Bad Tölz:Ein Wellness-Paket für die Kurstadt

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Bad Tölz lässt Bau eines Spa mit Hotel und Residenzen prüfen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Tölzer Stadtrat hat den Grundstein für den Bau eines Wellness-Bads und zweier Hotels auf dem Areal zwischen der Arzbacher Straße und der Bockschützstraße gelegt. In der Sitzung am Dienstagabend beauftragte das Gremium die österreichische Firma Redserve einstimmig damit, das gesamte Projekt zu entwickeln. Stadtrat Anton Mayer (CSU) forderte, noch ein zweites Unternehmen mit dieser Aufgabe zu betrauen, um Vergleichsdaten zu bekommen. Seinem Antrag stimmten jedoch nur Andrea Grundhuber und Richard Hoch (beide Grüne) zu.

Auf dem etwa 24 000 Quadratmeter großen Gelände soll ein städtisches Spa mit sportkinesiologischer Ausrichtung entstehen, dazu ein Gesundheitsforum mit Ärztezentrum, therapeutischen Praxen, Fachgeschäften sowie Tages- und Kurzzeitpflege. Zugleich errichtet der österreichische Bauträger Arcus ein Vier-Sterne-Hotel mit 120 Zimmern, Restaurant, Seminarräumen und eigenem kleinen Wellnessbad, ebenso ein Drei-Sterne-Hotel mit 100 Zimmern. Vorgesehen sind auch 55 Residenzen, die der Querfinanzierung dienen. Der Stadtrat beschloss, das Exklusivrecht an dem Areal für die Firma Arcus, das zum Jahresende ausläuft, bis Ende 2015 zu verlängern.

Noch ist unklar, ob sich Spa und Hotels in Bad Tölz überhaupt lohnen. Damit beide Vorhaben nicht zu einem Millionengrab werden, erfolgt die Planung in mehreren Modulen. Der erste Schritt ist eine Standortuntersuchung und eine Marktanalyse, mit denen die Frage der Rentabilität geklärt werden sollen. In dem Verfahren gibt es Ausstiegsszenarien für alle Beteiligten. Der Stadtrat legte deshalb auch fest, das weder die Kommune noch Arcus irgendwelche Regressansprüche haben, sollte das Vorhaben scheitern.

Ein Projektentwickler ist Stadtrat Mayer zu wenig. Ein zweiter sei nötig, um Fakten und Zahlen vergleichen zu können, sagte er. Seinen Antrag begründete er auch damit, dass Redserve bei der Präsentation vor einem Monat im Stadtrat keinerlei Referenzen für ein Projekt dieser Größenordnung vorgelegt habe. Auch Andrea Grundhuber forderte, "eine zweite Fachkraft, die ein öffentliches Bad schon mal gerechnet hat, unbedingt hinzuzuziehen". Beide äußerten überdies Bedenken wegen der 55 Residenzen, die Arcus zusätzlich zu den zwei Hotels plant. Mayer befürchtet, dass am Ende nur "Wohnraum für gut Betuchte" entsteht. Die Stadt müsse einen Bebauungsplan aufstellen und eine touristische Nutzung festschreiben, sagte er.

Bürgermeister Josef Janker (CSU) mochte dies so nicht stehen lassen. Er verwies darauf, dass Redserve durchaus Referenzen genannt habe und zudem eine Tochter des renommierten Architekturbüros ATP in Innsbruck sei. Für die Residenzen seien Nutzungsbeschränkungen vorgesehen, "das sind keine herkömmlichen Hauptwohnsitze", sagte Janker. So sollen die Eigentümer verpflichtet sein, diese Domizile in ihrer Abwesenheit den Hotels zur Verfügung zu stellen. Einen Bebauungsplan kann die Stadt aus Sicht des Bürgermeisters erst später aufstellen: Der sei "eine Folge der Produkt-und Projektentwicklung".

Zweifel meldete auch Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) an Ihm wäre es lieber, wenn das städtische Spa und die privaten Hotels getrennt entwickelt würden. Unter der Oberhoheit von Redserve sieht er die Gefahr, "dass unser Spa etwas untergeht". Dennoch trug Wiedemann den Beschluss mit. Weil am Anfang der Planungen zunächst Machbarkeitsstudien stehen, gebe die Kommune nichts aus der Hand, meinte er.

Anderen Stadträten war ebenfalls nicht völlig wohl bei dem Projekt. Sie stimmten aber zu, weil die Stadt notfalls alles stoppen kann. "Das mit der Reißleine finde ich gut", sagte Josef Steigenberger (CSU). Allerdings plädierte er dafür, die Standort- und Marktanalysen nicht bloß vom Projektentwickler, sondern noch von anderer Seite erstellen zu lassen. Auch für Christof Botzenhart (CSU) hat eine Wirtschaftlichkeitsprüfung alleine durch Redserve "ein G'schmäckle". Nach dem Dafürhalten von Ingo Mehner (CSU) muss die Stadt darauf aufpassen, dass die beiden Hotels auf dem Gelände an der Arzbacher Straße "nicht am Rande kommen", verglichen mit der Wohnbebauung. Jürgen Renner (SPD) äußerte Verständnis für solche Sorgen. Die Stadt hat aus seiner Sicht jedoch keine Alternative. "Die Hotelbetreiber stehen nicht gerade Schlange", sagte er.

© SZ vom 27.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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