Bad Tölz:Nein zu weiterer Wohnbebauung

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Der Tölzer Stadtrat lehnt die Pläne der Jod AG ab, im Kurviertel acht Mehrfamilienhäuser zu errichten

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Areal des ehemaligen Hotels Jodquellenhof und des Spaßbades Alpamare soll vorwiegend touristisch genutzt werden. Dies beschloss der Tölzer Stadtrat am Dienstagabend und erteilte damit der Jod AG eine Abfuhr, die acht Wohnhäuser auf dem Gelände bauen möchte. Die etwa 2,3 Hektar große Fläche wird die Stadt nun im neuen Bebauungsplan "Badeteil Mitte" als Sondergebiet ausweisen, auf dem ein Hotel oder eine andere Einrichtung für Gäste entstehen soll. Dagegen stimmten Bürgermeister Josef Janker (CSU) und die Freie Wählergemeinschaft (FWG) mit Ausnahme vom Margot Kirste.

Der Jodquellenhof ist seit zwei Monaten geschlossen, das Alpamare soll am 30. August folgen. Dann will die Jod AG hinter dem früheren Hotel und zur Herderstraße hin acht Mehrfamilienhäuser mit vier, respektive fünf Geschossen errichten. Vorgesehen sind 111 Wohnungen und zwei Tiefgaragen mit 206 Stellplätzen. Anstelle des Jodquellenhofs soll es einen Neubau mit Praxen für Ärzte und Therapeuten geben, eine Art Gesundheitsforum. In den oberen Stockwerken sind Wohnungen geplant.

Dieses Projekt spaltete den Stadtrat. Die CSU gab sich hart und lehnte das Vorhaben ab. Im Kurviertel habe man neuen Wohnbauten bislang "scheibchenweise nachgegeben", sagte Fraktionssprecher Josef Steigenberger. Nun sei man an einem Punkt angekommen, "an dem wir etwas Sauberes entwickeln müssen". Und dies könne auf dem Gebiet des Jodquellenhofs und des Alpamare nur eine touristische Nutzung sein. "Dazu brauchen wir das Filet-Stück." Auch sein Fraktionskollege Ingo Mehner zeigte sich "nicht bereit, mich vom Fremdenverkehr mitten in der Stadt zu verabschieden".

Die Grünen stemmten sich ebenfalls gegen die Pläne der Jod AG. Die Stadt sei dem Unternehmen in der Vergangenheit weit entgegen gekommen, sagte Franz Mayer-Schwendner. Sie habe deren Anteile am Kurhaus-Verein übernommen, Teile des Kurparks zur Verfügung gestellt und ihre Bauprojekte am Berliner Platz und der Wilhelmstraße gebilligt. Wenn das Alpamare nun geschlossen werden müsse, so sei dies "nicht die Schuld der Stadt". Überdies hält Mayer-Schwendner weitere Wohnhäuser für überflüssig. Seit 2010 sei die Tölzer Bevölkerung jährlich um 1,2 Prozent gewachsen. "Wir sind mit der Wohnnutzung schon deutlich an der Obergrenze", sagte er. "Wir müssen auf die Bremse steigen." Auch Jürgen Renner schob die Verantwortung für das Ende des Alpamare der Jod AG zu. "Wenn ich möchte, dass das Hotel nicht läuft und das Spaßbad nicht läuft, investiere ich eben 15 Jahre lang nichts." Eine Wohnbebauung dort könne man auf keinen Fall zulassen. Etwas konzilianter äußerte sich Willi Streicher (SPD), der dazu riet, zusammen mit der Jod AG die Chancen auf eine Einigung auszuloten. "Ich denke an das Gute im Menschen und hoffe, dass man vorwärts kommt."

Lediglich die Freien Wähler zweifelten am Sinn einer harten Linie gegenüber dem Grundeigentümer. "Wir brauchen die Jod AG, um dort ein bisschen was entwickeln zu können", meinte Peter von der Wippel. Deshalb sollte der Stadtrat versuchen, einen Konsens zu finden, und das Wohnbauprojekt "nicht aus einer Trotzreaktion heraus" verdammen. Michael Lindmair stellt die Frage, ob es sinnvoller sei, das Hotel und das Erlebnisbad "die nächsten fünf Jahre brachliegen zu lassen".

Einen Kompromiss schlug Bürgermeister Janker vor. Nach seinem Dafürhalten könnten zwei Drittel des Areals für Tourismus, ein Drittel für Wohnhäuser genutzt werden. Dies entspreche den Zielen des städtebaulichen Rahmenplans. Dem widersprach Mehner: Das besagte Drittel für Wohnbauten habe man schon auf dem benachbarten Areal an der Wilhelmstraße gebilligt, auf dem gerade das ehemalige Kursanatorium Otto abgerissen wird. Bauamtsleiter Christian Fürstberger wies darauf hin, dass Hotelbetreiber heutzutage zur Querfinanzierung ebenfalls ein paar Wohnhäuser planten. Die Fläche des Jodquellenhofs allein sei "zu eng", dies erfuhr Fürstberger bereits in Gesprächen mit Investoren. "Es ist noch nicht klar, ob da überhaupt touristisch etwas kommt."

© SZ vom 29.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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