Bad Tölz-Wolfratshausen:Immer mehr Rentner auf Unterstützung angewiesen

Trotz jahrzehntelanger Arbeit sind auch im Landkreis immer mehr Menschen von Altersarmut bedroht. (Foto: Stephanie Pilick/dpa)

Die Gewerkschaft NGG warnt vor steigender Altersarmut und fordert die Politik zum Handeln auf

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Immer mehr Rentner im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Unterstützung angewiesen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die Zahl der Empfänger von "Alters-Hartz-IV" stieg der Gewerkschaft zufolge innerhalb von zehn Jahren um 58 Prozent. Gab es im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen 2008 noch 763 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr bereits 1203. Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz Bayern zuletzt rund 125 000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung - 43 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

Georg Schneider, Geschäftsführer der NGG-Region Rosenheim-Oberbayern, sieht den Trend mit Sorge und fordert eine "rentenpolitische Kurskorrektur". Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Landkreis zu verhindern. "Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück", sagt Schneider.

Die NGG fordert deshalb die Politik auf, bei dem Thema jetzt "ernst zu machen". Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, habe mehr verdient als die bloße Grundsicherung. Am Ende stehe ein Stück des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Spiel. "Für Tausende Beschäftigte allein im Landkreis stellt sich die Frage, ob ein würdiger Lebensabend in Zukunft noch möglich ist", warnt Schneider. Diese Sorge dürfe die Politik nicht ignorieren. Sie müsse die nötigen Mittel aufbringen, um Altersarmut zu stoppen.

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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