Bad Tölz:Franziskanerkirche vorerst gerettet

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Teilerfolg für die Delegation aus Bad Tölz im Gespräch mit Erzbischöflichem Ordinariat: Das Bistum will den Pachtvertrag mit den Franziskanern bis 2015 verlängern. Aber sie will den Sakralbau aus finanziellen Gründen nicht übernehmen.

Klaus Schieder

Die Franziskanerkirche bleibt als Gotteshaus erhalten. Dies war für die Delegation aus Bad Tölz die frohe Botschaft in dem Gespräch am Dienstagabend mit Weihbischof Wolfgang Bischof und Vertretern des Erzbischöflichen Ordinariats in München. Die schlechte Nachricht: Das Erzbistum wird die Kirche aus finanziellen Erwägungen nicht vom Franziskanerorden übernehmen. Stattdessen soll der Pachtvertrag bis 2015 verlängert werden. "Ein halber Sieg, eine halbe Niederlage", resümierte Kurt Breiter, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats Maria Himmelfahrt. Auch Bürgermeister Josef Janker (CSU) sprach von einem "Teilerfolg".

Der bestehende Nutzungsvertrag zwischen dem Bistum und der Deutschen Provinz der Franziskaner läuft Ende Juni aus, eine Entweihung der Kirche stand in den vergangenen Monaten im Raum. Eine solche Säkularisierung ist nun vorerst abgewendet. "Wir haben Zeit gewonnen", sagt Janker. Viel mehr aber auch nicht. Die Hoffnung auf eine Übernahme des etwa 300 Jahre alten, denkmalgeschützten Sakralbaus durch das Erzbistum hat sich erst einmal zerschlagen. Die Diözese sehe sich zu einem Kauf "aus finanziellen Gründen nicht in der Lage", heißt es im Gesprächsprotokoll des Erzbischöflichen Ordinariats. Denn damit wären "allein in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich Investitionen in Millionenhöhe verbunden". Ein Argument, das Breiter nicht so ganz nachvollziehen kann: "Eine Diözese müsste das eigentlich leisten können." Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats ist daher "ein bisschen enttäuscht - ich hatte mir mehr erhofft".

Janker zufolge wies Ordinariatsrat Hans Jürgen Dennemark in dem Gespräch darauf hin, dass die katholische Kirche in Bayern etwa 2000 Kirchen erhalten müsse. "Das ist schon eine unglaubliche Zahl", meint der Tölzer Bürgermeister. Weihbischof Bischof habe zwar Verständnis für das Anliegen der Tölzer gezeigt, aber auch gesagt, "was soll ich denn tun, wo soll ich das Geld, wo soll ich die Priester herzaubern". Durch die steigende Zahl der Kirchenaustritte fehlten Steuereinnahmen, zudem gäbe es einen "enormen Schwund" der Gottesdienstbesucher.

Wie die Franziskanerkirche in den nächsten Jahren seelsorgerisch betreut werden kann, soll ein neues pastorales Konzept für den Pfarrverband Bad Tölz zeigen. Dazu will Weihbischof Bischof im April in die Kurstadt kommen. Für Stadtpfarrer Rupert Frania ist ein solches Konzept überfällig. Das alte sei schon 15 Jahre alt und mittlerweile "Schall und Rauch". Stamme es doch aus einer Zeit, als die Verhältnisse in Tölz noch ganz anders waren. "Nur ein Beispiel: Die Franziskaner hatten damals noch Pläne auszubauen und wollten ein Jugendzentrum errichten", so der Stadtpfarrer.

Für Frania ist der Priestermangel teilweise hausgemacht. So habe die katholische Kirche in den siebziger Jahren wegen des Zölibats "ein paar tausend Leute" ziehen lassen, die dann heirateten. Hernach habe sich kein Bischof gefunden, der ihnen ernsthaftes Angebot machte. Dabei sei es kein Geheimnis mehr, dass es "auch in der katholischen Kirche verheiratete Priester gibt". Außerdem sind nach Franias Dafürhalten durchaus Diakone imstande, einen Pfarrverband zu leiten. Dass dies nur geweihte Priester könnten, sei "Blödsinn". Dagegen hält der Stadtpfarrer wenig davon, sich nach Seelsorgern aus dem Ausland umzusehen: "Das Abgrasen von Priestern aus Polen oder Indien oder weiß Gott woher macht nicht viel Sinn." Auch dem Trend, die Gläubigen für Messen, Heiraten oder Beichten auf eine Hauptkirche in ihrer Pfarrei zu verweisen, mag Frania nicht folgen. In seinen 15 Jahren als Pfarrer in der Kreisstadt habe er sich stets bemüht, zu den Leuten zu gehen, und nicht verlangt, "dass etwa die Arzbacher nach Tölz in die Kirche müssen". Auch wolle er die einzelnen Pfarrgemeinderäte erhalten und "nicht zugunsten eines Zentralkomitees abschaffen", sagt er.

Wenn der neue Vertragsentwurf für die Franziskanerkirche vorliegt, will Frania prüfen, wer für was verantwortlich sei. Dabei geht es ihm nicht alleine um den seelsorgerischen Dienst, sondern beispielsweise auch um einen Mesner. Bislang putzten und schmückten ehrenamtliche Kräfte um den Freundeskreis Franziskanerkirche das Gotteshaus. All dies für Gotteslohn. Man könne von den Leuten aber nicht ewig verlangen, für ein "VGD" - Vergelt's Gott und Dankeschön - zu arbeiten, so Frania.

Ebenfalls einen halben Erfolg verbuchte die Tölzer Abordnung in der Kur- und Tourismusseelsorge. Pastoralreferent Herbert Konrad ist weiterhin mit der vollen Stundenzahl in der Kurstadt tätig. Sein Büro hat er jedoch auch künftig in der Franzmühle und nicht im Franziskuszentrum. Die Räume dort müssten von der Kommune "nicht mehr reserviert werden", heißt es vom Erzbischöflichen Ordinariat. "Das ist nicht so, wie wir es uns gewünscht haben", sagte Janker dazu. Das Sozialzentrum neben der Franziskanerkirche mitten im Kurviertel wäre für den Rathauschef der "optimale" Ort für die Tourismusseelsorge, "schon wegen der Nähe zu den Zielgruppen".

Im Gepäck für die knapp vierstündige Unterredung hatte die Delegation nicht nur einen einstimmigen Stadtratsbeschluss, sondern auch 6702 Unterschriften von Bürgern für die Erhaltung der Franziskanerkirche. Diese Listen nahm Weihbischof Bischof nicht entgegen. Adressat dafür sei die Deutsche Franziskanerprovinz als Eigentümer der Kirche, meinte er. Allerdings setzte er selbst seinen Namenszug darauf. Er unterschreiben gerne, sagte er. "Die vielen Unterschriften sind für mich ein wunderbares Signal der Verbundenheit innerhalb der Pfarrei, des Pfarrverbandes Bad Tölz und darüber hinaus."

© SZ vom 09.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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