Bad Tölz:Priestermangel macht sich deutlich bemerkbar

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Nach dem Weggang von Kaplan Strobl wird es im Pfarrverband Bad Tölz weniger Messen und Gottesdienste geben.

Suse Bucher-Pinell

Dem Tölzer Pfarrverband fehlt von September an eine hauptamtliche Stelle. Kaplan Quirin Strobl wechselt ins Dekanat Traunstein und wird Pfarrer in Inzell. Einen Nachfolger für ihn in Tölz wird es nicht geben. Die etwa 13 300 Katholiken müssen mit Einschränkungen im Gottesdienst-Angebot rechnen. Zwei Priester können das bisherige Pensum nicht aufrechterhalten.

Pfarrer Rupert Frania, der den Tölzer Pfarrverband leitet, sieht die Sache recht nüchtern. Gutheißen kann er sie nicht. Denn schon seit den 1970er Jahren würden weniger Priester geweiht als altersbedingt aufhören, ohne dass die Kirche darauf in einer angemessenen Form reagiert habe. Auf die Schwierigkeit, Pfarrstellen zu besetzen, reagiert das Erzbischöfliche Ordinariat nun mit einer Strukturreform, die die Pfarrverbände neu ordnet. Die Neubesetzung von über 50 Pfarrstellen signalisiert den Beginn der Umsetzung dieser neuen Struktur.

Während andernorts Gemeinden zu neuen, oft größeren Pfarrverbände zusammengefasst werden, bleibt der Tölzer mit den Pfarrgemeinden Maria Himmelfahrt und Heilige Familie, Sankt Nikolaus in Wackersberg und Sankt Martin in Ellbach unverändert. Er wird aber personalmäßig verkleinert. So wird es künftig weniger Messen und Gottesdienste geben. Geht es nach dem Ordinariat, sollen Gottesdienste häufiger zentral für mehrere Orte stattfinden, nicht mehr in jeder kleinen Kirche. Ein Umstand, dem Frania gar nichts abgewinnen kann. Für ihn ist es selbstverständlich, dass der Pfarrer zu den Leuten kommt und nicht umgekehrt die Leute zum Pfarrer. "Die Kirche im Dorf ist der Ort, wo sich die Gemeinde versammelt", sagt er. "Ich werde immer versuchen, zu den Leuten zu fahren." Von Zentralismus halte er nichts.

Dennoch sieht auch er Veränderungen unausweislich kommen: "So üppig wie bisher wird es nicht bleiben." Zehn oder zwölf Messen allein am Wochenende in den insgesamt neun Kirchen des Pfarrverbands, das sei für ihn und seinen Kollegen, Pfarrer Leo Sobik, nicht zu schaffen. Auch unter der Woche gibt es täglich eine oder mehrere Möglichkeiten, eine Messe zu besuchen. Die einzige Alternative, die er sieht, sind Andachten statt Messen anzubieten. Die beinhalten keine Eucharistiefeier und können deshalb auch von Nicht-Priestern gehalten werden, also Diakonen, Pastoral- oder Gemeindereferenten. Frania sieht ehrenamtliche Mitarbeiter künftig stärker eingebunden.

Nicht glücklich über die Entscheidung in München ist auch Kurt Breiter, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Maria Himmelfahrt. "Es wird schwieriger, ganz klar", sagt er. Bisher sei es lediglich eine Vermutung gewesen, dass Kaplan Strobl Tölz nach drei Jahren verlassen müsse. "Jetzt ist die Situation da." Breiter ist froh, dass schon jetzt Ruhestandsgeistliche im Pfarrverband aushelfen. Wie es weitergeht, wird nächste Woche Thema im Pfarrgemeinderat sein.

© SZ vom 18.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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