Bad Heilbrunn:Landkreis nimmt erste Asylbewerber auf

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Die Herbergssuche war schwierig, nun kommen 20 Menschen aus Syrien, Irak und der Türkei in einem ehemaligen Personalwohnheim unter. Landrat Niedermaier kritisiert die Kommunen.

Suse Bucher-Pinell

20 Asylbewerber aus Syrien, Irak und der Türkei kommen am heutigen Freitag im Landkreis an und werden in Bad Heilbrunn in einem ehemaligen Personalwohnheim einquartiert. Ob und wann weitere Asylsuchende im Landkreis untergebracht werden müssen, ist derzeit noch offen. "Wir erfahren das kurzfristig drei bis vier Wochen vorher", sagt der Leiter des Ausländeramts im Landratsamt, Klaus Köhler. Nach der aktuell geltenden Durchführungsordnung ist der Landkreis verpflichtet, 2,8 Prozent der Asylbewerber in Oberbayern aufzunehmen - das wären 88 Menschen.

Bei der Herbergssuche hatten die Aufrufe in den Medien und gegenüber Bürgermeistern wenig Erfolg, klagt Landrat Josef Niedermaier. Die 20 ersten Asylbewerber kommen nun in Bad Heilbrunn in einem ehemaligen Personalwohnheim unter. (Foto: Angelika Bardehle)

Mitarbeiter des Landratsamts haben am gestrigen Donnerstag noch die letzten Utensilien für die Unterkunft eingekauft, damit alles fertig ist für die neuen Bewohner. Möbel von Bett bis Kühlschrank mussten angeschafft werden sowie Kleinigkeiten bis hin zum Putzeimer. Wann der Bus mit den 16 Syrern, zwei Irakern und zwei kurdischen Türken ankommt, weiß Klaus Köhler nicht. Er und Karina Schultz vom Sozialamt müssen sich bereithalten, um die zwei Familien, zwei Paare sowie acht Einzelpersonen zu gegebener Zeit zu empfangen und ihnen alles Nötige zu erklären. Nach dem, was sie von der Regierung von Oberbayern in Erfahrung bringen konnten, gehören hauptsächlich jüngere Leute im Alter zwischen 25 und 35 Jahren zur Gruppe.

Bei der Zuweisung achte die Regierung darauf, dass der Personenkreis ausgewogen zusammengesetzt ist nach Alleinstehenden und Familien, Ethnien und Religionen. Vom Landkreis bekommen sie das Nötigste für den täglichen Bedarf, Kleidung und 40,90 Euro Taschengeld im Monat. Das Haus in Bad Heilbrunn hat der Landkreis erst nach intensiver Suche gefunden. In einer "klasse Leistung" hätten die Mitarbeiter des Landratsamts innerhalb von vier Wochen alles Wichtige organisiert.

Nachdem die Zahl der Asylbewerber seit zwei Jahren ansteigt und die Krisenherde in Nordafrika, Afghanistan, Somalia und Syrien die Entwicklung noch verstärken, sind die bestehenden Unterkünfte im Regierungsbezirk Oberbayern überbelegt. Jetzt sind die Landkreise in der Pflicht, in denen bisher keine staatlichen Unterkünfte bestehen.

Aufrufe in den Medien und gegenüber Bürgermeistern hatten wenig Erfolg. Stattdessen bekam Landrat Josef Niedermaier (FW) Absagen, in denen Gemeinden sich nicht geeignet hielten für eine Unterbringung. Dafür zeigt er kein Verständnis. "Wir sind ein offener Landkreis und stellen uns der Aufgabe", sagte er am Donnerstag der Presse.

Die Parlamente hätten die Sache geregelt, er weigere sich, eine Diskussion über das Ob zu führen. Niedermaier ist froh, dass der Mietvertrag mit dem Bad Heilbrunner Hausbesitzer geschlossen werden konnte. Sonst hätte der Bus die Gruppe am Landratsamt aussteigen lassen und sie hätten in ein Hotel eingemietet werden müssen. Die Regierung habe unmissverständlich erklärt, dass die Zuweisung auch ohne geeignete Unterbringung erfolge.

Der Landkreis ist weiter auf der Suche nach Ferienwohnungen, großen Mietwohnungen, Häusern oder Wohnblocks. Am dringendsten sucht er eine Gemeinschaftsunterkunft für 50 bis 60 Personen. Die Regierung von Oberbayern würde diese betreiben und finanzieren. Um jede kleine Unterkunft muss sich dagegen der Landkreis kümmern - vom Mietvertrag bis zur Organisation des Essens.

"Ein personell und organisatorisch beträchtlicher Aufwand", klagt Niedermaier, der von seinen Mitarbeitern zusätzlich zu leisten sei. Lediglich Sachkosten würden erstattet, nicht aber Personalkosten. Bei steigender Asylbewerberzahl könnte das zu einer Belastung der Kreishaushalts in sechsstelliger Höhe führen.

© SZ vom 09.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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