Bad Tölz:Nordspange bringt maximale Entlastung

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Staatliches Bauamt erläutert Tölzer Bürgern, wie die neue Trasse genau verlaufen soll. Sie wurde aus acht Umgehungsvarianten ausgewählt und bietet von allen die meisten Vorteile

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Staus auf der Bundesstraße 472 gehören seit vielen Jahren zum Alltag in Bad Tölz. Bis zu 30 000 Fahrzeuge am Tag rollen dort über die Flinthöhe, mehr als auf der Garmischer Autobahn südlich von Sindelsdorf. Acht Trassen für eine Umgehungsstraße hat das Staatliche Bauamt Weilheim in der Vergangenheit geprüft, übrig blieb am Ende die "Nordspange". Für diese Variante hat die Regierung von Oberbayern vor kurzem das Planfeststellungsverfahren eröffnet. Wie die Umfahrung aussehen soll, erläuterten Vertreter des Staatlichen Bauamts vor gut 50 Zuhörern bei einem Info-Abend der Stadt am Montag im Schulungsraum der Tölzer Feuerwehr. "In der Synopse ist die Nordumfahrung definitiv die Variante, die wir verfolgen wollen", sagte Abteilungsleiterin Christine Volkmer. Sie verbrauche mit 17,5 Hektar am wenigsten Fläche, biete die größte Verkehrssicherheit und bringe mit bis zu 85 Prozent die größte Verkehrsentlastung.

Die neue Trasse soll auf der jetzigen Bundesstraße an der Einmündung der Dorfstraße von Gaißach beginnen. Wie Ingenieur Stefan Vogt vom Bauamt erläuterte, führt sie mit 3,50 Meter breiten Fahrstreifen und einer Gesamtbreite von 8,50 Metern gleich in die Tiefe und unter der Kreuzung mit der Sachsenkamer Straße hindurch. Unter dem dort geplanten Kreisverkehr müsse man die Fahrbahn fünf Meter in den Boden versenken, erklärte Vogt. Auf dem Abschnitt bis zur Einmündung der Bundesstraße 13 kommt die Umgehung wieder nach oben und wird vierspurig - mit zwei Einfädelspuren als Bypässen über die gesamte Länge. "Die Autofahrer haben viel Zeit, sich zu orientieren", sagte der Ingenieur. In der Mitte soll eine Betonleitwand den Verkehr beider Richtungen trennen. An der Anschlussstelle der B 13 sind höhengleiche Holländerrampen vorgesehen, danach verschwindet die "Nordspange" abermals in der Tiefe und kommt beim Flugplatz Greiling an die Oberfläche. An der Anschlussstelle Greiling ist ein "Rechtsversatz" geplant - mit versetzten Linksabbiegespuren, Rechtsabbiege- und Rechtseinfädelstreifen.

Für Radler und Fußgänger gibt es eine Brücke, die von der Lettenholzsiedlung zum Bahnhof führt, sowie eine Unterführung an der Allgaustraße. Am Kreisverkehr Sachsenkamer Straße sollen Inseln als Querungshilfen dienen. Mit Zebrastreifen an Kreiseln habe man "negative Erfahrungen", sagte Vogt. Stadträtin Andrea Grundhuber (Grüne) kritisierte dies. Sie vermisst einen gesicherten Übergang an der Sachsenkamer Straße für Kindern und Senioren, Brücke und Unterführung befänden such "zu weit oben", meinte sie.

Lärmschutzwände zwischen 2,50 und vier Metern Höhe plant das Staatliche Bauamt an Stellen, an der die Umfahrung oberirdisch verläuft und an Siedlungen vorbeiführt - etwa am Lettenholz und an der General-Patton-Straße. Einzelne Anwesen sollen durch Aufschüttungen geschützt werden, wenn dafür genügend Erde beim Aushub zusammenkommt und das Bauamt den nötigen Grund von den Eigentümern erhält. Allerdings werden nicht alle Wohnungen vom Verkehrslärm abgeschirmt sein. Elisabeth Bruns, die eine Dachgeschosswohnung im Lettenholz vermietet, bekam den Rat, Lärmschutzfenster und eine Lüftung fürs Schlafzimmer zu beantragen. "In Dachgeschossen werden die Nachtwerte geringfügig überschritten", räumte Vogt ein. Ob es möglich sei, die Umgehung mit Flüsterasphalt zu versehen, wollte Thomas Niederreiter wissen. Das lehnte Abteilungsleiterin Volkmer ab. Ein solcher Belag sei offenporig und werde von schmutzigen Reifen verstopft. "Dann ist er lauter als jede andere Decke." Achim Rückert schlug vor, die Trasse gleich zu deckeln. Dies wäre Volkmer zufolge jedoch mit enormen Kosten verbunden. Überdies plant das Bauamt zwei Rückhaltebecken zur Entwässerung, die laut Vogt auf ein hundertjähriges Hochwasser ausgelegt sind - eines westlich der Lettenholzsiedlung, das andere bei Greiling. "Dort wird das Wasser gesammelt, gereinigt und gedrosselt abgegeben", sagte der Ingenieur.

Gut 50 Zuhörer kamen zur Vorstellung der Trasse für die Nordumfahrung in den Schulungsraum der Tölzer Feuerwehr. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf der gesamten "Nordspange", die 2,5 Kilometer lang ist, soll es ein Tempolimit von 70 km/h geben. Die alte B 472 auf der Flinthöhe bleibt erhalten und fällt dann in die Zuständigkeit der Stadt. Bürgermeister Josef Janker (CSU) kündigte an, die Ampeln abzubauen und eine Tempo 30-Zone einzurichten. Das soll verhindern, dass die Straße als Abkürzung genutzt wird. Bis wann die Nordumfahrung fertiggestellt ist, vermag Michael Kordon schwer abzuschätzen. Wenn alles gut läuft, rechnet der Leiter des Staatlichen Bauamts mit dem Planfeststellungsbeschluss bis Ende 2015. Dagegen können Klagen eingereicht werden. Die Bauzeit veranschlagt Kordon auf zwei bis drei Jahre.

© SZ vom 15.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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