Wünsche:Frieden, Gesundheit, Miteinander

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Neun Menschen verraten ihre Wünsche für das Jahr 2015. Die beziehen sich einerseits auf regionales Geschehen, andererseits auf geopolitische Entwicklungen.

Wenn das alte Jahr endet, ist die Zeit gekommen, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Wegen der vielen Krisen- und Kriegsgebiete in relativer Nähe spielt der Wunsch nach Frieden heuer eine besondere Rolle. Aber auch über die Zukunft des Gymnasiums, des Wolfratshauser Heimatmuseums oder der Kulturbühnen machen sich die Menschen Gedanken.

Christine Kolbeck, stellvertretende Direktorin des Gymnasiums Geretsried: "Ich wünsche mir für das Gymnasium, dass das G8 bleibt und wir von der Diskussion darüber wegkommen. Bezüglich des G8-plus würde ich mir eine Art Zweig oder Klasse für schwächere, aber auch für Durchschnittsschüler wünschen, da sich die schwächeren Schüler sonst unwohl fühlen würden. Diese sollten dann etwas mehr Lernzeit bekommen. Einige Stunden sollten aus dem Nachmittag vorgezogen werden, dann haben die Schüler mehr Ruhezeiten und können nachmittags Hausaufgaben oder Sport machen oder Nachhilfe nehmen. Für einige Fächer wünsche ich mir besondere Förderstunden, die in Kleingruppen gehalten werden, um den Stress rauszunehmen. Die Schüler werden sich freiwillig dafür melden können und es wäre eine schöne Alternative für diejenigen, die gerne etwas langsamer vorgehen. Generell wünsche ich mir mehr Ruhe und Zeit, das Ganze auszuprobieren. Ich hoffe, dass wir als Testschule für das Pilotprojekt ausgewählt werden.

Hubert Lüttich, Leiter des Wolfratshauser Heimatmuseums: "Mein großer Wunsch für 2015 ist, dass es nach meinem Rücktritt mit dem Heimatmuseum weitergeht und dass sich ein Nachfolger findet, den ich gründlich einarbeiten kann. Das Museum ist ja übervoll und braucht dringend einen zusätzlichen Ausstellungsraum, in dem alle Exponate, die jetzt noch im Dachgeschoss lagern, präsentiert werden können. Ein solcher Raum ist mit der geplanten Einrichtung eines Bürgerladens im Erdgeschoss des Gebäudes leider in weite Ferne gerückt. Wenn es nicht möglich ist, hier eine Lösung zu finden, dann versumpft das Museum, dann kann man das irgendwann zusperren. Mein großer Wunsch aber ist, dass dort wieder mehr Leben hineinkommt."

Sabine Pfister, Kulturveranstalterin, Lenggries: "Frieden auf Erden - das wäre wohl ein naiver Wunsch. Aber die Kriege im Osten, der IS und die aufkeimende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland, das alles beschäftigt mich. Ich wünschte, die Menschen würden sich besinnen, dass wir alle Erdenbürger sind und uns diesen Planeten teilen. Als Veranstalterin bin ich recht zufrieden: Der Neustart vom KKK im Café Kellner hat gut geklappt, der Vorverkauf für 2015 ist phänomenal angelaufen. Der November jedoch war zum Teil etwas schwächlich, was schade ist. Bei den bekannten Namen schnalzt es, und die Karten sind weg. Aber gerade noch unbekannte Künstler, denen wir ein Podium bieten, hätten oft mehr Publikum verdient.

Katrin Fügener, Leiterin der Penzberger Stadtbücherei und Organisatorin des Café International:

"Ich wünsche mir, dass der Geist, den die Penzberger am Montag bei der Lichterkette wieder gezeigt haben, der Geist des offenen Miteinanders, des Zusammenhalts und der Freude am Neuen und Andersartigen die Stadt auch im kommenden Jahr weiter trägt. Und dass wir die Asylbewerber, die irgendwann kommen werden, willkommen heißen. Es wäre schön, wenn dieser Geist auch über die Stadt hinaus wirken könnte und vielleicht andere motiviert, etwas Ähnliches zu tun. Und für die neue Stadtbücherei wünsche ich mir, dass noch mehr Menschen entdecken, wie schön sie geworden ist, und das tolle Angebot nutzen.

Karl Murböck, Kreisbrandrat: "Auch im neuen Jahr wird es wieder Brände und Unfälle geben, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Deshalb wünsche ich mir in erster Linie, dass die Feuerwehrleute, die dann ausrücken werden, wieder gesund von ihren Einsätzen heimkommen, dass also zumindest die Helfer unversehrt bleiben. In diesem Jahr ist dieser Wunsch weitgehend in Erfüllung gegangen. Von unseren 3300 Feuerwehrleuten haben ein paar kleinere Blessuren und leichte Rauchvergiftungen davongetragen, aber es gab zum Glück keine schlimmen Verletzungen. Auch privat wünsche ich mir vor allem Gesundheit, das ist das Wichtigste. Zufriedenheit kommt dann fast von allein."

Christine Kolbeck, Geretsried.

Hubert Lüttich, Wolfratshausen.

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(Foto: Manfred Neubauer)

Sabine Pfister, Lenggries.

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(Foto: Manfred Neubauer)

Karl Murböck, Lenggries.

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(Foto: Manfred Neubauer)

Wolfgang Ramadan, Icking.

Michel Amato, Wolfratshausen.

Werner Blaßl , Wirt der Wolfratshauser Hütte des Alpenvereins am Grubigstein oberhalb von Lermoos: "Für das Neue Jahr wünsche ich mir natürlich Gesundheit und ein gutes Geschäftsjahr. Ich wünsche mir, dass ich noch viele Jahre hier oben verbringen kann. Ich bin jetzt 54 Jahre alt und seit 26 Jahren auf der Hütte (Hier kann man auch übernachten, Anm. d. Red.). Die Wintersaison beginnt vor Weihnachten und dauert bis Ostern. Im Sommer haben wir auch von Pfingsten bis Mitte Oktober offen. Das heißt, ich bin neuneinhalb Monate auf der Hütte und in der Zwischenzeit im Tal. Wenn ich auf der Hütte bin, soll Betrieb sein, erholen kann ich mich, wenn ich im Tal bin.

Wolfgang Ramadan, Impresario aus Icking-Schlederloh: "Gesundheit! Seit Jahren möchte ich mein Leben ändern. Es gab mal eine Zeit, da bin ich 50 Mal im Jahr in die Berge gegangen. Heutzutage mit Handy und Smartphone geht das ja. Es ist total verrückt. Alles, was ich zum Beispiel mit dem Dieter Hildebrandt ausgemacht habe, da war ich immer gerade in den Bergen. Aber seit der Pension Nirvana habe ich keine Zeit mehr. Nächstes Jahr im Juni bringe ich noch eine Premiere raus - und dann bin ich weg. Alle lachen, wenn ich das sage, aber das mache ich. Ich muss, wegen meiner Gesundheit. Ich werde immer dicker, sitze nur noch am Rechner . . .

Michel Amato, Wirt und Konzertveranstalter im D'Amato im Schützenhaus, Wolfratshausen: "Viele kulturbegeisterte und für Kultur zu begeisternde Gäste - das wünsche ich mir. Im vergangenen Jahr haben wir viele Juwelen präsentiert, Juwelen, die leider oft viel zu wenig Beachtung gefunden haben. Es geht mir gar nicht darum, immer die Hütte voll zu haben. Aber es gibt bei den Gästezahlen eine Schmerzgrenze, die nicht unterschritten werden sollte, weil es sonst auch dem Künstler gegenüber peinlich wird.

Wir werden unser Angebot deutlich reduzieren, ab April wird es nur noch freitags ein festes Programm geben. Wie es dann weitergeht, entscheiden die Gäste. Ich habe den Anspruch, auch immer wieder etwas Neues, Ausgefallenes zu präsentieren."

Viktoria Sidorova, Übersetzerin und Dolmetscherin. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit 24 Jahren in Schäftlarn : "Wir haben in diesem Jahr gesehen, dass der Frieden nicht selbstverständlich ist, es gibt Turbulenzen in der ganzen Welt. Ich möchte nicht nur dem ukrainischen Volk ein friedliches Leben wünschen, sondern allen Menschen, die ein schwieriges Leben haben und auf der Flucht sind.

Man darf den Frieden nicht für selbstverständlich halten, sondern muss die Chance, in Frieden zu leben, bewusst wahrnehmen, damit es nicht zu Situationen kommt, dass man den Frieden mit Blut verteidigen muss. Wirtschaftliche Gegebenheiten sind da zweitrangig. Ich möchte keine Bilder mehr sehen von weinenden Menschen, sondern ich möchte, dass es allen Menschen gut geht. Mein Herz schlägt nicht nur für die Ukraine, sondern für alle Menschen. "

© SZ vom 31.12.2014 / hefr, wsg,  stsw, ihr, bene, fam  - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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