Sonderpädagogisches Zentrum Bad Tölz:Bogenschießen und Yoga zur Lernförderung

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Das Sonderpädagogische Zentrum in Bad Tölz macht sehr gute Erfahrungen mit "gelenkter Freizeit" im Ganztagsprogramm. Rektor Klaus Koch stellt bei einem Rundgang die Angebote vor

Von Maurizio Giuri, Bad Tölz

In einer Reihe stehen die Schüler der vierten Klasse des Sonderpädagogischen Förderzentrums (SFZ) in der Jahnturnhalle. Ruhig und konzentriert. In der Hand hält jeder einen gespannten Bogen. Die Sehne schnalzt und im nächsten Moment trifft der Pfeil die Zielscheibe. "An unserer Schule ist Bogenschießen Teil des pädagogisch gelenkten Freizeitangebots", sagt Klaus Koch. Der Rektor der Förderschule schaut seinen jungen Bogenschützen zu und spricht von "allergrößten Erfolgen", die das Ganztagsprogramm seit drei Jahren gebracht habe. Auch Eltern würden damit entlastet, "weil meist beide Elternteile unserer Kinder arbeiten". An mindestens vier Tagen in der Woche geht der Unterricht von 8 bis 15.45 Uhr. Doch neben Pflichtfächern wie Mathe und Deutsch stehen noch Musiktheater, Klettern, Comiczeichnen, Boxen, Eislauf und vieles mehr auf dem Plan. 20 Kurse sind es, die von externen Betreuern angeboten werden.

Den Sonnengruß üben die Kinder mit Silvia Kipfelsberger. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"Der Charme dieser Kurse besteht darin, dass die Kinder mit unterschiedlichsten Tätigkeiten in Berührung kommen", sagt Koch. Wer würde mal eben so einem Bogensport-Verein beitreten? Der Nebeneffekt für die 81 Ganztagsschüler, die auf acht Klassen verteilt sind: Sie lernen, sich zu konzentrieren, werden ruhiger, haben Spaß und Erfolg. Um den zu ermöglichen, unterstützt das Landratsamt das im Tölzer Schulzentrum gelegene SFZ mit 5000 Euro pro Klasse und Jahr. Der Freistaat Bayern gibt 1100 Euro dazu. Keine Frage, Betreuung und Ausrüstung - die Schule hat unlängst 15 Bögen für 90 Euro pro Stück gekauft - sind teuer.

Christa Ritschl bringt den Kindern den Umgang mit Ton bei. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Für welche Kinder kommt das Förderzentrum in Betracht? Generell seien es Kinder, die sich in einer Regelschule schwer täten. Zwei Prozent aller Schüler im Landkreis besuchten Förderschulen, bayernweit seien es vier Prozent, sagt Koch. "Wir bieten hier Unterricht von der ersten bis zur neunten Klasse, am Ende steht der Mittelschulabschluss." Der Hintergrund der Schüler ist sehr unterschiedlich: Lern- oder Konzentrationsschwächen, Auffälligkeiten in der emotionalen und sozialen Entwicklung. Manchmal falle das schon im Kindergarten auf, manchmal erst später. In jedem Fall prüfen Sonderpädagogen der Schule jeden einzelnen Schüler vor der Aufnahme und erstellen ein Gutachten. Auf dieser Basis können sich die Eltern entscheiden, sie haben die freie Wahl. Dass eine Förderschule, die in der Gesellschaft immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat, "keine Einbahnstraße" ist, macht Siegmund Sparrer deutlich. Der Konrektor ist seit zehn Jahren an der Schule und sagt, dass es immer auch möglich sei, vom SFZ auf eine Regelschule zu wechseln. Damit das gelingt, fördern rund 50 Lehrer sowie 20 Sozialarbeiter und Sozialpädagogen die Kinder - kostenlos für die Eltern. "Lediglich 50 Euro Essensgeld im Monat für die Mensa fallen an", berichtet Koch.

Besuch beim Yoga-Kurs von Silvia Kipfelsberger. "Wir atmen ein, strecken die Arme nach oben." Jeden Freitag macht die zertifizierte Yoga-Lehrerin am SFZ mit Schülern den Sonnengruß und weitere Übungen. Sieben Kinder liegen auf Matten im Kreis um eine Schale herum, in der ein Räucherstäbchen glimmt. Auch hier geht es um Ruhe und Konzentration, bevor im nächsten Block wieder gepaukt wird. Wenn um 15.45 Uhr die Schule vorbei ist, sind die Hausaufgaben auch schon gemacht: Denn dafür gibt es nachmittags einen Block namens Lernzeit.

© SZ vom 11.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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