Bad Tölz-Wolfratshausen:Begleitung am Ende des Lebens

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Der Christophorus-Hospizverein möchte die Palliativbetreuung im Landkreis weiter ausbauen

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Tod - er kommt selten schnell und leise daher. Große Schmerzen sind nur eine Begleiterscheinung in der letzten Lebensphase. Nicht alle unheilbar Erkrankten wollen trotz ihres pflegeintensiven Zustands im Krankenhaus sterben. Ihr Wunsch ist es, zu Hause im vertrauten Umfeld bleiben zu dürfen. Eine durchaus belastende Situation, auch für die Angehörigen. Krisen bleiben nicht aus. Dann sind die Betroffenen auf die Hilfe speziell ausgebildeter Fachkräfte angewiesen. Im Landkreis bietet der Christophorus Hospizverein eine ambulante Begleitung zu Hause, im Seniorenheim oder Krankenhaus an. Im kommenden Jahr möchte er sein Angebot durch ein SAPV-Team ergänzen. Die Abkürzung steht für "spezialisierte ambulante Palliativversorgung". Das heißt: Gemeinsam mit dem Hospizverein sollen Palliativmediziner, palliative Pflegekräfte und Seelsorger die ambulante Versorgung der Schwerstkranken im eigenen Heim gewährleisten ohne eine oftmals belastende Einweisung in eine Klinik oder ein Hospiz.

Mit der SAPV wurde 2007 die gesetzliche Grundlage geschaffen, nach der schwerstkranke und sterbende Krankenversicherte in der häuslichen oder familiären Umgebung Anspruch auf eine leidensmindernde medizinische und pflegerische Behandlung haben. Für Barbara Mehlich und Bernhard Pletschacher vom Hospizverein geht es um viel mehr - um nichts anderes als ums Menschsein, gerade in der letzten Lebensphase. "Es geht um eine ganzheitliche Begleitung", sagt die Vorsitzende. Sterben sei mehr als Schmerzlinderung, es sei ein "existenzieller spiritueller Vorgang mit medizinischen Anteilen".

Der größte Wunsch vieler sterbender Menschen und ihrer Angehöriger ist es, daheim betreut zu werden. (Foto: imago)

Für die Sterbenden könne es ein Geschenk sein, wenn sie von einem Menschen empathisch begleitet werden, der Zeit und Geduld mitbringe, die Familie entlaste. Das wolle der Hospizverein mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern leisten. Etwa 40 Begleiter sind im Einsatz. Aktuell betreut der Verein 27 Sterbende im Landkreis. Mit SAPV wird es künftig eine flächendeckende 24-Stunden-Betreuung geben und damit eine neue Qualität in der Palliativbetreuung.

Die Schaffung eines SAPV-Teams stellt ein finanzielles Wagnis dar. Es soll neben Bad Tölz-Wolfratshausen auch den Landkreis Miesbach bedienen. Bundesweit sind solche Dienste bereits tätig. Die Erfahrungen seien positiv, so die Vorsitzenden. Derzeit schafft der Hospizverein die Voraussetzungen für die Gründung einer neuen gemeinnützigen Trägergesellschaft im ersten Quartal 2015. Mitgesellschafter werden er selbst, der Hospizkreis Miesbach sowie die Kliniken in Wolfratshausen und Agatharied sein. Stellen müssen ausgeschrieben, Ärzte, Pflegekräfte und Verwaltungsmitarbeiter eingestellt und die gesamte dafür benötigte Infrastruktur angeschafft werden, von Handys über Behandlungskoffer bis zu Notebooks. Auch wenn die Leistungen des SAPV-Teams von den Krankenkassen bezahlt werden, zuerst einmal müssen die Gesellschafter in Vorleistung gehen. "Wir sind daher auf Spenden angewiesen", betont Mehlich.

Wichtig ist den beiden Vorsitzenden, dass durch SAPV weder die behandelnden Hausärzte ersetzt noch die Pflegedienste ausgetauscht werden. "Das ist ein Miteinander. SAPV kommt nach Rücksprache und Verordnung des Hausarztes zum Einsatz", sagt Mehlich. Es sei dem Hospizverein ein großes Anliegen, die Hausärzte in den Landkreisen über das Projekt zu informieren. Vielleicht entschließe sich der ein oder andere, selbst eine Fortbildung als Palliativmediziner zu machen.

© SZ vom 09.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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