Bad Tölz-Wolfratshausen:Immer Ärger mit dem Biber

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Während in Königsdorf der Nager nicht mehr gerne gesehen ist, hat man sich in Egling mit ihm arrangiert

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Zahl, wie viele Biber mittlerweile im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen heimisch geworden sind, ist noch nicht erfasst. Fakt ist aber, dass bereits viele Gemeinden mit dem Nager leben. In Königsdorf ist diese Koexistenz inzwischen wie berichtet nicht mehr friedlich: Das Tier ist dort ein nicht mehr gerne gesehener Gast, weil der Biber das Wasser des Mühlbaches derart aufstaute, dass die Kleinkläranlage eines Bürgers um ein Haar überflutet worden wäre. Die Gemeinde ersuchte daraufhin beim Landratsamt in Bad Tölz eine Ausnahmegenehmigung, die Biberburg abzubauen und bekam diese auch. Doch Bürgermeister Anton Demmel (FW) will grundsätzlich an den Flora-Fauna-Richtlinien zum Biberschutz rütteln: Mit einem Antrag an die Kreisbehörde möchte er erreichen, dass künftig ganze Gewässer-Abschnitte aus Gründen des prophylaktischen Hochwasserschutzes biberfrei gehalten werden dürfen.

In Königsdorf sei damit "der Fall Biber hochgekocht", sagt Peter Schöfmann, Fachbereichsleiter Naturschutz im Landratsamt. Andernorts sei die Biberpopulation unproblematisch: "Grund für Querelen gibt es immer nur dann, wenn landwirtschaftliche Flächen betroffen sind", sagt Schöfmann. Das sei im Landkreis nur noch in Bichl und Benediktbeuern der Fall. Das bestätigt auf Nachfrage Franz Pölt, Geschäftsleiter der dortigen Verwaltungsgemeinschaft: "Wir haben seit etwa zwei Jahren Biber hier, und unregelmäßig staut er das Wasser des Kernbachs auf, der als Abfluss unserer Kläranlage fungiert." Dabei würden angrenzende Landwirtschaftsflächen überschwemmt. Vor etwa 14 Tagen hat die Gemeinde deshalb Rohre in den Kernbach verlegt, "jetzt müssen wir eben abwarten, ob das genügt", sagt Pölt.

Seit mehreren Jahren gibt es ebenfalls in der Gemeinde Egling eine Biberpopulation, die überwiegend am Moosbach zwischen Egling und Ascholding aktiv ist. "Es kommt auch bei uns immer wieder vor, dass der Biber das Wasser so anstaut, dass das Wasser über die Ufer tritt", sagt Bürgermeister Hubert Oberhauser (FW). Allerdings gibt es entlang des Moosbachs relativ viele Moorflächen und weniger Landwirtschaft, auch die Bebauung grenze nur spärlich an. "Als Jagdpächter habe ich zudem beobachtet, dass der Biber nicht sehr sesshaft ist - und sich dadurch ein Problem so wieder auflösen kann", erklärt Oberhauser. Zwar habe es in der Vergangenheit in der Gemeinde durchaus Diskussionen gegeben über den Zuzug des Nagers, doch inzwischen hätten sich "alle miteinander arrangiert", sagt der Bürgermeister.

Im Landratsamt will man mit Beratung weiteren Konflikten vorbeugen: Im Frühjahr werden nach Angaben von Schöfmann drei neue "Biberberater" ernannt. Sie sollen im Landkreis darauf hinwirken, dass Tier und Mensch gut miteinander auskommen.

© SZ vom 27.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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