Bad Tölz:Notoperation am Dienstplan

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Die Kassenärzte im Südlandkreis ändern ihre Bereitschaftszeiten. Für Patienten könnten dadurch längere Wege und längere Wartezeiten entstehen.

Felicitas Amler

Die Hausärzte im südlichen Landkreis sollen deutlich entlastet werden. Daher strukturiert die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bayern den Bereitschaftsdienst um. Die Folgen für Patienten können längere Wege und längere Wartezeiten sein. Die Auswirkungen für die Ärzte lassen sich beziffern: Bisher mussten Ärzte in Benediktbeuern, Lenggries und Bad Heilbrunn nach KV-Angaben zusätzlich zu Praxisarbeit und Hausbesuchen bis zu 13 Wochen im Jahr Bereitschaftsdienst leisten. Künftig sollen in Bad Tölz und Lenggries etwa sechs Tage pro Jahr und Arzt anfallen, in Penzberg und Benediktbeuern etwa zwei Wochen.

Marion Buchkremer, 49, ist praktische Ärztin in Benediktbeuern. Bisher hätten sie und die vier, fünf Kollegen in ihrem Einzugsgebiet alle vier Wochen Bereitschaftsdienst gehabt, sagt sie: "Das ist natürlich für jeden einzelnen und für die Familien eine Belastung." Bisher mussten sie sogar ganze Wochenenden lang abrufbar sein, von Freitag um 18 Uhr bis Montag um 8 Uhr. Das werde sich ändern: Künftig sei das Wochenende in einen Dienst von Freitagnachmittag bis Samstagabend und einen zweiten bis Montagmorgen eingeteilt. "Für uns ist das eine Erleichterung. Wir sind dann ungefähr 25 Kollegen."

Konkret werden die sogenannten Bereitschaftsdienstgruppen der KV folgendermaßen neu strukturiert: Benediktbeuern, Lenggries und Bad Heilbrunn werden als eigenständige Gruppen aufgelöst. Benediktbeuern inklusive Walchensee, Schlehdorf und Kochel am See wird mit Penzberg zusammengelegt, dazu kommt Bichl. Bad Heilbrunn und Lenggries mit Jachenau und Fall werden Bad Tölz zugeordnet. Zentrale Anlaufstelle für alle Patienten aus dem Tölzer Land ist die Bereitschaftspraxis am Tölzer Stadtklinikum.

Kassenärzte leisteten den Bereitschaftsdienst - nicht zu verwechseln mit dem Notdienst - nachts, an Wochenenden und an Feiertagen zusätzlich zu einer durchschnittlich 60 Stunden umfassenden Arbeitswoche, erklärt der Verband. Dies sei eine Zumutung, zumal ein Drittel der Hausärzte 60 Jahre und älter seien. Die Kassenärztliche Vereinigung will mit den Umstrukturierungen, die in ganz Bayern etwa hundert Gruppen betreffen, auch das Image des Hausarztes verändern, um den Nachwuchs nicht abzuschrecken: "Für junge Ärzte ist auch die hohe Dienstfrequenz im Bereitschaftsdienst ein schwerwiegendes Argument gegen die Niederlassung in eigener Praxis." Durch die Neuregelung hofft die KV Bayern Praxisübernahmen gerade im ländlichen Bereich wieder attraktiver zu machen. Für die Benediktbeurer Ärztin Marion Buchkremer steht die Attraktivität ihres Berufs nicht in Frage: "Ich würde es wieder machen", sagt sie, "das Arbeiten mit den Patienten hier ist einfach schöner als in der Klinik."

Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist unter der bundesweit gültigen kostenfreien Rufnummer 116 117 zu erreichen. Für echte Notfälle gilt die 112.

© SZ vom 26.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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