Bad Tölz:Kein Platz für Firmen

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Citymanager Falko Wiesenhütter kann Unternehmen, die sich in Bad Tölz ansiedeln oder ihren Betrieb erweitern wollen, fast nie Grundstücke anbieten. Der Stadtrat soll nun über ein neues Gewerbegebiet nachdenken

Von klaus Schieder, Bad Tölz

In seinem ersten Jahr als Citymanager hat Falko Wiesenhütter eine ganze Menge Anrufe bekommen. Seine Gesprächspartner waren oftmals Unternehmer, die in Bad Tölz nach einem Grundstück für ihren Betrieb suchen. Damit stellten sie Wiesenhütter vor ein Problem, denn die Stadt verfügt kaum noch über Gewerbeflächen. "Der Bedarf ist da, aber wir können den Bedarf nicht befriedigen", bedauert er. Das Defizit könne er nicht alleine beheben, "das ist eine politische Entscheidung". Bürgermeister Josef Janker (CSU) weiß das. Er will die Stadträte im nächsten Jahr in einer Klausur mit dem Thema befassen. Sie sollen darüber beraten, "welche Flächen sich zu einem Gewerbegebiet weiterentwickeln lassen", sagt Janker.

Die Firmenchefs, mit denen Wiesenhütter spricht, kommen zum Teil aus dem Großraum München. Die meisten finden dort keinen Platz mehr für ihre Logistik und sehen sich im Umkreis von einer Autostunde um, vornehmlich nach Lager- und Abstellflächen. Für Tölz sei dies eher uninteressant, solche Unternehmen "schaffen hier keine Werte", sagt der Citymanager. Anders ausgedrückt: Sie zahlen keine Gewerbesteuer. Zwar gebe es auch Anfragen wegen echter Neuansiedlungen, aber das sei die Ausnahme. Viel stärker liegen Wiesenhütter die kleinen mittelständischen Betriebe aus Bad Tölz am Herzen, die erweitern möchten. Sie sind aus seiner Sicht "weit wichtiger für die Zukunft" der Stadt und haben in der Regel einen geringen Flächenbedarf von 2000 bis 3000 Quadratmeter im Schnitt. Zu ihnen zählen häufig Handwerksfirmen, die mit ein, zwei Mitarbeitern begonnen haben, sich erfolgreich entwickelten und inzwischen zehn oder mehr Angestellte beschäftigen. Wiesenhütter kann aber auch sie oft nur an private Anbieter oder an Makler verweisen. "An eigenen Flächen haben wir nichts."

Das Gewerbegebiet Farchet ist voll, nachdem sich die Windschüttl Dachtechnik GmBH dort vorige Woche ein schmales Baugrundstück gesichert hat. Ansonsten sind nur mehr ein paar Brachflächen unbebaut, die sich schon im Besitz eines Käufers befinden. Der Rest ist überschaubar. Neben der Firma Sitec habe man noch ein größeres Areal frei, sagt Janker. Außerdem sind seiner Auskunft nach zwei Grundstücke auf der Flinthöhe unbebaut. Die Stadt hat sie zwar verkauft, hofft aber darauf, dass sie vom Eigentümer zurückgegeben werden. In der Innenstadt hat Janker zwei Flächen an der Hindenburgstraße im Blick, auf einem davon befindet sich auch die Deutsche Post. Beide sind in Privatbesitz. Mit den Eigentümern wurden Gespräche geführt, bislang ohne Ergebnis.

Das war's auch schon. Für Wiesenhütter kommt Bad Tölz deshalb "nicht darum herum, über zusätzliche Gewerbeflächen nachzudenken - da sind wir im Moment nicht sehr gut aufgestellt". Eine Möglichkeit wäre für ihn, brach liegende Areale intensiver zu nutzen, zum Beispiel auf dem Gelände der Firma Moralt. Eine zukunftsträchtige Lösung sei dies allerdings nicht, sagt er. Ein neues Gewerbegebiet fordert der Citymanager nicht lauthals, räumt aber leise ein: "Ja, letzten Endes läuft es doch darauf hinaus." Eine Option dafür sieht Bürgermeister Janker allenfalls im Gebiet der ehemaligen Gigl-Säge in Ellbach. Ansonsten habe die Stadt "keine größeren Flächen mehr, die danach schreien", sagt er. Über die Grenzen von Bad Tölz mag er nicht hinausblicken. Schließlich gelte zum einen das Anbindungsgebot, zum anderen wolle die Stadt "nicht in die Landschaft gehen, wie es leider Gottes andere Kommunen tun", und damit der Zersiedelung noch Vorschub leisten, hebt Janker hervor.

Große Sorgen, dass sich Firmen mangels Platz in größerer Zahl aus Bad Tölz verabschieden, treiben den Bürgermeister nicht um. Eine gewisse Fluktuation gebe es stets, beschwichtigt er. "Es ergibt sich immer was Neues, unterm Strich haben wir eine positive Entwicklung."

Für Peter Wiedemann (FWG) Wirtschaftsreferent des Stadtrats, geht es beim Thema Gewerbeflächen um Arbeitsplätze und damit um "die Zukunft der Stadt". Wenn Firmen mangels Platz abwanderten, fänden viele Schulabgänger, etwa der Berufsschule, keine Stelle mehr in Tölz, warnt er.

© SZ vom 30.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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