Die junge Frau war gerade erst 19, ihr Freund 23 Jahre alt, als sie ungeplant schwanger wurde. Beide studieren im Landkreis, die Familien wohnen etwa 300 Kilometer weit weg. "Zunächst haben wir an Abtreibung gedacht, weil wir völlig überrascht und überfordert waren, aber das kam dann schnell nicht mehr in Frage", erzählt die junge Frau. Denn sie hätten sich informiert, welche Hilfen es für Eltern im Landkreis gibt und festgestellt, "dass wir eine breite Unterstützung erhalten können". Unter anderem betreut eine ehrenamtliche Familienpatin das junge Paar und die Kinder. Denn tatsächlich bekam das junge Paar im Dezember Zwillingsmädchen.
"Zwillinge sind sehr anstrengend. In der Nacht muss ich mindestens jede zweite Stunde aufstehen", berichtet die junge Frau. "Sie sind oft sehr unruhig. Wenn eine schläft, dann quengelt oft die andere - auch tagsüber." Die Großeltern können nur selten helfen. Denn alle vier sind selbst noch berufstätig, es gibt jüngere Geschwister, und auch die Entfernung macht die Sache schwierig. Die Familienpatin Frau F., die der Landkreis vermittelte, ist für die junge Familie eine große Hilfe. "Sie ist eine erfahrene Mutter, die mir einmal in der Woche zur Seite steht. Das ist eine enorme Entlastung", sagt die junge Frau.
Im vorigen Jahr wurde nach einer Mitteilung des Landratsamt der hundertste Familienpate ausgebildet. "Damit konnten 2015 rund 160 Kinder mit zusätzlichen kompetenten, feinfühligen und engagierten Ansprechpersonen versorgt werden", erklärt Diana Eichmüller von der Fachstelle für Familienförderung, die für das Programm zuständig ist. Konkrete Aufgaben der Familienpaten sind Freizeitaktivitäten und Ausflüge, Kinderbetreuung, Freundschaft zu den Eltern, Hausaufgabenbetreuung, Abholung vom Kindergarten, Begleitung zu Terminen beim Arzt oder zu Therapeuten. Antje Buschmann, Familienpatin in Geretsried, begleitet einen Buben, der noch in den Kindergarten geht, zur Ergotherapie. "Die Therapeutin hat nur vormittags Termine. Da haben aber die Eltern keine Zeit ihn zu begleiten, weil sie eben beide in der Arbeit sind", erklärt die Patin. Würde sie nicht mit dem Jungen hingehen, "bekäme er einfach keine Therapie".
Richard Marschner, Familienpate in Wolfratshausen, unterstützt eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, vor allem im Umgang mit Behörden. Offizielle Schreiben bereiteten der Frau oft großen Stress, berichtet er. "Ich zeige ihr dann: Das schaffen wir schon! Und tatsächlich finden wir immer gemeinsam eine Lösung."
Für die junge Zwillingsmutter ist die Hilfe der Patin sehr wichtig, auch wenn sie sich zunächst nicht sicher war, ob sie mit der Situation zurecht kommen würde: "Ich bin eher schüchtern. Eigentlich wollte ich keine fremde Frau da haben, die mir mit den Babys hilft." Aber die Patin sei eine tolle Unterstützung. Sie hilft beim Baden der Zwillingsbabys, auch beim Füttern, oder nimmt sie mit zu Spaziergängen, so dass die Mutter durchatmen kann.
"Ich bin sehr dankbar für ihre Tipps. Sie ist einfach erfahren und sehr, sehr gerne schaue ich zu, wie sie es macht. Da kann ich was lernen. Ich mag es auch gerne, dass Frau F. so vorsichtig mit mir ist. Sie drängt mir nie etwas auf und hat sehr viel Verständnis." Das Fazit der Studentin: "Ich merke, dass ich durch die Unterstützung von Frau F. viel leichter Mutter sein kann." Familienpatin Antje Buschmann sagt: "Ich sehe meine Unterstützung so, dass ich da bin, wenn eine Hand zu wenig da ist."
Auch heuer bietet die Fachstelle wieder eine Ausbildung für Familienpaten an. Sie beginnt am 12. Mai und findet bis Oktober an sechs Terminen statt - fünf Mal am Donnerstag von 16 bis 21 Uhr, einmal am Samstag von 10 bis 19 Uhr. Informationen und Anmeldung unter www.familienkompass.net und bei Diana Eichmüller, Telefon 08041/505-423.