in München war. Der schwarze Panther, der hat mir sofort gefallen. Irgendwann hat uns die Oma besucht und ist mit sooo einem großen Paket gekommen, da hab ich gleich gewusst, was drin war. Zum Schulranzen gehört ein Federmäppchen, noch ein Mäppchen, ein Turnsäckchen und ein Brustbeutel, in den kann man lauter Karten reinstecken - bis zum Führerschein. In den Ranzen müssen dann noch ganz viele andere Sachen: zum Beispiel so ein kleines Buch mit Reihen drin, und noch eines, und noch eines, aber anders, so mit Kästchen, und dann noch eines mit nur Weiß. Dazu gibt es immer auch so Mäppchen in verschiedenen Farben, also Umschläge. Dann habe ich Wachsmalstifte, Knete, buntes Papier, einen Farbkasten und einen ganz großen Malblock mit nur Weiß. Und noch ganz viel. Im Kindergarten habe ich immer nur meine Brotzeit gebraucht. Und manchmal noch eine Regenjacke. Eine Brotzeit nehme ich in die Schule auch mit. Und meine Trinkflasche. Und einen Malkittel mit Gummibändern an den Ärmeln. Den hat mir auch die Oma genäht."

"Hoffentlich sind die Freundinnen bei mir"

2 / 2
(Foto: Manfred Neubauer)

Charlotte Sesto, sechs Jahre, Wolfratshausen: "Ich freue mich schon darauf, wenn ich in die Schule gehen darf. Viele Kinder kenn ich auch schon aus dem Kindergarten. Meinen Schulranzen durfte ich mir selbst aussuchen und auf meine Hefte und Schulsachen habe ich überall meinen Namen drauf geschrieben - den kann ich schon schreiben. Meine Schultüte mit dem Einhorn habe ich mit meiner Mama gebastelt. Ein paar Sachen, die in meine Schultüte kommen, weiß ich jetzt schon. Dazu wünsche ich mir noch Süßigkeiten, Glitzerstifte und ein Schulfreundebuch. Ich hoffe, dass meine beiden besten Freundinnen mit mir zusammen in eine Klasse kommen. Ich kenne aber auch schon ein paar ältere Kinder, mit denen ich dann zur Schule laufen kann. Nach der Schule gehe ich in die Nachmittagsbetreuung. Da gibt es auch Mittagessen. Wenn mir etwas nicht schmeckt, muss ich es aber nicht aufessen. Ich freue mich auch schon auf den Chor, den ich an meiner Schule besuchen kann. Das macht bestimmt viel Spaß! Für meine Hausaufgaben habe ich jetzt sogar schon einen eigenen Schreibtisch in meinem Zimmer."

Das Pausenbrot

Die Apotheker im Landkreis erinnern daran, dass Kinder nach einem guten Frühstück auch ein ordentliches Pausenbrot brauchen, um sich in der Schule den ganzen Vormittag konzentrieren zu können. "Das Frühstück hat großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit. Wenn Kinder ohne zur Schule gehen, fehlt es ihnen häufig spürbar an Energie", sagt Helmut Ratzeck, Sprecher der Apotheker im Landkreis. "Aber gerade für Kinder, die nicht viel frühstücken können, ist ein gesunder Pausensnack besonders wichtig." Zu einer ausgewogenen Brotzeit gehörten vier Elemente: Getreideprodukte, Milchprodukte, frisches Obst oder Gemüse und ein Getränk. Manchmal dürften es auch Nüsse oder Trockenfrüchte sein - aber keine Süßigkeiten. Auch wenn die Werbung anderes behaupte: Kinder brauchen keine besonderen Kindernahrungsmittel wie bunten Joghurt oder Säfte sowie normalerweise keine Nahrungszusätze wie Vitamintabletten, erklärt Ratzeck.

Der Lesestoff

Damit die Kinder auch nach dem Unterricht nicht vor dem Fernseher landen, gibt es heuer wieder Lesetüten für viele Erstklässler. Darin steckt ein Buch für Leseanfänger, ein lustiger Stundenplan, ein Lesezeichen und ein Brief an die Eltern. Das besondere ist die Gestaltung: Ende des vergangenen Schuljahres haben etwa die Zweit- und Drittklässler in Icking, Schäftlarn oder Geretsried die Tüten für ihre neuen Schulkameraden bemalt. Die Buchhandlung Isartal in Ebenhausen verteilt 250 Lesetüten. Sarah Ulbrich von Bücher Ulbrich in Geretsried überreicht sie am Freitag in der Karl-Lederer-Grundschule.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: